Ärzte-Umfrage: Personalknappheit in Spitälern

Zufrieden mit der Wochenarbeitszeit von 48 Stunden, aber unzufrieden mit dem Verwaltungsaufwand und Zeitdruck zeigen sich Niederösterreichs Spitalsärzte. Als großes Problem wird die Personalknappheit gesehen.

Spitalsärzte in Niederösterreich arbeiten im Durchschnitt 45 Stunden pro Woche, im Jahr 2002 waren es inklusive Nachtdienste noch 61 Stunden. Am stärksten hat sich die Wochenstundenzahl der Oberärzte reduziert, die mit 43 Stunden durchschnittlich 21 Stunden weniger pro Woche arbeiten als noch vor 14 Jahren. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor.

Ein Drittel will mehr als 48 Stunden arbeiten

Das Ausmaß der Arbeitszeit bewerten Ärztinnen und Ärzte im Durchschnitt mit der Schulnote 2,4, im Jahr 2006 lag der Wert noch bei 3,0. „Erfreulich ist, dass zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht mehr die Ansicht überwog, die Spitalsarbeit sei in den vorangegangenen fünf Jahren unangenehmer geworden“, so der Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, Christoph Reisner, in einer Aussendung. „In den bisherigen Umfragen war dies nämlich immer der Fall.“

Befragt nach ihrer Wunscharbeitszeit sprechen sich die Spitalsärztinnen und -ärzte für eine 40-Stundenwoche aus. Mehr als ein Drittel verbringt allerdings freiwillig mehr Zeit am Arbeitsplatz, denn 35 Prozent der Befragten niederösterreichischen Krankenhausärzte haben dafür optiert, mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten zu können.

Turnusärzte: Hälfte der Arbeit ist „Papierkram“

Im vergangenen halben Jahr machten Ärztinnen und Ärzte durchschnittlich 3,7 Nachtdienste pro Monat. 2002 lag der Schnitt noch bei 5,5. Drei Viertel aller Ärzte begrüßen laut Umfrage die Begrenzung der Dienstzeit auf 25 Stunden am Stück. Generell ist es für 97 Prozent der Spitalsärztinnen und –ärzte wichtig, dass sie Freude an der Arbeit haben, für 91 Prozent, dass sie für andere Menschen und die Gesellschaft nützlich sind und für 90 Prozent, dass sie sich im Beruf persönlich entfalten können.

Spitalsärzteumfrage

Im April 2016 wurden im Auftrag der Österreichischen Ärztekammer 1.733 Spitalsärztinnen und –ärzte in ganz Österreich, 302 davon in Niederösterreich, telefonisch befragt.

Während die Reduktion der Arbeitszeit positiv gesehen wird, halten sich andere Probleme. Die Ärztinnen und Ärzte spüren immer mehr Zeitdruck, der sowohl auf die Verkürzung der Arbeitszeit als auch auf Personalmangel zurückgeführt. Ärzte verbringen heute zudem 38 Prozent ihrer Arbeitszeit mit administrativen Tätigkeiten, das ist deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren. Besonders stark betroffen sind der Umfrage zufolge Turnusärzte, die mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit (51 Prozent) mit „Papierkram“ verbringen. Zum Vergleich: 2003 waren es 37 Prozent.

In der Umfrage der Ärztekammer werden auch weitere Probleme deutlich: 93 Prozent der Befragten orten eine Personalknappheit, 86 Prozent sehen einen hohen Aufwand für Patientendokumentation, 84 Prozent einen steigenden Zeitdruck und 81 Prozent nehmen wahr, dass immer mehr Ambulanzfälle verzeichnet werden. Laut Umfrage halten es 60 Prozent der Spitalsärzte und 87 Prozent der Turnusärzte für unwahrscheinlich, dass sie ihre Tätigkeit im Spital noch im Alter von 65 Jahren ausüben können und werden daher voraussichtlich nicht bis zur Pensionierung im Spital arbeiten.