„Gipfeltreffen“ im Niederösterreich-Derby

Zu einem Spitzenspiel kommt es am Freitag im Derby der Ersten Fußball-Liga zwischen Wr. Neustadt und St. Pölten. In den letzten sechs Runden hat kein Team mehr Punkte geholt, als die beiden Klubs aus Niederösterreich.

Nach einem mehr als holprigen Start in die Saison mit nur einem Punkt und null Toren aus den ersten fünf Spielen ist Wiener Neustadt nun endgültig in der Liga angekommen. Mehr noch - die Blau-Weißen sind das Team der Stunde. Seit sechs Spielen ist man ungeschlagen. 14 Punkte hat man in diesem Zeitraum geholt, mehr als jedes andere Team. Wiener Neustadt liegt auf Rang acht und hat die Abstiegszone vorerst hinter sich gelassen. „Derzeit stellen wir jede Woche Rekorde auf, es kann so weitergehen“, sagt ein glücklicher Günter Kreissl, Trainer der Wiener Neustädter.

Wr. Neustadt: Sportlich top, finanziell flop

An das erste Derby der Saison, eine 0:2-Niederlage in der St. Pöltner NV-Arena, hat Kreissl keine guten Erinnerungen. „Ich glaube, es hat uns in dieser Saison kein Team so beherrscht wie St. Pölten im Hinspiel. Das war von uns keine gute Leistung. Von daher wollen wir natürlich zeigen, dass wir uns weiterentwickelt haben, auch gegen eine gute St. Pöltner Mannschaft. Wir hoffen natürlich, dass viele Zuschauer kommen und dass eventuell auch aus der Wirtschaft und der Politik Leute vor Ort sind, die sich für dieses Derby interessieren“, sagt der Wiener-Neustadt-Trainer und spielt vor allem mit dem letzten Satz auf die finanziell prekäre Situation des Vereins an.

Clubmanager Gruber von Wiener Neustadt

ORF NÖ

Wiener-Neustadt-Clubmanager Alexander Gruber: „Im Budget für 2016/17 fehlt noch eine Million Euro.“

Die aktuelle Saison sei zwar ausfinanziert, hinter der kommenden steht jedoch ein dickes Fragezeichen. „Nach derzeitigem Stand sind wir vom Mindestmaß zur Lizenz-Erteilung weit entfernt“, warnt Clubmanager Alexander Gruber. Mehr als eine Million Euro fehlt noch im Budget für die Saison 2016/2017. Noch sei genügend Zeit, das nötige Geld aufzutreiben, aber: „Wir müssen rechtzeitig auf uns aufmerksam machen, damit uns am Schluss nicht der Vorwurf gemacht werden kann, dass wir zu lange zugewartet hätten“, so Kreissl.

Der Wiener Neustädter Trainer wünscht sich deshalb mehr Unterstützung vom Umfeld. „Wir wollen ja überhaupt nichts Unrechtes. Wir würden uns einfach wünschen, dass Stadt aber auch Land stolz auf diesen Verein im Süden Niederösterreichs sind, der seit Jahren mit guter Arbeit über dem performt, was laut Experten überhaupt denkbar ist. Und dass wir mit so einer jungen Truppe eine so gute Entwicklung durchgemacht haben, sollte doch auch Grund sein, die Strategiepolitik zu hinterfragen.“

St. Pölten schielt auf die Bundesliga

Eine mehr als gute Entwicklung nimmt derzeit auch St. Pölten. Von den letzten neun Spielen hat der SKN sieben gewonnen und sich damit an der Spitze festgesetzt. Nach dem 1:0-Erfolg gegen den LASK ist man erster Verfolger von Spitzenreiter Wacker Innsbruck. Trainer Karl Daxbacher steigt aber auf die Euphoriebremse: „Wir sehen, wie schwierig es ist und wie knapp die Ergebnisse immer sind. Uns ist völlig bewusst, dass wenn wir nur ein wenig nachlassen, es sofort in die andere Richtung gehen kann.“

Karl Daxbacher

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Karl Daxbacher ist mit dem SKN St. Pölten erster Verfolger von Spitzenreiter Innsbruck.

Mit nur vier Punkten Rückstand auf die Spitze, ist plötzlich sogar der Aufstieg wieder ein Thema. Für Daxbacher zu früh. „Man soll schon Ziele haben und diese auch verfolgen, aber den Aufstieg von St. Pölten als Muss anzusehen, das ist überzogen. Aber es freut uns, dass wir jetzt oben dabei sind. Mittelfristig ist der Aufstieg sicher das Ziel und wir werden sehen, ob es machbar ist.“

Um sich weiter oben festzusetzen, hofft St. Pölten auf einen Sieg im Derby. Für den SKN spricht die Stärke auf fremdem Platz. Sechs von acht Auswärtsspielen hat man gewonnen. Daxbacher warnt aber vor dem Gegner: „Es scheint eine etwas einfachere Aufgabe zu sein, aber das ist es natürlich nicht. Günter Kreissl ist es gelungen, eine Mannschaft zu formen, die sehr zusammengeschweißt wirkt und daher sollten wir uns nicht zu sicher sein, dass wir dieses Spiel gewinnen werden.“

Das zweite Niederösterreich-Derby der Saison steigt am Freitag um 20.30 Uhr im Stadion Wiener Neustadt. Das Spiel ist live in ORF Sport Plus zu sehen.