Blau-gelbe Spuren in Stockholm

Es gibt viele Gründe, auszuwandern - oft ist es der Job oder die Liebe. Drei Niederösterreichern ist es so mit Schweden gegangen, sie leben jetzt in Stockholm und sind etwa als Unternehmer aktiv und erfolgreich.

Die schwedische Flagge ist immerhin in den niederösterreichischen Landesfarben gehalten. Ob das bei der Auswahl eine Rolle gespielt hat, bleibt aber dahingestellt. Wir befinden uns mitten auf dem Stockholmer Pendant zur Wiener Mariahilferstraße. Dort liegt die Zentrale der Firma „Happy Socks“. Zwei junge Schweden mit vielen farbenfrohen Ideen im Kopf gründeten das Unternehmen vor einigen Jahren. Sie verkaufen bunte Socken und Unterwäsche.

Socken von Happy Socks

ORF / Silvia Schreiber

Socken in allen erdenklichen Farben, Formen und Mustern

„Leute wollen individuell sein“

Schon der Eingangsbereich ist kunterbunt, überall liegen oder hängen stapelweise Socken mit Punkten, Streifen, Palmen oder Delfinen - in allen erdenklichen Farbkombinationen. Ein alltäglicher Gegenstand wird hier zum Design-Modell. Inzwischen werden die Produkte in 70 Ländern verkauft.

Fragt sich nur, warum das Sockengeschäft so gut funktioniert? „Weil Menschen gerne auch ein bisschen individuell sind. Die Leute wollen aus der Masse herausstechen, manche mehr, manche weniger. Da sind natürlich Socken das perfekte Produkt, denn man kann sie verstecken, aber man kann sie natürlich auch herzeigen, wenn man will“, sagt Stefan Fragner. Der gebürtige Perchtoldsdorfer (Bezirk Mödling) leitet das operative Geschäft der Firma.

Stefan Fragner lebt in Stockholm

ORF / Silvia Schreiber

Stefan Fragner lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Stockholm

Vor einigen Jahren kehrte er Niederösterreich allerdings den Rücken: „Warum ich in Schweden bin? Aufgrund der Liebe. Meine schwedische Frau hat in Österreich gelebt, wollte aber zurückgehen. Also habe ich meine Sachen gepackt und bin hergezogen und es geht mir sehr gut hier“, so Fragner. Inzwischen ist der Perchtoldsdorfer Vater einer Tochter, die zweisprachig aufwächst.

„Es gibt keine Heurigen, also auch keinen Sturm“

Die Firma hat derzeit 73 Angestellte aus aller Welt. Junge Menschen aus China, Japan, der Türkei, Madagaskar oder eben Österreich arbeiten in der Stockholmer Zentrale. Auch die 24-jährige Mödlingerin Christina Hajszan ist nach ihrem Auslandsstudium „hängengeblieben“. Sie und Stefan sind sich einig. Stockholm ist absolut lebenswert, aber eines aus der Heimat vermissen sie besonders: „Es gibt leider keinen Heurigen in Stockholm, es gibt also keinen Sturm“, so Fragner. „Was mir fehlt, sind Heurige, das fehlt mir wirklich, wirklich sehr. Aber sonst kann man nichts sagen. Es ist eine super Stadt mit einer super Lebensqualität“, sagt Hajszan.

Auf der schwedischen Baustelle

In einer ganz anderen Branche, aber mit den gleichen Landesfarben im Herzen, arbeitet Gernot Reismann. Der 38-jährige Hollabrunner ist Bereichsleiter eines Schweizer Bauunternehmens in Stockholm. Seine Firma arbeitete am „Citybanan“ mit, einem unterirdischen Tunnel, der das Verkehrssystem ab dem kommenden Jahr massiv entlasten soll. Das Besondere daran ist, dass ein Großteil des Tunnels unter Wasser gebaut wurde. Künftig sollen durch den Tunnel Züge unter der Stadt durchfahren. Das Projekt ist abgschlossen, jetzt wird an dem Ausbau der Autobahn gearbeitet.

Bei Gernot war es der Job, der ihn nach Stockholm gezogen hat: „Ich habe es überhaupt nicht bereut. Das Land ist toll, die Arbeiten hier sind sehr herausfordernd und ich sehe meine weitere Zukunft absolut hier in Schweden.“ Was ihm fehlt? „Die Berge“, lacht der 38-Jährige. „Hier gibt es viel Natur und viel Wald, aber was mir fehlt, sind die Berge. Einfach irgendwo hinaufrennen und den Ausblick genießen oder im Winter skifahren gehen“, so Reismann, „das ist eindeutig ein Minuspunkt.“

Wenn es niemals finster wird

Ein Pluspunkt für viele ist aber der skandinavische Sommer, denn in den Sommermonaten wird es so gut wie nicht dunkel. Für Reismann ist das aber auch nach all den Jahren noch eine Herausforderung: „Der Organismus will am Abend nicht zur Ruhe kommen, man wird einfach nicht müde. Man möchte spazierengehen, laufen, aufbleiben, was auch immer. Aber man will auf keinen Fall schlafen.“ Sowohl Reismann als auch Fragner und Hajszan wollen vorerst in Stockholm bleiben. Aber mit dem Flugzeug ist man ohnehin in weniger als zwei Stunden in Schwechat und damit der alten, blau-gelben Heimat ganz nah.

Silvia Schreiber, noe.ORF.at

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