Umfangreicher Drogenprozess geht zu Ende

13 Angeklagte haben sich am Freitag am Landesgericht Wr. Neustadt noch einmal wegen Suchtgifthandels im großen Stil verantworten müssen. Nach sechs Tagen der Beweisaufnahme ging der umfangreiche Prozess ins Finale.

Den 13 Beschuldigten wird vorgeworfen, in sechs Häusern, in Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland, Cannabis im großen Stil angebaut zu haben. Die Anklage lautet daher auf organisierten Suchgtgifthandel im Rahmen einer kriminellen Vereinigung. Die Strafandrohung ist in diesem Fall hoch. Eigentlich hätte es in dem Prozess bereits Ende August ein Urteil geben sollen, es wurde jedoch ein weiterer Verhandlungstag anberaumt - mehr dazu in Drogenprozess: Vorerst kein Urteil (noe.ORF.at; 25.8.2016).

In dem sechstägigen Beweisverfahren waren die 13 Beschuldigten teilweise geständig. Sie argumentierten unter anderem, dass sie Cannabis-Öl zu medizinischen Zwecken herstellen wollten. Die Suchtgiftfahner konnten bei den Angeklagten insgesamt 2.258 Cannabispflanzen und diverses Equipement für den Betrieb einer Drogenplantage sicherstellen. Um Energiekosten für den Betrieb der Cannabisplantagen zu sparen, sollen die Beschuldigten laut Staatsanwaltschaft auch die Stromzähler in den angemieteten Häusern manipuliert haben. Dadurch soll den Energieversorgern ein Schaden von 188.000 Euro entstanden sein.

Staatsanwalt: „Keine Tschapperln“

Am Freitag standen die Schlussplädoyers an, die angesichts der großen Zahl an Angeklagten, denen in der Causa unterschiedliche Handlungen angelastet werden, geraume Zeit in Anspruch nehmen dürften. Zuvor verlas Richter Gerald Grafl den Dutzende Haupt-, Individual- und Eventualfragen umfassenden Fragenkatalog, mit dem sich die Geschworenen in der Beratung auseinandersetzen müssen.

„Wir haben hier nicht den ‚großen Capo‘, aber auch keine Tschapperln“, sagte Staatsanwalt Markus Bauer in seinem Schlussvortrag. Er hatte sich zum Prozessauftakt entschieden gegen eine Verharmlosung von Marihuana gewandt und sah die Cannabisgewinnung durch die Gruppe in großem Stil als erwiesen an. Er forderte Schuldsprüche, wenngleich „niemand eine Gefängnisstrafe von lebenslang oder 20 Jahren“ verlange.

Dem Schlussvortrag des Staatsanwalts folgten bis zur Mittagspause Plädoyers von vier Verteidigern. Die Anwälte sahen keine Beweise für einen Tatplan großen Stils beziehungsweise für eine kriminelle Vereinigung und verwiesen auch auf den Graubereich beim Thema Hanf. In Österreich seien der Ankauf von Samen und Equipment legal, wer die Pflanzen aber erntet, dem drohe Haft. Ein Urteil im dem umfangreichen Geschworenenprozess wird für den späten Freitagabend erwartet.

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