Equal Pay Day: Am Sonntag wird abgerechnet

Am Sonntag wird in Niederösterreich der Equal Pay Day begangen. Dies ist statistisch gesehen jener Tag, an dem Männer bereits das Einkommen erreicht haben, wofür Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen.

2009 fand der erste Equal Pay Day (Tag der gleichen Bezahlung) in Österreich statt, der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern ist noch immer beträchtlich. Frauenlandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP): „Niederösterreich liegt mit 22,94 Prozent Unterschied beim durchschnittlichen Jahres-Bruttobezug aktuell an vierter Stelle beim Bundesländervergleich.“ In der Gruppe der ganzjährig vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer haben Frauen jährlich ein um 11.596 Euro geringeres Einkommen als Männer.

Schwarz: „Fundierte Ausbildung ist ein Muss“

Die Einkommensunterschiede, lange Jahre der unbezahlten Haus- und Betreuungsarbeit sowie Karenzzeiten und Teilzeitarbeiten wirken sich für viele Frauen bei der Pensionsanrechnung aus. Deshalb seien Frauen in Österreich oft mit einer minimalen Pensionsauszahlung konfrontiert und somit verstärkt von der Altersarmut betroffen. Schwarz appelliert daher an alle Frauen und Mädchen: „Eine fundierte Ausbildung und das Ergreifen eines Berufes sind meiner Meinung nach absolute Muss-Voraussetzungen für eine finanzielle Absicherung in späteren Jahren.“

2016 Themenbild Rechte Frau Mann

APA/Georg Hochmuth

Die Berufswahl sollte auch unter dem Aspekt der Verdienstmöglichkeiten sorgfältig und vorausschauend erfolgen. Es existiere noch immer ein Lohngefälle zwischen klassischen Frauen- und Männerberufen. „Ich möchte Frauen ermutigen, neue Wege in der Ausbildungs- und Berufswahl zu gehen und auch ihre Töchter dabei zu fördern. Denn Berufe in Technik und Handwerk werden von Frauen und Mädchen kaum gewählt.“ Das Land versuche mit der Wirtschaftskammer Niederösterreich, dem AMS Niederösterreich und der Industriellenvereinigung Niederösterreich Unternehmen ins Boot zu holen, damit Frauen in männlich dominierten Berufen Fuß fassen können, so Schwarz.

Frauen arbeiten vor allem in Niedriglohnbranchen

„Es braucht fairen Lohn für korrekte Arbeit. Und das muss für alle Branchen und Berufe gelten“, verlangt Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) und Vorsitzender des ÖGB Niederösterreich.

Von einer gleichen Bezahlung bei gleichwertiger Arbeit könne nach wie vor keine Rede sein. Das durchschnittliche jährliche Bruttogehalt liegt bei den Männern bei 50.431 Euro, bei den Frauen bei 38.862 Euro. Das liegt unter anderem daran, dass vermehrt junge Frauen mitunter in Niedriglohnbranchen arbeiten. Zudem arbeitet beinahe jede zweite Frau in Niederösterreich Teilzeit. Unbezahlte Tätigkeiten in der Familie sowie das fehlende Angebot an flächendeckender Versorgung mit ganztägigen Kinderbetreuungseinrichtungen sind die Gründe dafür, dass eine Vollzeitarbeit für viele Frauen nicht in Frage kommt.

"Qualifizierte Teilzeit oder Führungsmodelle, die Frauen die Vereinbarung von Beruf und Familie ermöglichen, können zu mehr Einkommensgleichheit beitragen. Wenn das Potenzial gut ausgebildeter und qualifizierter weiblicher Führungskräfte nicht genutzt wird, schadet das nicht nur den Frauen, sondern auch der Wirtschaft“, so Silvia Lechner-Stingl von der Abteilung Frauenpolitik der AKNÖ.

Wieser fordert mehr Einkommensgerechtigkeit

Um die Lohnlücken zu schließen, fordert die AKNÖ eine Verbesserung bei den Einkommensberichten. Diese seien ein wichtiges Instrument für mehr Transparenz und daher Einkommensgerechtigkeit. Eine von AK und ÖGB durchgeführte Umfrage zeige, dass zwar einige Unternehmen bereit sind, die Situation zu verbessern, andererseits werden viele Beschäftigte über die Ergebnisse nicht informiert. "Ein verstärkter Austausch im Unternehmen ist daher besonders wichtig. Belegschaftsvertreter, die zuständigen Fachgewerkschaften und die Arbeiterkammer sind natürlich jederzeit gesprächsbereit, wenn es darum geht, die Lohnunterschiede auszugleichen“, so AKNÖ-Präsident Wieser.

18.000 Frauen werden jährlich beraten

Eine Initiative zur Unterstützung von Frauen ist das Regionale Mentoring Programm des Landes Niederösterreich. Es soll Frauen, die im Berufsleben oder vor einer Neuorientierung stehen, „Mut machen, sich weiter zu entwickeln und neue Herausforderungen anzunehmen“, so Frauenlandesrätin Schwarz.

Umfassende Beratung und Hilfe bieten auch zehn Frauenberatungsstellen mit sieben Außenstellen in Niederösterreich. Das Land Niederösterreich unterstützt die Einrichtungen finanziell, etwa 18.000 Frauen werden pro Jahr beraten: „Das Angebot der Frauenberatungsstellen in Niederösterreich ist kostenlos und vertraulich“, so Elisabeth Cinatl, Sprecherin der Frauenberatungsstellen.

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