Pensionisten betäubt: Prozess vertagt

Eine Putzfrau ist am Donnerstag in Korneuburg vor Gericht gestanden. Sie soll einer alten Dame Schmuck gestohlen und einem 80-Jährigen u.a. 13.500 Euro geraubt haben, nachdem sie ihn betäubt hatte. Der Prozess wurde vertagt.

Wie Staatsanwältin Elisabeth Gratzl ausführte, hatte die Angeklagte den Job nach dem Auszug ihres Ehemanns aus dem Haus in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) Ende 2014 angenommen - und dann wegen ihrer privaten Kontakte zu den Kunden wieder verloren. Zu den angezeigten Vorfällen kam es im März. Der Klientin in Angern an der March (Bezirk Gänserndorf) seien eine Gold-und Perlenkette, Ringe und Ohrringe entwendet worden, so Gratzl.

Dem Pensionisten in Strasshof (Bezirk Gänserndorf) habe die Frau nach ihrer Kündigung bei einem privaten Besuch Wein und Speiseeis mitgebracht, das sie mit Betäubungsmitteln versetzt haben soll. Der Mann sei bewusstlos zusammengebrochen und erst zwei Tage später wieder zu sich gekommen - aus dem Haus fehlten neben dem Bargeld sein Handy und Laptop.

Angeklagte beteuert Unschuld

„Ich habe das nicht gemacht“, beteuerte die Angeklagte ihre Unschuld - und konnte sich die Vorwürfe der beiden Opfer nicht erklären. Ihrem Anwalt zufolge basiere die Anklage nur auf Vermutungen. Im Haus seiner Mandantin sei nichts gefunden worden. Im Blut des Pensionisten seien keine Substanzen nachgewiesen worden. Dieser habe selbst gegenüber der Polizei angegeben, nach ihrem Weggang auf dem Weg zur Toilette gestürzt zu sein - möglicherweise habe der Mann einen Kreislaufkollaps erlitten.

Sie habe sich gut mit ihren Klienten verstanden, meinte die Angeklagte. Der Pensionist habe sie auch zum Essen ins Wirtshaus einladen wollen, was sie aber nie angenommen hatte. Den Besuch - am Abend des Palmsamstag, während die Kinder bei ihrem Vater waren - begründete sie damit, dass er ihr eine Liste mit Putzmitteln hätte geben wollen, die sie besorgen sollte. Beide hätten die von einem Fast-Food-Restaurant mitgebrachten Eisbecher gegessen. Nachdem dem Mann schwindlig wurde, brachte sie ihn quasi ins Bett, fragte noch, ob sie jemand verständigen sollte, und verließ dann das Haus, erzählte die Beschuldigte.

Auch die Dame in Angern an der March, bei der sie drei Mal tätig gewesen war, sei zufrieden mit ihr gewesen, erklärte die Angeklagte. Die 93-Jährige wollte sich im Zeugenstand daran erinnern, beobachtet zu haben, wie die 40-Jährige beim Zusammenräumen einen ihrer Schränke geöffnet und sich hineingebeugt hatte. An einen Diebstahl dachte sie damals nicht - aber Tage später nach einem Anruf der Hilfsorganisation, die der Frau mittlerweile gekündigt hatte. Bei der Anzeigeerstattung hatte die alte Dame ihre Beobachtung allerdings nicht erwähnt. Jedenfalls schloss sie am Mittwoch kategorisch aus, dass für den Schmuckdiebstahl auch jemand anderer infrage kommen könnte.

Substanz ins Speiseeis gemischt?

Der 80-Jährige berichtete von einer Plauderei bei Wein und Eis, dann habe er ein Blackout gehabt. Seine nächste Erinnerung war ein Krach, als ein Bekannter bei der Tür reinkam und ihn im Schlafzimmer neben dem Bett fand - seine Tochter hatte den Mann gebeten, nachzuschauen, weil sie ihren Vater telefonisch nicht erreichte.

Als er zu sich kam, war er etwas verwirrt: „Ich dachte mir, wo ist der Sonntag hingekommen?“ Der Hausarzt ließ ihn ins Spital nach Mistelbach einliefern. Beide Knie waren aufgeschunden, am Jochbein schmerzte es ihn. Wahrscheinlich war er vom Sessel gefallen, sagte er. Er nehme an, dass ihm die 40-Jährige etwas ins Speiseeis gemischt habe: „Welcher Mensch schläft 38 Stunden?“ Dass er bereits eine Woche zuvor gestürzt war, begründete er mit einer Ungeschicklichkeit beim Entkleiden. Die hohe Bargeldsumme, die er daheim gehabt hatte, erklärte er mit dem Vorhaben, an das Rote Kreuz zu spenden.

Zur Anhörung weiterer Zeugen wurde der Prozess vertagt. Auch soll die Schmuckkassette, in der sich die Perlenkette der 93-Jährigen befunden hatte, auf DNA-Spuren untersucht werden.