„Fieber ist ein wichtiger Indikator“

Eine Lungenentzündung könnte den Tod des Mädchens beim Schulskikurs in Annaberg verursacht haben. Laut Lungenarzt Peter Errhalt ist die Ursache einer solchen Erkrankung unbekannt. Meist geht sie aber mit Fieber einher.

Der tragische Vorfall ereignete sich am Dienstag. Das Mädchen hatte über Übelkeit geklagt und deswegen nicht am Skikurs teilgenommen. Mitschüler fanden das leblose Mädchen am Dienstagnachmittag - mehr dazu in Achtjährige stirbt bei Schulskikurs. Laut Gutachten des Gerichtsmediziners starb das Mädchen an einer Lungenentzündung - mehr dazu in Achtjährige starb an Lungenentzündung. Wenn ein Kind an einer Lungenentzündung erkrankt, können viele Ursachen dahinter stecken, sagt Primar Peter Errhalt von der Abteilung Pneumologie der Universitätsklinik Krems.

noe.ORF.at: Herr Professor Errhalt, der Gerichtsmediziner hat gesagt, das Mädchen könnte an einer Lungenentzündung gestorben sein. Dahinter steckt möglicherweise ein viraler Infekt. Was könnte die genaue Ursache gewesen sein?

Primar Peter Errhalt: Bei Lungenentzündungen im Kindesalter kommen viele Bakterien und Viren in Frage. Gerade in der jetzigen Jahreszeit wären das – besonders bei Kindern - bakteriell die Pneumokokken, beziehungsweise könnte auch das Grippevirus eine Rolle gespielt haben. Das ist natürlich alles reine Spekulation, man muss die Untersuchungen abwarten.

noe.ORF.at: Der Gerichtsmediziner sagt, der rasche und akute Verlauf war untypisch. Wie verläuft eine Lungenentzündung normalerweise?

Errhalt: Typischerweise beginnt die Lungenentzündung mit Fiebern, Husten, einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Manchmal kommt beim Husten auch Schleim herauf. Wenn man ein Röntgenbild macht, sieht man einen Schatten auf der Lunge. Das ist sozusagen das klinische Bild einer Lungenentzündung. Allerdings kann es bei bestimmten Krankheitserregern auch zu einem raschen und fulminanten Verlauf kommen. Klassischerweise passiert das bei Pneumokokken.

Das Interview mit Primar Peter Errhalt zum Nachhören

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noe.ORF.at: Umgangssprachlich gibt es den Ausdruck der „kalten Lungenentzündung.“ Ist dieser medizinsich richtig beziehungsweise was bedeutet es, wenn eine kalte Lungenentzündung vorliegt? Oder handelt es sich um eine andere, dahinterliegende Krankheit?

Errhalt: Ich vermute genau das, was Sie schon angedeutet haben: Dass es sich meist um eine andere Krankheit handelt und nicht eine Infektion mit einem Bakterium oder einem Virus. Außer bei Menschen mit einem verminderten Immunsystem oder Menschen, die unter einer immunsuppressiven Therapie – wie zum Beispiel einer Cortisontherapie – stehen. Bei allen anderen Menschen kommt es im Rahmen eines Infektes mit einem Bakterium oder Virus, das eine Lungenentzündung auslöst, fast immer zu hohem Fieber. Das heißt, der Ausdruck „kalte Lungenentzündung“ ist umgangssprachlich, hat keinen medizinischen Hintergrund und ich glaube, dass damit andere Erkrankungen zusammengefasst werden, die nicht durch Bakterien oder Viren ausgelöst werden.

Janice Haney Carr/wikipedia.org

Pneumokokken sind einer der Hauptauslöser für Lungenentzündungen

noe.ORF.at: Fieber ist also ein wichtiger Indikator bei der Diagnose?

Errhalt: Unbedingt. Wie gesagt: Außer bei Patienten, die eine verzögerte Immunantwort oder eine Erkrankung des Immunsystems haben, da kann das Fieber ausbleiben. Sonst gehört Fieber fast obligat zu einer Lungenentzündung dazu.

noe.ORF.at: Kann man sich vor einer Lungenentzündung überhaupt schützen?

Errhalt: Ja, das ist ganz wichtig. Die häufigsten Erreger der Lungenentzündung sind die Pneumokokken. Das sind Bakterien, die man gut mit einem Antibiotikum behandeln kann, wobei es trotz Behandlung einzelne, schwer verlaufende Fälle gibt, die tragisch enden können. Das passiert insbesondere bei sehr jungen oder älteren Menschen, die andere Vorerkrankungen haben. Das heißt, das ist eine bakterielle Entzündung, die gut zu behandeln ist. Besser ist es aber, die Krankheit gar nicht erst entstehen zu lassen mit einer Impfung gegen Pneumokokken. Es gibt allerdings auch andere Erreger, die eine Lungenentzündung auslösen können. Aber etwa 50 Prozent werden von Pneumokokken ausgelöst. Das heißt, eine Impfung ist eine ganz wichtige Sache.

Das Gespräch führte Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at