Die Morde der „schwarzen Witwe“

Der Fall verblüffte selbst Kriminalisten: Jene Morde, die Elfriede Blauensteiner mit Hilfe von speziellen Medikamenten begangen hat. Drei konnten der „schwarzen Witwe“ nachgewiesen werden. Vor 20 Jahren wurde sie verhaftet.

Im Archiv des Landeskriminalamts in Sankt Pölten lagern die Akten vieler spektakulärer Mordfälle. Wie auch jener der Elfriede Blauensteiner - einer Mörderin, die ihre Opfer durch Zeitungsannoncen suchte. Auf eine derartige Annonce antwortete auch Alois P. aus Rossatzbach (Bezirk Krems). Das war sein Todesurteil. Elfriede Blauensteiner kümmerte sich zunächst aufopfernd um ihn, bis er ihr Opfer wurde. Ihre Vorgangsweise war heimtückisch. Sie verwendete dafür das blutzuckersenkende Mittel Euglucon und ein Antidepressivum.

Inserat Blauensteiner

ORF

Per Zeitungsannonce suchte „die schwarze Witwe“ ihre Opfer

„Für die Kriminalisten war das Ende der 90er Jahre wirklich neu, dass man mit blutzuckersenkenden Mitteln den menschlichen Organismus in eine sehr schlechte Lage bringen kann. Sie hatte das zu einer Perfektion entwickelt, sodass sie sogar schon feststellen konnte, dass das Opfer in wenigen Stunden sterben wird. Genau in diesem Augenblick hat sie den Notarzt gerufen und die Sterbenden ins Spital bringen lassen“, sagte Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamts, der Elfriede Blauensteiner auch selbst verhörte.

Angehörige schöpften Verdacht

Der Tod von Alois P. brachte die Kriminalisten auf die Spur von Blauensteiner. „Der Stein geriet ins Rollen bei ihrem letzten Opfer im Raum Krems, denn da sind die Angehörigen hellhörig geworden. Ein Mann, relativ vital, Anfang 60 - und plötzlich geht es mit seiner Gesundheit steil bergab. Das haben sie zur Anzeige gebracht, und das hat dann auch die Ermittler der Kriminalabteilung Niederösterreich auf den Plan gerufen.“

Prozess Elfriede Blauensteiner

APA/Herbert Pfarrhofer

Die Beamten forschten nach und fanden bald weitere Opfer. Franziska K., ihre Nachbarin in Wien, starb ebenfalls nach der Pflege durch Elfriede Blauensteiner. Sie hatte ihre Morde mit Präzision vorbereitet und war dabei sehr darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen. „Sie hat immer eine andere Apotheke aufgesucht, sie hat immer andere Ärzte aufgesucht und sie hat niemals ihre Mordopfer in dasselbe Spital einliefern lassen“, erklärte Polzer ihre Vorgangsweise.

Auch als Verdächtige noch weitere Morde geplant

„Nachdem der Verdacht, dass sie den Mann im Raum Krems mit Medikamenten getötet hatte, so enorm groß geworden war, hat man natürlich begonnen, die Frau genauer zu überwachen, bevor sie festgenommen wurde. Dabei stellte sich heraus, dass sie nicht nur einen einzigen weiteren Mann, sondern sogar mehrere bereits im Visier und bereits Kontakte geknüpft hatte.“ Es wären zumindest zwei weitere Opfer geworden, sind die Kriminalisten überzeugt.

Euglucon

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Mit Medikamenten tötete Blauensteiner ihre Opfer

Sechs Morde gestanden, danach widerrufen

„Für drei Todesfälle, zwei Männer und eine Nachbarin, gibt es den medizinischen Sachbeweis - in den Körpern der Toten wurde Euglucon nachgewiesen, es gab auch ein Geständnis dafür. Es gibt auch für weitere Männer Geständnisse, insgesamt für sechs. Allerdings hat sie dann im Zuge des Verfahrens wieder widerrufen.“

Natürlich wurde im Zuge der Mordfälle nach dem Motiv geforscht. Blauensteiner stammte aus einfachen Verhältnissen, das erzählte sie auch in den Vernehmungen. Sie sagte aus, dass sie im Zusammenhang mit Männern schwere Enttäuschungen erlebt habe, mit dem eigenen Ehemann, mit Freunden. Deshalb habe sie einen regelrechten Hass auf Männer entwickelt. Einen Hass, so vermutet Polzer, der dann in die Morde, die nach einiger Zeit zur Routine wurden, mündete.

Archivbild Elfriede Blauensteiner

APA/Herbert Pfarrhofer

Blauensteiner starb mit 72 Jahren

Elfriede Blauensteiner machte sich an das Vermögen ihrer Opfer heran, deren Tod plante sie dabei schon im Voraus. Das Geld verspielte sie - alleine im Casino 15 Millionen Schilling. Ihr Leben auf großem Fuß endete am 11. Jänner 1996, als in Wien die Handschellen klickten. Elfriede Blauensteiner wurde zu lebenslanger Haft in der Justizanstalt Schwarzau verurteilt. Sie starb 2003 im Alter von 72 Jahren an den Folgen eines Gehirntumors.

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