Die NS-Zeit: Das dunkle Kapitel der Bahn

Mit einem zeithistorischen Thema setzt sich eine Ausstellung der ÖBB im Stadtmuseum Wr. Neustadt auseinander. Unter dem Titel „Verdrängte Jahre“ geht es um die Rolle der Bahn während der NS-Zeit in den Jahren 1938 bis 1945.

Damals waren die Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ, heute ÖBB) Teil der Deutschen Reichsbahn und haben nicht nur die Kriegslogistik der deutschen Wehrmacht transportiert, sondern auch die Züge gestellt, mit denen Menschen in die Vernichtungslager gebracht wurden.

Drei Millionen Menschen mit Zügen in den Tod

So grausam es ist, die Tatsache ist unbestritten: Die logistische Kapazität der Bahn hat den systematischen Mord am jüdischen Volk, an Roma und Sinti, aber auch an Homosexuellen oder Andersgläubigen überhaupt erst möglich gemacht. Drei Millionen Menschen aus fast ganz Europa wurden im Zweiten Weltkrieg mit Zügen in die Vernichtungslager des NS-Regimes transportiert. Die Bahnmitarbeiter haben an diesem Vernichtungsfeldzug unmittelbar teilgenommen.

ÖBB-Themenausstellung „Verdrängte Jahre“

15. Oktober 2015 bis 10. Jänner 2016, Stadtmuseum Wr. Neustadt

„Das ist der dunkelste Abschnitt unserer Unternehmensgeschichte. Wir sind dazu verpflichtet, zu gedenken und wollen mit dieser Dokumentation einen weiteren Beitrag zur historischen Aufarbeitung leisten. So unfassbar uns diese Ereignisse heute erscheinen, so klar müssen wir als ÖBB diese Zeit als Teil unserer Geschichte akzeptieren“, sagt ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern. Bisher wurde die ÖBB-Themenausstellung in Wien, Linz, Salzburg, Graz, Klagenfurt und im Europäischen Parlament in Brüssel gezeigt.

Die Ausstellung hat auch viele weitere Aspekte: Die Bahn als Transportmittel, das viele Menschen in die Emigration gebracht hat oder die Bahn als Arbeitgeber, der Zwangsarbeiter beim Bau von neuen Zugsverbindungen eingesetzt hat. Schließlich geht es auch um die Rolle der Bahnbediensteten, und um jene, die Widerstand gegen das NS-Regime leisteten.

154 Bahnarbeiter im Widerstand hingerichtet

Die Bahnmitarbeiter waren für die nationalsozialistischen Machthaber von besonderer Bedeutung. Für sie galten strengere Regeln als für anderen Beamte, sie wurden flächendeckend einer politischen Untersuchung und Überwachung unterzogen. Trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - waren sie auch maßgeblich am Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. 154 Bahnbedienstete wurden wegen ihres Widerstandes zum Tode verurteilt und hingerichtet, 135 starben in Konzentrationslagen oder Zuchthäusern, 1.438 wurden zu KZ- oder Zuchthausstrafen verurteilt.

Links: