Haag: Niavarani-Komödie uraufgeführt

Eine der wenigen Uraufführungen beim Theaterfest Niederösterreich gab es beim Theatersommer Haag: „Eine Komödie mit dem typischen ‚Niavarani-Schmäh‘“, meint Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz: „Reset – Alles auf Anfang“.

Im zweiten Jahr seiner Intendanz in Haag setzt Christoph Wagner-Trenkwitz auf zeitgenössische Komödie aus Österreich. „Gemeinsam mit Roman Frankl hat ‚Nia’ diese Komödie geschrieben, die Anfang 2014 bereits am Stadttheater Berndorf ‚ausprobiert’ und anschließend weiter verfeinert wurde“, erzählt der Intendant des Theatersommers Haag. „Die offizielle Uraufführung von ‚Reset’ wird am 8. Juli sein. Wer den typischen Niavarani-Schmäh schätzt, darf sich auf einen großen Abend freuen“, so Wagner-Trenkwitz.

Worum geht es in „Reset – Alles auf Anfang“? "Herbert ist ein erfolgreicher Geschäftsmann in den besten Jahren, hat eigentlich alles. Eine Ehefrau – sie ist schwer hysterisch, zugegeben, aber sie versucht, es mit Yoga in den Griff zu kriegen. Ein Verhältnis mit seiner jungen Sekretärin – sie will leider ein Kind von ihm, und dass er sich endlich scheiden lässt. Einen enterbten schwulen Halbbruder, der ohne viel zu fragen bei ihm eingezogen ist. Sogar einen Magritte an der Wand hat Herbert. Mit einem Wort: Herbert hat zu viel. Und er hat genug davon“, heißt es auf der Website des Theatersommers Haag.

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Szenen aus „Reset - Alles auf Anfang“

Das Stück ist bis 15. August in Haag zu sehen.

Als plötzlich sein alter Freund Martin in der Tür steht und einen millionenschweren Geldkoffer bei ihm verstecken möchte, fasst Herbert einen Gedanken: Warum nicht einfach mit dem Schwarzgeld durchbrennen und alles hinter sich lassen? Ein Baum beendet die Reise ins Glück, denn Herbert fährt mit seinem Auto gegen diesen Baum und verliert das Gedächtnis.

Der Uraufführungsregissseur heißt Werner Sobotka, der in Haag bereits „In 80 Tagen um die Welt“ und „Das Gespenst von Canterville“ inszenierte. In der Hauptrolle des Herbert ist der Schauspieler und Kabarettist Herbert Steinböck zu sehen.

Wagner-Trenkwitz: „Feuerwerk von witzigen Szenen“

Er sehe die Positionierung des Theatersommers Haag eher auf dem weiten Feld der Komödie, erklärt Christoph Wagner-Trenkwitz: „Das Stück ‚Reset‘ bietet ein Feuerwerk von witzigen Szenen und überraschenden Wendungen, alles geprägt vom typischen unwiderstehlichen ‚Nia‘-Humor“, so der Intendant.

noe.ORF.at: Warum haben Sie sich für dieses Stück entschieden?

Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz: Im vergangenen Sommer hatten wir eine schrullige altmodische Komödie auf dem Programm. Heuer wollte ich einen Zahn zulegen und im Heute landen. Auf der Suche nach einer modernen österreichischen Komödie bin ich bei meinem alten Freund Michael Niavarani fündig geworden. Das Stück „Reset“ ist in seiner Endfassung noch unaufgeführt gewesen und bietet ein Feuerwerk von witzigen Szenen und überraschenden Wendungen, alles geprägt vom typischen unwiderstehlichen „Nia“-Humor.

noe.ORF.at: Warum soll man gerade heuer zu Ihnen nach Haag fahren?

Wagner-Trenkwitz: Haag bietet in einem traumhaft schönen Ambiente Sommertheater, das keinen kalt lässt. Tribüne und Bühne sind gleichermaßen eine Augenweide. Aber entscheidend sind immer die Menschen (nicht nur in der Werbung für eine Bank): Eine sehr gut eingespielte Truppe von Erzkomödianten, allen voran Herbert Steinböck und Wolfgang Fifi Pissecker als ungleiches Brüderpaar, unter der Leitung des Comedy-Superprofis Werner Sobotka – das sollte sich niemand entgehen lassen!

Portrait Christoph Wagner-Trenkwitz

Peter Strobl

Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz

noe.ORF.at: Wie sehen Sie Ihren Spielort in drei Jahren? Wie wollen Sie ihn entwickeln?

Wagner-Trenkwitz: Die Tragödie „Jägerstätter“ vor zwei Jahren war ein – allerdings immens erfolgreiches – Experiment beim Theatersommer Haag. Ich sehe unsere Positionierung allerdings eher auf dem weiten Feld der Komödie. Der Standort ist beliebt und erfolgreich, das Programm ist mit einem Hauptstück, der sonntäglichen „Perlenreihe“ mit Musik- und Kabarett-Gustostückerln sowie der special!junior!senior!Produktion sehr gut entwickelt – da muss man, denke ich, keine weiteren Programmschwerpunkte hinzuerfinden, sondern nur die bestehenden mit Ideen und Geschmack ausfüllen.

noe.ORF.at: Worin sehen Sie die gesellschaftliche Aufgabe des Theaters, im speziellen die Aufgabe des Sommertheaters?

Wagner-Trenkwitz: Viele Menschen ziehen sich zurück – alle möglichen Bildschirme, groß und klein, bieten uns die zweifelhafte Möglichkeit, uns die ganze Welt nach Hause zu holen, dabei aber immer mehr zu vereinsamen. Theater: Das ist Begegnung, das sind einmalige Live-Momente, das ist Zusammensein mit wirklichen Menschen. Und wenn das alles zu sommerlichen Bedingungen unter freiem Himmel passiert, ist es noch einmal außerordentlicher. Sommertheater führt an die Ursprünge zurück. Keine kirchenartigen Bauten, wo man sich artig benehmen muss, sondern große Gefühle unter freiem Himmel – das sind Erlebnisse, die wir uns alle wünschen sollten!

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 9.7.2015

noe.ORF.at: Was ist die Botschaft des Stücks?

Regisseur Werner Sobotka: Wünschen wir uns nicht manchmal einen „Reset“-Schalter für unser Leben, mit dem wir alles Unangenehme, Unerwünschte auslöschen können? Schiefgegangene Beziehungen, nervende Familienmitglieder, ein lästiger Job? Und dann einfach abhauen, mit einem unversteuerten Vermögen im Koffer. So witzig die Turbulenzen auf der Bühne anzusehen sind – am Ende beneiden wir niemanden in diesem Stück um seine Situation. Den Reset-Schalter gibt es nicht. Machen wir das Beste aus unseren Leben – gehen wir zum Beispiel ins Theater!

noe.ORF.at: Welche Inszenierungsmöglichkeiten bietet der Spielort und wie nützen Sie diese?

Sobotka: Haag bietet eine prachtvolle Freilichtbühne, ohne technische Möglichkeiten wie Drehbühne, Schnürboden Versenkung etc., aber das brauchen wir auch nicht. Es ist die klassische „Tür auf, Tür zu“-Komödie, die in einem einstöckigen Bühnenbild hervorragend umsetzbar ist.

Faltenradio, Gansch & Breinschmid und Eder in Haag

Zahlreiche bekannte heimische Künstler treten bei der Perlenreihe 2015 auf: Faltenradio war bereits 2014 in Haag, heuer gibt es das Programm „Zoo“ (26. Juli). Mit dabei ist das groovige Duo Thomas Gansch & Georg Breinschmid (12. Juli) und Boris Eder wird am 19. Juli mit „Schnucki, ach Schnucki!“ die Lebensgeschichte von Hermann Leopoldi erzählen und ihn mit seinen bekannten Schlagern wiederauferstehen lassen.

Es gibt auch wieder die special!junior!senior!Produktion: Regisseur Herbert Walzl inszeniert Tirso de Molinas „Don Gil von den grünen Hosen“: „Klassisches spanisches Volkstheater mit einer temporeichen, zum Teil turbulenten Handlung und viel Humor“ (Wagner-Trenkwitz), Aufführungen sind vom 19. Juli bis 4. August.

„Reset – Alles auf Anfang“

Die Premiere von „Reset – Alles auf Anfang“ von Roman Frankl und Michael Niavarani war am 8. Juli (Haager Hauptlatz, 20.00 Uhr). Die weiteren Aufführungen: 10., 11., 16., 17., 18., 23., 24., 25., 29. und 30. Juli sowie am 1., 5., 6., 7., 8., 12., 13., 14. und 15. August (Beginn jeweils um 20.00 Uhr)

Mitwirkende: Heribert Steinböck, Patricia Nessy, Wolfgang Fifi Pissecker, Michaela Schausberger, Matthias Mamedof, Josef Forster und Josef Ellers
Regie: Werner Sobotka
Bühnenbild: Sam Madwar
Kostüme: Elisabeth Gressel
Intendanz: Christoph Wagner-Trenkwitz

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