Prozess um Menschenhandel von Prostituierten

Im Landesgericht Korneuburg hat am Dienstag ein Prozess um grenzüberschreitenden Menschenhandel von Prostituierten begonnen. Ein Paar soll 15 Rumäninnen in ein tschechisches Bordell gebracht haben. Der Prozess wurde vertagt.

Einem 28-Jährigen und seiner Lebensgefährtin (33) wirft die Anklage der Staatsanwaltschaft vor, von 2011 bis 2015 insgesamt 15 Rumäninnen aus ihrer Heimat in das tschechische Bordell des Angeklagten gebracht zu haben. Die beiden waren nach Verteidigerangaben zu Prozessbeginn teilgeständig.

Vorgetäuschte Aussichten für die Frauen

Wie die Staatsanwältin ausführte, hatte der gebürtige Oberösterreicher das Etablissement bis zu seiner Festnahme Ende des Vorjahres als Geschäftsführer geleitet. Die 33-Jährige hatte früher als Prostituierte und dann seit ihrer Beziehung zum 28-Jährigen als Bardame gearbeitet. Die Rumäninnen seien mit der vorgetäuschten Aussicht auf Jobs in Österreich - etwa als Putzfrauen - angeworben worden. Die Angeklagten hätten deren Reise organisiert. Nach der Ankunft wurden den Mädchen teilweise die Pässe abgenommen und ihnen „unmissverständlich“ klar gemacht, welcher Art ihre Tätigkeit sein werde, mit der sie ihre Schulden u.a. für die Flugtickets nach Schwechat und Vermittlungsprovision abarbeiten müssten.

Es sage einem schon der Hausverstand, dass niemand eine Putzfrau einfliegen lasse, meinte der Verteidiger. So naiv seien auch Rumäninnen nicht - die Frauen hätten also gewusst, was sie erwartet. Sein Mandant habe das „Geschäft“ mittlerweile aufgegeben und sei nun im Fahrzeughandel tätig. Die angeklagte Rumänin ließ via Dolmetscherin wissen, dass nur in vier Fällen die Kontakte über sie gelaufen seien.

Weitere Zeugen werden im Oktober gehört

Dass der Bordellbetreiber Taxifahrer nach Wien schickte, um die „Damen“ vom Flughafen abzuholen, sah er als „Hilfeleistung“. „Eine neue Frau steigert wohl den Umsatz“, wollte die Richterin die Geschäftspraktiken ergründen. Die Fahrtkosten trug der Chef. Die quasi vorfinanzierten Beträge seien aufgeschrieben und addiert worden und mussten, wie er zugab, abgearbeitet werden. Das sei „branchenüblich“ - ihm persönlich wäre lieber gewesen, wenn die Mädchen keine Schulden bei ihm gehabt hätten. Aber je mehr Kunden eine Dame habe, desto schneller könne sie das Geld zurückzahlen, erläuterte er.

Der Prozess um grenzüberschreitenden Prostitutionshandel ist am Dienstagnachmittag vertagt worden. Die Verteidigung hatte mehrere Beweisanträge gestellt. Beim nächsten Termin - am 18. Oktober - sollen u.a. Zeuginnen gehört werden, die in dem Bordell in Tschechien gearbeitet haben.