Pfaffstätten: Dorf der Schriftsteller

Die Gemeinde Pfaffstätten (Bezirk Baden) ist nicht nur ein Weinort, sondern auch Heimat von vier Schriftstellern. Gertraud Klemm, Daniela Meisel, Eleonore Rodler und Peter Meissner widmen sich unterschiedlichsten Stilen und Genres.

Die 3.000-Einwohner-Gemeinde mit ihren lieblichen Winzerhäusern kann im Verhältnis zur Einwohnerzahl auffallend viele Schriftsteller vorweisen. Einer davon ist Peter Meissner: „Ich liebe diese Gegend mit dem Wein und den vielen Heurigen. Es besteht hier ein sehr gemütliches Umfeld“, erläutert der Radiomoderator.

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Literarisches Pfaffstätten

Peter Meissner, Daniela Meisel, Eleonore Rodler und Gertraud Klemm mit kurzen Proben aus ihrem künstlerischen Schaffen.

Meissner ist Autor vieler heiterer Kurzgeschichten und Lieder. Zwölf Bücher hat er bereits geschrieben, 22 CDs und Langspielplatten hat er eingespielt. „Eigentlich habe ich als Liedermacher begonnen, bei der Showchance 1974 bin ich hinter dem Duo Bilgeri/Köhlmeier aus Vorarlberg Zweiter geworden. Nachdem meine Zwischentexte bei Konzerten immer länger wurden, entstanden Kurzgeschichten daraus und daraus die Bücher“, so Meissner zu seinem künstlerischen Lebenslauf. Jedes Jahr erscheint ein Band mit Kurzgeschichten aus seiner Feder.

Meeresbiologin strandet in Pfaffstätten

Daniela Meisel hat es wie Peter Meissner von Baden nach Pfaffstätten verschlagen. Allerdings kam die Meeresbiologin über den Umweg Kalifornien hierher. „Mir ist das Leben dazwischen gekommen. Ich begann nach meinem Studium ein Praktikum in den USA, da war ich allerdings schon schwanger. So bin ich sehr bald wieder hierher zurückgekehrt. Das Leben, das sich daraus ergeben hat, passt so wie es ist.“

Daniela Meisel im Portrait

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Daniela Meisel

Meisel schreibt Kinderbücher und autobiografisch inspirierte Romane, die von der Kritik sehr gut bewertet wurden. Im Herbst erscheint ein neues Kinderbuch sowie ein Roman, der vom emanzipierten Leben ihrer Großmutter aus dem Waldviertel ausgeht. „Mich interessieren starke Persönlichkeiten, die einem individuellen Lebenstraum nachspüren“, sagt Meisel über ihre Romanfiguren.

Späterer Diktator als Wanderarbeiter

Ein ganz anderes Genre bedient Eleonore Rodler: die Geschichte der Region. Dass der spätere italienische Diktator Benito Mussolini in ganz jungen Jahren hier gearbeitet hat, hat sie von älteren Winzern Pfaffstättens erfahren. Als Heimatforscherin möchte sie nicht bezeichnet werden, auch weil ihre genau recherchierten Bücher aus einer Mischung aus Fakten und Fiktion bestehen.

Eleonore Rodler im Portrait

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Eleonore Rodler

„Ich forsche nicht, die Themen fallen mir zu. Ich bin einfach nur neugierig und höre den Leuten beim Erzählen zu“, so Rodler. Das gilt auch für die berührenden Zeitzeugenschilderungen in einem Buch über die Geschichte des Wienerwald-Sanatoriums, in dem sich Franz Kafka zur Erholung aufhielt und das später von den Nazis beschlagnahmt und zu einem Lebensbornheim umgebaut wurde.

Inspirierendes Joggen in den Weinbergen

Gertraud Klemm hat beim Ingeborg Bachmann-Preis den Publikumspreis gewonnen. 2015 schaffte sie es mit ihrem Roman „Aberland“ (Droschl 2015) auf die Longlist des international bedeutenden deutschen Buchpreises. „Ich habe ehrlicherweise nicht damit gerechnet, dass ich mit diesem Buch auf die Shortlist komme. Ich war bereits sehr erstaunt, dass ich damit auf die Longlist komme, weil es ein sehr politisches Buch ist, das sehr polarisiert.“

Gertraud Klemm im Portrait

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Gertraud Klemm

Die gebürtige Wienerin Klemm ist seit 2006 Autorin und Schreibpädagogin. Sie gehört mittlerweile zu den renommiertesten Schriftstellerinnen Österreichs. Ihr nächstes Buch dreht sich um das Thema Adoption. Viele ihrer Ideen würden ihr beim Joggen in den Weinbergen ein, so die Schrifstellerin im Gespräch mit noe.ORF.at. Klemm lebt mit ihrer Familie im kleinen Weinort Pfaffstätten.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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