„Laufen für die, die es selbst nicht können“

33 Länder, sechs Kontinente, zwölf Zeitzonen: Beim „Wings for Life“-World Run nehmen weltweit 72.224 Läuferinnen und Läufer teil. Das Geld kommt der Rückenmarksforschung zugute. In Österreich fiel der Startschuss am Sonntag in St. Pölten.

Rund um den Globus vereinten sich am Sonntag die Menschen im Kampf für die Rückenmarksforschung. Das Geld, das bei dem Lauf-Event eingenommen wird, kommt einer Privatstiftung zugute. Ziel ist es, Rückenmarksverletzungen eines Tages heilbar zu machen. In St. Pölten gingen mehr als 7.900 Läuferinnen und Läufer für den guten Zweck an den Start. Darunter auch viele Profisportler, wie etwa Gregor Schlierenzauer. „Es ist ein Privileg, dass man bei so einem Lauf mitlaufen darf. Man kennt ja doch viele Rollstuhlfahrer. Es ist sehr schön, dass man gemeinsam mit anderen für die gute Sache laufen kann.“

Benjamin Karl: „Mit Gänsehaut am Start“

Snowboardweltmeister Benjamin Karl lief heuer zum zweiten Mal mit. Der Spitzensportler ist sich bewusst, dass man sich in seinem Beruf immer einem großen Risiko aussetzt. Für ihn ist es Ehrensache, beim Lauf in St. Pölten dabei zu sein: „Wenn man an der Startlinie steht und sich ins Gedächtnis ruft, dass jetzt die ganze Welt mit einem mitläuft, das lässt einem schon die Gänsehaut über den Rücken laufen.“

Die Ziellinie kommt von hinten

Das Besondere am „Wings for Life“-Run ist, dass es keine Ziellinie gibt. Die Läuferinnen und Läufer werden von einem „Catcher Car“ eingefangen. Dieses Auto nahm exakt 30 Minuten nach dem Start die Verfolgung auf. Es startete mit 15 km/h, die Geschwindigkeit wurde dann stündlich gesteigert. Auch das passierte überall auf der Welt zeitgleich. „Wenn man das Auto sieht, versucht man, so lange wie möglich noch weiter zu laufen. Doch irgendwann ist der Zeitpunkt da, wo es einfach nicht mehr geht. Und dann kommt die große Erleichterung, weil dann alles vorbei ist und man es gemeistert hat“, sagte Skirennläufer Marcel Hirscher.

Weltweiter Sieger lief in St. Pölten

Der Rollstuhlsportler Reini Sampl lenkte das „Catcher Car“. Er spricht von einer großen Herausforderung, so langsam über einen langen Zeitraum zu fahren. Doch die Läuferinnen und Läufer dann einzuholen, sei sehr emotional: „Man sieht tausende zum Teil glückliche, zum Teil böse Gesichter, weil man sie schon überholt hat. Aber man sieht sehr, sehr viele Emotionen.“ Der globale Vorjahressieger Lemawork Ketema war auch heuer nicht zu stoppen: Er lief in Sankt Pölten 79,9 Kilometer und wurde damit weltweiter Sieger. Er lief sogar noch ein wenig weiter als im Vorjahr, da waren es 78,57 Kilometer.

Lemawork Ketema

Red Bull Media

Lemawork Ketema lief 79,9 Kilometer, ehe ihn das Verfolgerauto einholte

Startschuss war um 13.00 Uhr

Vom Wetter her waren die Bedingungen in St. Pölten laut Organisator Michael Buchleitner übrigens optimal: „Wir haben Glück, dass das Wetter mitspielt. Die Schweizer mussten Strecken leer pumpen, weil das Wasser nach dem vielen Regen dort gestanden ist. Auch die Temperatur war für die Läufer perfekt: Es hatte knapp 15 Grad“, so Buchleitner. Auch zeittechnisch hatten es die Läufer in Österreich und Europa einfach - etwa in Australien oder Brasilien wurde mitten in der Nacht gelaufen, während hier der Startschuss um 13.00 Uhr fiel.

Die Privatstiftung „Wings for Life“ wurde 2004 vom zweifachen Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner und Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz ins Leben gerufen. Auf der Homepage wird garantiert, dass 100 Prozent der weltweiten Startgelder, Renneinnahmen, Spenden und Sponsorengelder direkt in die Forschung fließen. Bis zum frühen Abend waren am Sonntag laut Geschäftsführerin Anita Gerhardter 4,2 Millionen Euro an Spenden eingegangen.

„Einfach großartig, dass sich bei dieser Veranstaltung alle gemeinsam in den Dienst der guten Sache stellen und mit dem großen Ziel laufen, Querschnittslähmung heilbar zu machen. Es ist sehr wichtig, dass dieses soziale Bewusstsein auch an unsere Kinder weitergegeben wird“, sagte Sportlandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP).

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