Grafenegg Festival: Fulminanter Auftakt

Zum Auftakt der neunten Saison des Musikfestivals Grafenegg hat das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich im Wolkenturm ein fulminantes Eröffnungskonzert geboten. Bis 6. September gastieren Künstler von Weltruf in Grafenegg.

Beim Eröffnungskonzert am Freitagabend stand mit Andres Orozco-Estrada der frühere Chefdirigent des Orchesters am Pult. Zur Einleitung erklang „gemini calls“, das Auftragswerk des diesjährigen Composers in residence, Matthias Pintscher, für zwei Trompeten - dargeboten von zwei Duos, die untereinander alternierend und miteinander dialogisierend atonale Fäden spannen.

Es folgte die vor genau 100 Jahren entstandene „Skythische Suite“ aus dem Ballett „Ala et Lolly“ von Sergej Prokofjew, ein „durchaus herbes Werk, dessen vier charakterlich kontrastreiche Sätze sehr präzise herausgearbeitet wurden“, so Ewald Baringer, Kulturkritiker der Austria Presse Agentur.

Von höchster Präzision war auch die Wiedergabe von Carl Orffs „Carmina Burana“ nach der Pause geprägt. Orozco-Estrada und die Tonkünstler lieferten eine überaus plastische, transparente und dynamisch konzise Interpretation. Für eine „vokale Luxusbesetzung“ sorgten der Wiener Singverein, die Wiener Sängerknaben sowie als Solisten Daniela Fally mit feinem Sopran, Dmitry Egerov, der kurzfristig für den erkrankten Tenor Toby Spence eingesprungen war, sowie Bariton Michael Volle.

Buchbinder: „Spitzenorchester erstmals hier zu Gast“

In den kommenden vier Wochen sind im Wolkenturm 20 hochkarätige Konzerte zu hören, sagte Rudolf Buchbinder, der Künstlerische Leiter des Festivals: „Es kommen die Berliner Philharmoniker zum ersten Mal, das Boston Symphony Orchestra kommt zum ersten Mal, in Grafenegg werden auch die Wiener Philharmoniker und das Orchestre de la Suisse Romande zu hören sein, also die Weltspitzenorchester geben sich die Türklinke in die Hand.“

Das Festival im Schloss Grafenegg findet bereits zum neunten Mal statt. Inzwischen sei es weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, ebenso sei es aber auch regional verankert, bilanzierte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP): „Zu dieser regionalen Verankerung haben wir eine Internationalität gefunden, die seinesgleichen sucht. Und das hilft uns sowohl im Interesse des Images für das Land Niederösterreich, aber auch im Interesse des Tourismus“, so Pröll.

Radio NÖ sendet einen Mitschnitt des Eröffnungskonzerts am 27. September ab 20.04 Uhr.

In Grafenegg werden Musik und Natur eins, sagte Andres Orozco-Estrada. Der Dirigent aus Kolumbien verabschiedet sich nach der neunten Auflage des Grafenegg Festivals, kommt aber schon im nächsten Jahr wieder: „Bei der Feier des zehnjährigen Jubiläums werde ich wieder da sein, ich werde wieder hier in Grafenegg mit den Tonkünstlern musizieren, also ich freue mich auf die Zukunft.“

Lob von Spielmann über Fally bis Vranitzky

Nicht nur die Tonkünstler, sondern auch die Wiener Sängerknaben und der Wiener Singverein begeisterten das Publikum. Besser könnte wohl auch Filmregisseur Götz Spielmann die Eröffnung nicht inszenieren: „Aus Sicht eines Regisseurs muss ich sagen: Das Wichtigste ist die Musik, die war grandios.“

Als Solistin überzeugte Daniela Fally: „Ich bin jedes Mal total begeistert, auch vom Wolkenturm und der Akustik. Ich finde, hier ist die Architektur so gelungen mit Alt und Neu, es ist eine einmalige Geschichte.“

„Ich würde sagen, dieser Wolkenturm ist einzigartig und damit verbunden auch die Stimmung. Ich komme schon vier, fünf, sechs Mal her und habe jedes Mal das Glück gehabt, dass das Festival im Wolkenturm stattgefunden hat“, sagte Hermann Schützenhöfer (ÖVP), Landeshauptmann der Steiermark.

Lob kam auch von einem ehemaligen Bundeskanzler: „Ich gehöre zu jenen, die nur in höchsten Tönen darüber reden können, und ich tue das aus Überzeugung gerne, es war ein großartiger Abend“, sagte Franz Vranitzky.

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