Belcanto im kleinsten Opernhaus

Schloss Kirchstetten (Bezirk Mistelbach) ist nicht nur das jüngste Mitglied im Verein Theaterfest. Es bietet auch das kleinste Opernhaus des Landes und will sich auf Belcanto-Opern spezialisieren.

Mit der Aufnahme des Klassikfestivals Schloss Kirchstetten in den Verein „Theaterfest Niederösterreich“ wurde in Kirchstetten eine künstlerische Neupositionierung vollzogen: Hat man bisher vor allem Mozarts Opern gespielt, so liegt der Schwerpunkt ab dem Jahr 2015 bei den italienischen Belcanto-Opern. „Mit diesem Schritt wurde eine Lücke in der dichten Sommerfestival-Landschaft Niederösterreichs geschlossen. Ziel ist es, sich im Laufe der kommenden Jahre zu einem führenden Belcanto-Opernfestival im deutschsprachigen Raum zu entwickeln“, betont Intendant Stephan Gartner.

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Klassikfestival im Schloss Kirchstetten

Das kleinste Opernhaus des Landes legt seinen Schwerpunkt ab dem Jahr 2015 auf italienische Belcanto-Opern.

Kleinstes Opernhaus Österreichs

Mit gerade einmal 180 Sitzplätzen wird der Festsaal des Schlosses gerne als das kleinste Opernhaus Österreichs bezeichnet. Den Namen Maulpertsch-Saal verdankt er Franz Anton Maulpertsch, dem Schöpfer des Deckenfreskos. Das barocke Deckengemälde trägt den Titel „Triumph der Wahrheit über die Zeit“.

Die Besonderheit des Festivals, das rund um die Opernproduktion gestaltet wird, liegt in der Kombination von Kammerkonzerten, Klassik-Open-Air-Events und eben der Oper.

Beginn mit Donizettis „Der Liebestrank“

Gaetano Donizettis „Der Liebestrank“, im Original „L´elisir d´amore“, spielt in der Toskana. Es liege daher nahe, in der Szenerie die italienische Weingegend gegen die niederösterreichische auszuwechseln, erläutert Gartner den Ansatz für Kirchstetten. Allerdings gestaltete es sich für die Kostümbildnerin Gianpiera Bühlmann schwierig, eine traditionelle Weinviertler Tracht für die Produktion ausfindig zu machen.

Als „Veteranen“ werden im Kirchstettner Ensemble der künstlerische Leiter und Regisseur Csaba Némedi und der musikalische Leiter und Dirigent Hooman Khalatbari bezeichnet. Sie haben schon die Opern der letzten Jahre betreut. Die aufstrebende Sopranistin Maria Taytakova singt die Adina und Matthew Pena den Nemorino. Der Wiener Kammerchor wird das Ensemble unterstützen. „Der Liebestrank“ gilt als eine der herzerwärmendsten und komischsten Liebesgeschichten der Opernliteratur.

Nirgends gibt es Oper so hautnah wie in Kirchstetten

Kirchstetten, schon seit Jahren als „kleinstes Opernhaus des Landes“ bekannt, hat sich 2015 inhaltlich neu positioniert - als Belcanto-Festival. „Unser Festival schließt diese Lücke und möchte sich in den kommenden Jahren zu einem der führenden Belcanto-Festivals entwickeln“, sagt Intendant Stefan Gartner im Gespräch mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Warum haben Sie sich für dieses Stück entschieden?

Intendant Stefan Gartner: Die Stückwahl hat zwei Gründe: Erstens haben wir gleichzeitig mit der Aufnahme in das Theaterfest Niederösterreich eine Neupositionierung als Belcanto-Festival getätigt. Dieses Thema war in Niederösterreich (und auch darüber hinaus) noch nicht wirklich besetzt. Unser Festival schließt diese Lücke und möchte sich in den kommenden Jahren zu einem der führenden Belcanto-Festivals entwickeln.

Daraus folgt „L’elisir d’amore“ („Der Liebestrank“). Das Stück ist in der führenden Weingegend Italiens, der Toscana, beheimatet. Daher lag der Rückschluss sehr nahe, eine Belcanto-Oper zu nehmen, die sich thematisch und regionstechnisch als Auftakt perfekt mit dem Weinviertel verbindet - wir verlegen die Handlung auch kurzerhand in die führende Weinregion Österreichs.

noe.ORF.at: Warum soll man gerade heuer zu Ihnen nach Kirchstetten fahren?

Stefan Gartner: Aus oben genannten Gründen: Es gibt kein zweites Belcanto-Festival in Niederösterreich, weiters ist Schloss Kirchstetten auch von seinen vergangenen 15 Opernproduktionen als das „Kleinste Opernhaus Österreichs“ ein gutbekannter Geheimtipp. Unsere Gäste sind nicht nur dabei, sondern mittendrinnen – so hautnah wird Oper an keinem anderen Standort im Niederösterreich Sommertheater geboten.

noe.ORF.at: Wie sehen Sie Ihren Spielort in drei Jahren? Wie wollen Sie ihn entwickeln?

Stefan Gartner: Das korrespondiert auch wieder mit der neuen Positionierung: In drei Jahren sind wir mitten auf dem Weg zu einem der führenden Belcanto-Festivals…!

noe.ORF.at: Worin sehen Sie die gesellschaftliche Aufgabe des Theaters, im speziellen die Aufgabe des Sommertheaters?

Stefan Gartner: Sommertheater soll unterhalten – einen netten Abend mit qualitativ hochwertigem (Musik)Schauspiel bieten… einen eventuellen „Bildungsauftrag“ sehe ich - wenn überhaupt – nur als Rahmenbotschaft mitschwingen: Da ich ein Weinviertler bin, vergleiche ich die Aufgabe des Sommertheaters am besten mit Wein: Im Sommer möchte man was Frisches, Spritziges, Leichtes trinken, zum Beispiel einen Weinviertel DAC, Welschriesling oder auch einen fruchtigen Rosé – da sind die „schweren“ wie Zweigelt und Merlot, aber auch alkoholschwere säurearme Weißburgunder oder Rieslinge nicht so gefragt – die sind was für den Winter…

Ensembeszene in Der Liebestrank in Kirchstetten

Stefan Häusler

„Der Liebestrank“ mit Ulf Bunde, Matthew Pena und Maria Taytakova (v.l.)

noe.ORF.at: Was ist die Botschaft des Stücks?

Regisseur Csaba Némedi: Die Verbindung zwischen dem Ländlich-Rustikalen, Bunten und dem Unterhaltsamen – dieses Unterhaltsame im besten Sinne des Wortes, wovor man endlich auch am Theater keine Scheu (mehr) haben sollte – sowie dem musikalisch Hochwertigen stehen unumstritten im Mittelpunkt unserer Ideen, wenn wir im Sommer 2015 als Auftakt des Kirchstettner Belcantofestivals Donizettis ‚Liebestrank’ in italienischer Sprache und internationaler Besetzung unserem Publikum präsentieren werden.

noe.ORF.at: Welche Inszenierungsmöglichkeiten bietet der Spielort und wie nützen Sie diese?

Csaba Némedi: Die sonnig-heitere, aber auch mitunter melancholisch wirkende Hügellandschaft des nördlichen Weinviertels bietet sich ja geradezu als perfekte Naturkulisse für Donizettis Dramma giocoso „L’elisir d’amore“ an! Ein Paradestück des italienischen Belcanto, das in puncto Rollenverteilung und Dramaturgie der einzelnen Charaktere, eigentlich noch die klassische Struktur, das obligatorische Muster und den Handlungsablauf einer genuinen Rossinischen Opera buffa bedient – ein Welterfolg seit seiner Uraufführung.

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