Landesmuseum zeigt „Figl von Österreich“
Die Ausstellung stellt nicht nur den 15. Mai 1955, jenen Tag, an dem Leopold Figl den Staatsvertrag unterzeichnete, in den Mittelpunkt, sondern auch die wichtigsten Lebensstationen: In den 1930er Jahren war Figl Direktor des Bauernbundes. 1938 kam er in das NS-Konzentrationslager Dachau.
ÖNB, Wien
Im April 1945 aus der Todeszelle der Nationalsozialisten entkommen, begann er schon kurz danach mit seiner Arbeit für das Land, in dem der Krieg noch immer nicht zu Ende war. Die Ausstellung in Sankt Pölten dokumentiert Figls Tätigkeit als Bundeskanzler, Außenminister und Nationalratspräsident und als Landeshauptmann von Niederösterreich.
„Als Landeshauptmann viel gereist“
„Wenn Sie heute durch Niederösterreich fahren und Menschen fragen, so weiß jeder noch irgendeine Anekdote zu erzählen. Gerade in seinen letzten Lebensjahren ist er als Landeshauptmann viel gereist, er hat überall Ehrenurkunden überreicht bekommen und er war bei jedem Volksfest dabei. Er hatte diese wunderbare Gabe, dass er sich auf sein Gegenüber richtig einstellen konnte“, sagte Ausstellungskuratorin Elisabeth Vavra.
Figl als „Symbolfigur für das neue Österreich“
„Er ist eine Symbolfigur für das neue Österreich nach 1945 bzw. nach 1955“, sagte Ausstellungskurator Ernst Bruckmüller. „Figl war ein Netzwerker, er hat sich mit zahlreichen Personen gut verstanden. Er hatte eine fantastische Art, mit Menschen zu kommunizieren.“ Mit den Worten „Österreich ist frei“ auf dem Balkon des Belvedere in Wien sei Figl zu einer „Ikone der österreichischen Zeitgeschichte“ geworden. „Leopold Figl steht für ein neues österreichisches Selbstbewusstsein“, so Bruckmüller.
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Leopold Figls Weihnachtsansprache 1945
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Ausschnitt aus Leopold Figls Rede nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags am 15. Mai 1955
Tochter Anneliese: „Er war ein liebevoller Vater“
In der Ausstellung ist auch der Privatmann Figl zu sehen, etwa bei seinem Hobby, der Jagd, und im Kreise seiner Familie. Tochter Anneliese Figl erzählte bei der Eröffnung im April über die Zeit ihrer Kindheit und wie sie Leopold Figl als Vater erlebt hatte. Er sei aufgrund seiner politischen Aufgabe nicht viel da gewesen, aber: „Wenn er da war, war er ein liebevoller und fürsorglicher Vater und hat die Zeit mit seinen Kindern sehr genossen“, so Figl.
Ausstellungshinweis
Landesmuseum Niederösterreich,
St. Pölten, bis 26. Oktober.
Die Tugenden eines Politikers wie Bürgernähe und Konsequenz habe Figl „in exzellenter Art und Weise vorgelebt“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bei der Eröffnung. Man müsse sich vor Augen halten, dass die Geschichte von Menschen geschrieben wird, so Pröll. Das bedeute, dass Entscheidungen so getroffen werden müssten, dass auch die nachfolgenden Generationen darauf aufbauen könnten. „Was Niederösterreich anlangt, hat Leopold Figl für dieses unser Land unglaublich viel grundgelegt“, meinte der Landeshauptmann.
Links:
- Anneliese Figl: „Mein Vater liebte das Land“ (noe.ORF.at; 19.4.2015)
- Endlich ein Ja zum Staatsvertrag (noe.ORF.at; 15.4.2015)
- Leopold Figl
- „Figl von Österreich“