Christian Ludwig Attersee wird 75

Nicht gerade leise wird der 75. Geburtstag von Christian Ludwig Attersee begangen. Die ruhige Künstlerexistenz in der abgeschiedenen Klause am Semmering hat der Allrounderschaffer aber auch nie gepflegt.

Der Ausstellungsreigen zum 75. Geburtstag am 28. August passt genau zum Leben des Malers, Musikers, Schriftstellers, Filmemachers, Bühnenbildners und Seglers. In Summe bringt es Christian Ludwig Attersee bis dato bereits auf mehr als 500 Einzelausstellungen.

Christian Ludwig Attersee im Jahr 2011

APA/RUBRA

Ein Ausstellungsreigen zum 75. Geburtstag des Künstlers

Noch zu sehen sind derzeit die Ausstellung „Attersee. Bilder 1990 - 2015 aus dem Semmeringer Atelier“ im Kunsthaus Mürz in Mürzzuschlag (noch bis 13. September) und die Schau „Neue Arbeiten“ in der Galerie Zwach in Schörfling am Attersee (bis 26. August). In der Salzburger Galerie im Traklhaus ist noch bis 5. September die Gruppenausstellung „Lärm - Ton, Klang, Musik und bildende Kunst“ sowie im Kärntner Schloss Ebenau „Impuls Natur“ jeweils unter starker Attersee-Beteiligung zu sehen. Den Abschluss des Ausstellungsreigens bildet Attersees Geburtsstadt Bratislava in der Slowakei, wo man ab 14. November in der Danubiana Meulensteen die „Retrospektive 1990-2015“ zeigt.

Die Verbindungen des Künstlers zu Oberösterreich sind eng, auch wenn Christian Ludwig Attersee, anders als sein Name vermuten lässt, nicht von den Ufern des größten Sees Oberösterreichs stammt. Er wurde vielmehr am 28. August 1940 als Christian Ludwig in Bratislava geboren. Die Wahl seines Künstlernamens erfolgte 1966 in Anspielung auf seine Erfolge als Segelsportler, wo er es zum dreifachen österreichischen Staatsmeister brachte.

Vielseitiges Künstlerleben abseits des Elfenbeinturms

Schon 1951 begann Attersee Kurzromane zu schreiben, erste Lieder zu dichten, Comics zu zeichnen und Bühnenbilder zu entwerfen. Von 1957 bis 1963 studierte er Bühnenarchitektur und Malerei an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst. Dort unterhielt er Kontakte zur Gruppe der „Wiener Aktionisten“, insbesondere zu Günter Brus, Hermann Nitsch und Gerhard Rühm, an deren Aktionen er sich auch beteiligte.

Zwischen 1963 und 1965 entstanden Attersees erste Bilderzyklen, „Wetterbilder“ und „Regenbogenanomalien“. Wetter und naturhafte Elemente spielten auch in seinen weiteren Arbeiten eine wesentliche Rolle. 1965 übersiedelte Attersee nach Berlin, wo er seine erste Ausstellung zeigte. Bis 1972 entstanden u.a. Fotozyklen mit narzisstisch-ironischen Selbstporträts sowie Gemälde und Zeichnungen mit den für Attersee typischen „Gegenstandserfindungen“ wie Schamhaar-Lockenwickler oder Speisepflug und Suppenschwamm-Löffel, denen der Einfluss der amerikanischen Pop-Art anzumerken ist.

Zwischen 1977 und 1980 hielt sich Attersee in Paris auf, 1980 überquerte er per Schiff den Atlantik und entwickelte aus seinen früheren Motiven expressive Wasser-Bilderwelten. Insbesondere Attersees Arbeiten bewegen sich in zyklischen Kreisläufen mit Wiederaufnahme von Themen. Sein zwischen figurativen Darstellungen und überbordender Fantastik changierendes Werk ist von Ideenreichtum und Sinnlichkeit, Expressivität und Witz geprägt, wobei die Gefahren des Dekorativen nicht immer umschifft werden.

Kunst-Segler auf vielen Gewässern

Stets waren Attersees Aktivitäten äußerst vielseitig: 1986 gestaltete er Wiens ersten Champagnerball im Konzerthaus, 1987 eine Schiffsschaukel für Andre Hellers „Luna Luna-Rummelplatz“. Für die Fassade des 1996 eröffneten Attersee-Hauses auf der Wiener Mariahilfer Straße entwarf er mit dem 210 Quadratmeter großen Mosaik „Wetterhändler“ das größte Glasmosaik Europas. Den Ringturm am Schottenring hüllte Attersee 2006 in Folie, als Bühnenausstatter betätigte er sich wiederholt, zuletzt mit seinem Gesamtkunstwerk „Salome“ in Bremen (2008), dem nun am 30. September in Linz Udo Zimmermanns Kammeroper „Weiße Rose“ folgt.

Von Attersee verhüllter Ringturm Wien 2006

APA/Helmut Fohringer

Der von Christian Ludwig Attersee mit einem „Don Giovanni“-Motiv bedeckte Wiener Ringturm (2006)

Attersees Arbeiten waren u.a. 1977 auf der Documenta 6 in Kassel und 1984 auf der Biennale in Venedig zu sehen sowie in mehr als 400 Einzelausstellungen in Europa und den USA. Große Retrospektiven waren ihm in Österreich 1997 durch die Albertina und 2005 durch das Bank Austria Kunstforum, mit dessen Chefin Ingried Brugger Attersee verheiratet ist, gewidmet.

Von 1991 bis 2009 war Attersee Professor an der Wiener Angewandten, 1997 wurde er mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet, 2004 erhielt er den renommierten deutschen Lovis-Corinth-Preis, 2005 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und 2007 das Silberne Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. Der Künstler besitzt ein Haus in Semmering (Bezirk Neunkirchen).

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