Stardirigent Yutaka Sado ganz privat

Seit der Saison 2015/2016 ist Yutaka Sado der Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters. Der Japaner dirigiert am 16. und 17. Juni die Sommernachtsgala in Grafenegg. Im Interview mit noe.ORF.at zeigt er sich von seiner ganz privaten Seite.

Der 55-jährige japanische Stardirigent, in Kyoto geboren, war Assistent von Leonard Bernstein. Er gewann große Wettbewerbe, wirkte 17 Jahre lang in Frankreich und stand schon am Pult der wichtigsten Orchester. Neben Japan fand er nun in Wien und Niederösterreich eine neue Heimat. Für noe.ORF.at nahm sich der Stardirigent im Golfclub Schönborn (Bezirk Hollabrunn) Zeit für ein ganz privates Gespräch.

Der Golfplatz als Rückzugsort

Der Golfplatz ist einer von Sado liebsten Rückzugsorte hierzulande. Denn beim Golfen bekommt er den Kopf frei, wie er sagt. Sado ist ein Weltreisender in Sachen Musik, ein Kosmopolit, der sich an vielen Orten zu Hause fühlt. Klassische Musik sog er quasi schon mit der Muttermilch auf, erinnert er sich.

Yutaka Sado beim Golfspielen in Niederösterreich

ORF NÖ

Seit 20 Jahren spielt Yutaka Sado Golf, denn eine Runde am Golfplatz für ihn „wie eine Symphonie“

noe.ORF.at: Herr Sado, die klassische Musik ist Ihnen irgendwie schon mit dem Muttermilch weitergegeben worden. Wie wichtig ist die Familie Vorgeschichte für Ihren Werdegang?

Yutaka Sado: Meine Mutter war Pianistin und Opernsängerin. Sie hat unterrichtet und gesungen, das Klavier war immer ganz in meiner Nähe. Sie hat immer gesungen, und sie war sehr streng. Meine Mutter hat immer gesagt, du kannst spielen, aber nach der Schule wird zuerst eine Stunde geübt. Ich hatte also eine Abmachung mit meiner Mutter. Aber ehrlich gesagt, das Üben habe ich wirklich gehasst. Doch, wissen Sie, der Orchesterklang ist ein wirklich fantastischer Klang, so groß und mächtig. Es ist wie Magie und ich habe mich immer mit meinem Taktstock ein bisschen wie Harry Potter gefühlt."

noe.ORF.at: Sie hatten neben Ihrer internationalen Konzerttätigkeit mehr als sieben Jahre lang eine eigene Show in Japan, die sie vor Millionenpublikum moderiert haben. Was hat Ihnen an dieser Arbeit vor allem gefallen?

Sado: Es war sieben Jahre lang eine große Erfahrung. Viele Menschen haben mich im Zug oder am Flughafen als Präsentator erkannt und angesprochen. Es war vor allem schön, den jungen Menschen in einer Show die klassische Musik näherbringen zu können, mit einem eigenen Orchester. Und klassische Musik macht einfach einen fantastischen Klang. Es ist wie in den Wiener Stephansdom hineinzugehen.

Dirigent

Jun Yoshimura

noe.ORF.at: Sie sind verheiratet, Ihre Frau und Ihre sechsjährige Tochter leben in Japan. Wie oft sehen Sie sie?

Sado: In diesem Jahr, also von Jänner an, habe ich es insgesamt drei Wochen geschafft. Ich muss jeden Monat so viel hin- und herfahren, Japan, Wien, Japan. Aber wenn es geht, bringe ich meine Tochter in die Schule. Das ist mir sehr wichtig."

noe.ORF.at: Spielt Ihre Tochter Klavier?

Sado: Naja. Sie mag es nicht zu üben.

noe.ORF.at: Ihre Familie lebt in Hyogo in der Nähe von Osaka und an Ihrem Zuhause merkt man, dass Sie Architektur lieben, oder?

Sado: Ja, ein international sehr bekannter Architekt und guter Freund von mir hat auch mein Haus in Japan entworfen, er heißt Tadao Ando. Ich habe in meinem Haus auch einen Garten und einen Raum für eine Teezeremonie. Meine Frau hat die spezielle Lizenz, um Teezeremonien abzuhalten und ihre Mutter unterrichtet sogar junge Menschen, wie die traditionellen Teezeremonien gemacht werden.

noe.ORF.at: Wenn Sie ganz privat sind und einmal abschalten möchten, was machen Sie am liebsten?

Sado: Nun ja, wenn ich eine Partitur lernen muss, dann dauert das natürlich, und zur gleichen Zeit fange ich an, Zwiebeln ganz klein zu schneiden und in Butter anzurösten. Auf niedriger Temperatur. Manchmal dauert das bis zu einer Stunde, gleichzeitig lerne ich. Ich liebe diesen Geruch von Zwiebeln und Butter. Das macht mich sehr glücklich.

Das Gespräch mit Yutaka Sado führte Nadja Mader, noe.ORF.at.

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