Bad Großpertholz: Moorbad feiert Jubiläum

Seit 50 Jahren werden in Bad Großpertholz (Bezirk Gmünd) Moorbäder angeboten. Auch wenn die hölzernen Badewannen nur mehr Schaustücke sind, so ist vieles über die Jahre hindurch unverändert geblieben.

Dass Moorerde heilsam sein kann, wusste im Mittelalter schon Paracelsus. Dieser gute Wärmespeicher gibt die Wärme deutlich langsamer an den Körper ab als Wasser. Man kann also vergleichsweise heiß baden, ohne das Bad als unangenehm zu empfinden. Im 46 Grad heißen Moorwasser steigt die Körpertemperatur an, eine Art künstliches Fieber entsteht, der Stoffwechsel wird angeregt, die Muskulatur und auch das Nervensystem entspannen sich, Entzündungen werden bekämpft. Badetorf enthält außerdem mehrere entzündungshemmende Substanzen.

Massage im Moorbad Großpertholz

Moorbad Großpertholz

Dickbreiige Moorbäder wiederum wirken durch den Schwebeeffekt: Weil die Flüssigkeit schwerer ist als Wasser, fühlt sich der eigene Körper in der Wanne nahezu schwerelos an. Der Gelenkapparat wird für die Dauer des Bades entlastet, das hilft beispielsweise bei Rheuma.

Entspannung im Moor und im Wald

Das Heilmoor von Großpertholz (damals noch ohne „Bad“ im Gemeindenamen) war das erste amtlich anerkannte Heilmoor Niederösterreichs und ist sogar im Österreichischen Arzneimittelregister gelistet. Für den Gründer der ältesten Moorheilanstalt des Bezirks Gmünd, Hans Margreiter, gab aber nicht die Moorerde allein den Ausschlag, sondern auch die Ruhe und Einsamkeit in den umliegenden Wäldern war für ihn ein wichtiger Faktor. So soll er einmal gesagt haben: „Man kann in den Wäldern zwei Stunden g’radaus gehen und trifft keinen einzigen Menschen.“

Hallenbad im Moorbad Großpertholz

Moorbad Großpertholz

Der Gynäkologe aus Zell am See (Salzburg), der in der Waldviertler Gemeinde eine Praxis hatte, begann 1966 den Kurbetrieb mit 14 Betten und drei hölzernen Badewannen. Nach Margreiters Tod ging die Kuranstalt in das Gemeindeeigentum über und wurde seither laufend ausgebaut. 1983 wurde der Ort offiziell in „Bad Großpertholz“ umbenannt. Mittlerweile hat die Kuranstalt 99 Betten in 80 Zimmern und erzielt 3,1 Millionen Euro Jahresumsatz bei einer Auslastung von 88 Prozent im Vorjahr.

Das Moorbad will klein und fein bleiben

Wachstumspläne hat man nicht, erklärt Direktorin Gabi Lechner. „Wir decken mit unserem Konzept eine Nische perfekt ab. Unser Haus steht für das Kleine und Familiäre mit persönlicher Ansprache und individueller Betreuung, das wollen wir erhalten.“ Denn schon jetzt ist das Moorbad Bad Großpertholz, das zu 100 Prozent im Eigentum der Gemeinde steht, der größte Arbeitgeber des 2.600-Einwohner-Ortes.

Moorbad Großpertholz Kuranstalt

Moorbad Großpertholz

Moorbad Bad Großpertholz: 99 Betten und 88 Prozent Auslastung im Vorjahr

64 Menschen sind hier beschäftigt, indirekt sind es wohl einige mehr. Denn durch die vielen Gäste, die während des Jahres kommen, bewahrte sich der Ort eine intakte Nahversorgung: In Bad Großpertholz gibt es drei Gasthäuser, einen Fleischhauer, einen Bäcker, einen kleinen Supermarkt mit angeschlossenem Taxiunternehmen sowie ein Elektrogeschäft. Außerdem gibt es noch mehrere Bauern, die regionale Produkte verkaufen.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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