Neue Betreuung für junge Flüchtlinge

In der Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen will Niederösterreich eine Vorreiterrolle einnehmen. Pro Einheit sollen künftig maximal 48 Kinder und Jugendliche untergebracht werden, so Landesrat Maurice Androsch (SPÖ).

Die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen war eines der zentralen Themen bei der Konferenz der Kinder- und Jugendhilfereferenten der Bundesländer am Dienstag in St. Pölten. In den Erstaufnahmezentren in Traiskirchen (Bezirk Baden) und Thalham (Oberösterreich) sind derzeit 800 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht und warten auf geeignete Betreuungsplätze.

Schwerpunkt auf Gewaltprävention

Minderjährige Flüchtlinge brauchen besondere Aufmerksamkeit. In Niederösterreich will man bei ihrer Betreuung und Unterbringung jetzt eine Vorreiterrolle einnehmen, sagt Landesrat Maurice Androsch. „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden künftig zu maximal 48 Kindern und Jugendlichen in einer Einrichtung betreut werden“, so Androsch.

In diesen Einrichtungen, aber nicht nur ausschließlich dort, geht es auch um die Prävention von Gewalt. Ein Schwerpunkt liegt heuer bei den Themen Radikalismus und Dschihadismus, so Landesrat Karl Wilfing (ÖVP). In Niederösterreich gibt es mobile Dienste, die im konkreten Verdachtsfall in allen Bezirken ihre Hilfe anbieten. Damit will man „Anlaufstellen geben, dass - wenn es in einer Schule, einer Jugendorganisation oder im familären Umfeld Probleme gibt - sofort Hilfe und Beratung angeboten wird“, so Wilfing.

Die Fachstelle für Gewaltprävention hat in den vergangenen fünf Jahren u.a. mit Kindertheaterstücken mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Mit dem Übergang von der Kinder- und Jugendwohlfahrt zur Kinder- und Jugendhilfe sei die mobile präventive Arbeit „massiv“ aufgewertet worden, um den worst case einer Heimzuweisung zu vermeiden, so Wilfing. Er sprach laut einer Aussendung von einer Verdreifachung der Mittel von vier Millionen Euro 2011 auf rund 13 Millionen Euro im Jahr 2014, wobei sich die Gemeinden mit 50 Prozent an den Kosten beteiligen.

Große Nachfrage nach Extremismus-Hotline

Wie wichtig diese Hilfe ist, zeigen auch die Erfahrungen mit der Extremismushotline, sagt Familienministerin Sophie Karmasin. „Das ist qualifizierte Beratung am Telefon, sofortiger Verweis an eine Familienberatungsstelle bundesweit und das Aufrufen von mobilen Beratungsteam, die im Krisenfall innerhalb von Stunden vor Ort kommen.“

Die seit 1. Dezember im Familienministerium angesiedelte Beratungsstelle Extremismus weise mit über 200 Kontakten genau so viele auf wie Deutschland im Jahr 2014. Karmasin verwies auch auf ein in Bayern laufendes Projekt, das in Form von Familienpaten niederschwellige Hilfe biete.