Hundstorfer will „lauter“ als Heinz Fischer sein

Am 24. April wird ein neuer Bundespräsident gewählt. Alle sechs Kandidaten sind zu Gast auf Radio NÖ. Am Mittwoch sagte Rudolf Hundstorfer (SPÖ), er wolle als Präsident „lauter sein“ als der derzeitige Präsident Heinz Fischer.

Er stehe für Stabilität und Krisenfestigkeit, betonte Rudolf Hundstorfer auf Radio Niederösterreich im Gespräch mit Chefredakteur Robert Ziegler, er sei für Populismus nicht zu haben. Auf die Frage nach Vorbildern nannte er Fischer, Kirchschläger und Jonas. Er respektiere Klestil für die Ablehnung von Ministern bei der Angelobung der ÖVP-FPÖ-Regierung, würde aber dann doch anders agieren als der amtierende Präsident: „Ich würde da oder dort lauter sein als er, mehr in der Öffentlichkeit zu gewissen Themen etwas sagen.“

Hundstorfer: „Ich stehe für Stabilität“

Im sogenannten Außenauftritt, also in der Vertretung Österreichs im Ausland, werde es keine gravierenden Unterschiede geben. „Ich werde heute schon von der Wirtschaft ersucht, dass ich das mit den Wirtschaftsdelegationen nicht ändern soll, weil es doch eine Türöffner-Funktion mit sich bringt“, so Hundstorfer.

Auf die Frage von Robert Ziegler, wie das zu verstehen sei, dass er bei der Präsentation des Personenkomitees als „Fels in der Brandung“ bezeichnet wurde, sagte Hundstorfer, dass er zu seiner Vergangenheit stehe: „Ich stehe für Stabilität. Ich habe in meinem Leben bewiesen, dass ich sehr krisenfest bin, dass ich Krisen nicht ausweiche wie zum Beispiel in der ÖGB- und BAWAG-Zeit. Als ich Sozial- und Arbeitsminister wurde, war es auch alles andere als einfach.“

Keine Angst vor einer „Denkzettelwahl“

Glaubt der 64-Jährige, dass die Bundespräsidentenwahl eine Denkzettelwahl für die Regierungskoalition werden könnte? „Ich hoffe nicht. Ich hoffe, dass die Menschen wissen, worum es bei dieser Wahl geht. Es geht nicht um die Regierung und um bestehende Parteien, sondern es geht schlichtweg um das Amt des Bundespräsidenten. Ja, es gibt da oder dort Ärger über die Regierung und über die Parteien. Es geht um das Amt des Bundespräsidenten, ich hoffe, dass das wirklich auch differenziert gesehen werden kann.“

Welche Länder sollten im Fokus bei der Ausübung des Amtes sein, mit welchen Staaten sollte es die engsten Kontakte geben? „Es ist klar, dass Europa eine gewisse Vorreiterrolle hat, aber es geht auch um Teile des arabischen Raums. Für unsere Exportwirtschaft sind und bleiben Nord- und Südamerika wichtig. Die Reisediplomatie des jetzigen Präsidenten hat einiges vorgegeben, sodass man hier weitermachen soll. És ist klar, dass die Nachbarländer natürlich auch wichtig sind.“ Wohin würde sein erster Staasbesuch führen? „Es gibt hier eine Tradition, und in der Regel ist es die Schweiz.“

Hundstorfer verteidigt „Richtwert bzw. Obergrenze“

In der aktuellen Debatte über die Aufnahme von Flüchtlingen verteidigte Hundstorfer den vereinbarten Richtwert oder Obergrenze. Es gebe Kapazitätsgrenzen, und er hoffe nach wie vor auf eine europäische Lösung. Wichtig sei es aber auch, die Friedengsbestrebungen in Syrien und die Flüchtlingseinrichtungen in Jordanien, im Libanon und in der Türkei zu unterstützen.

Die 500.000 Muslime in Österreich seien Teil des Landes, der Extremismus aber in jeder Religion abzulehnen, so Hundstorfer. Er verwies auf die österreichischen Werte und Regeln wie zum Beispiel „unsere grundsätzliche Einstellung zur Rolle der Geschlechter, zu Trennung von Kirche und Staat, unsere Rechtsnorm und unsere Verfassung, das sind so die wesentlichen Werte.“ Wer sich nicht daran hält - wie etwa bei den Übergriffen in Köln - müsse die Konsequenzen tragen: „Da muss man dann auch erklären, danke, das war’s.“

Wordrap mit Rudolf Hundstorfer

Welches Staatsoberhaupt hat seine/ihre Rolle aus Ihrer Sicht gut ausgefüllt? Ich bin geprägt von Heinz Fischer, schätze aber genauso die Amtsführungen von Rudolf Kirchschläger und Franz Jonas.

Gibt es einen Politiker oder eine Politikerin in einer anderen Partei, den Sie bzw. die Sie bewundern? Warum? Ich schätze generell Menschen, die sich politisch und gewerkschaftlich engagieren.

Wohin sollte Ihre erste offizielle Reise als Bundespräsident gehen? Traditionellerweise wird eines unserer Nachbarländer besucht. Ich werde das ebenso halten.

Was wäre für Sie ein Rücktrittsgrund? Ich konzentriere mich im Moment auf den ersten und danach auf den zweiten Wahltermin und das Amt des Bundespräsidenten.

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Ich habe keine bestimmte Lieblingsgestalt. Mich beeindrucken generell historische Figuren, die die Lebensumstände der Menschen verbessert haben, zum Beispiel durch das Erkämpfen von sozialen Rechten.

Was würden Sie einem Staatsgast gerne servieren? Einen guten Espresso – mein Lieblingsgetränk.

Was sagt man Ihnen nach? Dass ich auch in schwierigsten Situationen Ruhe bewahre.

Was machen Sie in der Früh zuerst? Ins Bad gehen.

Als Kind wollten Sie sein wie… …die Männer von der Berufsfeuerwehr.

Wären Sie Fußballer - auf welcher Position würde Sie der Fußball-Teamchef einsetzen? Warum? Als Tormann, weil ich – auch wenn es brenzlig wird – Stand halte und Ruhe bewahre.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Ich lese gerne skandinavische Krimis. Im Moment komme ich wenig zum Lesen. Am Nachtkastl liegt derzeit ein Buch von Oskar Negt über China mit dem Titel „Modernisierung im Zeichen des Drachen“.

In einem Orchester wären Sie… …die Pauke.

Was machen Sie am liebsten, wenn Sie gerade nichts machen müssen? Gemütlich einen Espresso mit meiner Frau trinken.

Gibt es einen Platz in Niederösterreich, der Sie besonders beeindruckt? Niederösterreich hat viele schöne Plätze und Orte. Besonders gern bin ich an meinem niederösterreichischen Zweitwohnsitz in der Ötschergegend.

An wen haben Sie zuletzt ein SMS/mail gesendet? Das letzte SMS an meine Frau, das letzte Mail an mein Wahlbüro.

Den Sommerurlaub verbringen Sie heuer… Das ist noch nicht entschieden.

Ein Tag ist für mich gelungen, wenn… ..ich das erledigen konnte, was ich mir vorgenommen habe.

Mehr über Rudolf Hundstorfer

Der 64-jährige bisherige Sozialminister will nach Heinz Fischer der nächste Bundespräsident mit roten Wurzeln werden - in seinem Fall sehr roten Wiener Wurzeln: Als Kind einer Arbeiterfamilie besuchte er die Hauptschule und lernte bei der Stadt Wien den Beruf des Bürokaufmannes. Die Matura holte er erst 1976 extern nach. Beruflich war er Kanzleibediensteter und Verwaltungsbeamter im Wiener Rathaus.

Karriere machte der schon von Jugend an als Personalvertreter Engagierte in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG). 2003 wurde er GdG-Vorsitzender - bis er 2006 nach Fritz Verzetnitschs Rücktritt wegen des BAWAG-Desasters überraschend Präsident des gesamten ÖGB wurde. Politisch verankert ist Hundstorfer in der Wiener SPÖ: Für sie saß er von 1990 bis 2007 im Gemeinderat, ab 1995 als Vorsitzender. 2008 holte ihn Werner Faymann als Sozialminister in die Bundesregierung. Mit der Nominierung zum SPÖ-Kandidaten übergab er das Ministeramt an Alois Stöger.

Zieht er nicht in die Hofburg ein, will er nicht in die Pension gehen - aber „Plan B“ hat er keinen. Als Hobbys nennt er wandern, lesen, klassische Musik - und hin und da einfach gar nichts tun. Rudolf Hundstorfer ist zum dritten Mal verheiratet und Vater einer Tochter sowie zweier Stiefkinder.

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