Strahlentherapie: Kritik an Wartezeiten

Einer Studie von „Gesundheit Österreich“ zufolge fehlen in der Ostregion Strahlengeräte. In Niederösterreich werden laut der Landesklinkenholding die Vorgaben erfüllt. Patientenanwalt Bachinger sieht jedoch Defizite bei den Wartezeiten.

Der „Österreichische Strukturplan Gesundheit“ sieht für Niederösterreich sechs Strahlengeräte vor: drei in Krems, drei in Wiener Neustadt. Die Vorgaben sind damit laut einem Sprecher der Landesklinikenholding erfüllt, Probleme gäbe es somit nicht.

Patientenanwalt: Bis zu 30 Tage Wartezeit

Patientenanwalt Gerald Bachinger ortet jedoch vor allem in den langen Wartezeiten ein Problem. In der Versorgungsregion Ost, die Wien, Niederösterreich und das Burgenland umfasst, würde man bis zu 30 Tage auf eine Strahlenbehandlung warten. In dieser Zeit kann sich eine Krebskrankheit jedoch verschlechtern.

„In der gesamten Ostregion fehlen bei einer Auslastung von zehn Stunden pro Tag 0,5 Geräte“, sagt Bachinger. „Wird das Gerät weniger lang genutzt, sind es etwa zwei bis drei Geräte, die fehlen.“ Bachinger rechnet damit, dass diese Erkenntnisse aus der Studie schon bald in den Strukturplan eingearbeitet werden. Die Umsetzung sei für die kommenden fünf Jahre realistisch.

Die große Schwierigkeit ist dem niederösterreichischen Patientenanwalt zufolge weniger die Investition in die Geräte, sondern vielmehr die spezielle Schulung für das Personal. Die entsprechende Ausbildung dafür würde mehrere Jahre dauern.

62,5 Prozent brauchen Strahlentherapie

Der Hintergrund: Jährlich erkranken in Österreich rund 38.000 Menschen an Krebs. Im Jahr 2020 werden es mehr als 41.000 sein. 2013 schlugen internationale Experten mit Beteiligung der Internationalen Atomenergieagentur IAEO und österreichischer Beteiligung in einer wissenschaftlichen Publikation in „Lancet Oncology“ Alarm. Im Vergleich zu 33 europäischen Staaten hätte Österreich einen 19-prozentigen Strahlentherapie-Kapazitätsmangel. Dabei würden 40 Prozent der Krebsheilungen allein durch die Strahlentherapie erfolgen.

Im Anschluss daran ergab sich eine bis Mitte Juni 2014 tobende gesundheitspolitische Debatte in Österreich. Die österreichischen Patientenanwälte sowie die Bundesländer Wien, Burgenland und Niederösterreich verlangten in der Bundesgesundheitskommission die Erstellung einer handfesten Studie zu dem Thema. Das knapp 30 Seiten umfassende Papier liegt jetzt vor.

Demnach hat Österreich definitiv eine Krebstherapie-Strahlenmisere. Statt notwendiger 62,5 Prozent der Patienten bekommen nur 51 Prozent eine Behandlung. Im Osten und Süden des Bundesgebietes (Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, Kärnten) fehlen massiv Bestrahlungsgeräte.