Mammutwerk über Geschichte der Wachau

Mit 1.700 Seiten, bestehend aus zwei Textbänden und einem Bildband, hat der Autor und Hobbyhistoriker Fritz Friedl ein Mammutwerk zur Geschichte der Wachau verfasst. 30.000 Jahre Kultur- und Sozialgeschichte werden darin behandelt.

„Kein Mensch traut dem anderen, neidig sind die Bauern, treulos die Kaufleute und ohne Keuschheit die Weiber.“ Dieses sehr wenig schmeichelhafte Urteil über die Wachauer Bevölkerung fällte ein Geistlicher ritterlicher Herkunft im Jahr 1160. Dieses Zitat und viele Tausende weitere überraschende und wissenswerte Informationen finden sich in der dreibändigen Sammlung von Friedl mit dem Titel „Wachau Wein Welt“.

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Die „unfröhlichen Kinder“

Archäologen fanden bei der Burgruine Gossam die Gebeine von „unfröhlichen Kindern“ - eines der traurigen Schicksale.

Nach dem Ende seines Berufslebens als Manager in einer Ölfirma widmete sich Friedl an seinem Wohnort Weißenkirchen voll und ganz seinem Lebenswerk, der Buchsammlung zur Geschichte der Wachau. „Das hat sich so entwickelt“, meint er schmunzelnd. „Wenn man einmal beginnt und dann auf so viele Details stößt, kann man nicht mehr aufhören. Es hat 15 Jahre gedauert, aber nach 13 Jahren konnte ich nicht mehr aufhören. Dann musste es vollendet werden.“

Große Geschichte und unbekannte Schicksale

Natürlich widmet sich Friedl der großen kulturellen Entwicklung der „Thalschaft Wachau“, wie das Kerngebiet um Weißenkirchen einst genannt wurde - mit den Klostergründungen, der Zeit der Ritter, der Babenberger und der Kuenringer, dem Reichtum der Stadt Krems, dem üppigen Barock und den napoleonischen Kriegen. Aber auch die vielen unbekannten, oftmals auch traurigen Schicksale sind in den Büchern ausgebreitet. So zum Beispiel die Geschichte der „unfröhlichen Kinder“.

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Die rätselhafte Madonna

Ein Kopf am Fuße der Madonna, die in der Wehrkirche von Weißenkirchen steht, gibt heute noch Rätsel auf.

Friedl, Kenner der Wachau, führte noe.ORF.at auch zu wenig bekannten Schönheiten der Weltkulturerberegion, selbst wenn sie sich an solch prominenten Ort befinden wie der Wehrkirche von Weißenkirchen. Sie konnte von den Osmanen nicht eingenommen werden, und auch so mancher Fahrradtourist kennt sie nur aus der Ferne, da weder eine Straße noch ein Radweg zu ihr hinführt, und so entgeht den Gästen eine wunderschöne und ebenso geheimnisvolle spätgotische Madonna aus der Donauschule des 16. Jahrhunderts, deren Schöpfer unbekannt geblieben ist.

Besonderes Augenmerk gilt dem Wein

Aufgelockert werden die Fakten im 1.300 Seiten starken Textband zur Kulturgeschichte der Wachau durch Anekdoten, Gedichte und Legenden wie jener von der Teufelsmauer: Nicht nur heute gibt es aufgrund von Bürgerprotesten keine Staustufe in der Wachau, schon der Teufel scheiterte mit der Errichtung einer Staumauer, heißt es.

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Die Teufelsmauer

Der Legende nach scheiterte der Teufel an der Errichtung einer Staumauer in der Wachau. Aber auch die Bürger wehrten sich.

Der zweite Band ist ausschließlich der Geschichte des Weinbaus in der Wachau gewidmet. Um sich profund in Kenntnis zu setzen, arbeitete Friedl ein Jahr lang in einem Weinbaubetrieb mit. Das dritte Buch ergänzt die beiden Textbände als 400 Seiten starker Bildband mit großformatigen Fotos, die während der 15-jährigen Recherche- und Schreibarbeit entstanden. Lob verdient auch der renommierte Verlag Bibliothek der Provinz, der das Wagnis eingegangen ist, das 1.700 Seiten umfassende Werk herauszubringen.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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