Niederösterreicher singen in Japan

Im Festspielhaus St. Pölten wird am Sonntag Beethovens 9. Symphonie mit 400 Sängerinnen und Sängern aufgeführt. Einige davon werden Anfang Dezember bei einem Konzert mit 10.000 Choristen in Japan dabei sein.

„Seid umschlungen, Millionen“ - So heißen die Konzerte mit Riesen-Chor, die das Tonkünstler-Orchester gemeinsam mit seinem Chefdirigenten Yutaka Sado heuer erstmals veranstaltet. Bei der Niederösterreich-Premiere standen im Februar 500 Sänger auf der Bühne und im Zuschauerraum des Grafenegger Auditoriums. Die Idee dafür stammt aus der Heimat von Maestro Sado, Japan, wo seit Jahren riesige Konzerte veranstaltet werden.

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Beethovens Neunte Symphonie

In Grafenegg sagen unter der Leitung von Yutaka Sado 500 Sängerinnen und Sänger gemeinsam mit dem Tonkünstler-Orchester.

Daher waren auch Gäste aus dem japanischen Veranstaltungsteam in Grafenegg. Und die waren so begeistert, dass sie spontan 50 Choristen einluden, am 4. Dezember beim Konzert in Japan mitzusingen. Seit 1983 werden dort in einem Stadion in Osaka Konzerte mit einem 10.000-Personen-Chor gesungen. In Japan erfreuen sich die so genannten „Zehntausend Mal Freude“-Konzerte großer Beliebtheit. Dirigent und Tonkünstler-Chef Yutaka Sado leitet die Konzerte seit 18 Jahren.

Druschel: „Mir kamen die Tränen“

Der Geschäftsführer des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich Frank Druschel war 2013 in Japan und hat sich das Ereignis angesehen. „Ich war überwältigt, mir kamen die Tränen als 10.000 Leute aufgestanden sind und gesungen haben“, erzählt er. Diese Emotionen wollte er auch nach Niederösterreich bringen und Yutaka Sado stimmte zu. „Wir wollten die Konzerte zuerst mit tausend Sängern durchführen, aber unsere Konzertsäle reichen nicht aus. Also haben wir unser Vorhaben auf maximal 500 Sänger verkleinert", erklärt Druschel. „Das ist mein Kammermusik-Beethoven 9-Projekt“, sagt Yutaka.

Aber auch diese Menschenmengen zu organisieren ist gar nicht so leicht, meint Frank Druschel: „Mein Team arbeitet seit einem dreiviertel Jahr daran, Sänger zu akquirieren. Es gibt je einen Projektchor in Wien und St. Pölten. Das ist ein anspruchsvolles Werk, man muss die Leute gut vorbereiten.“ Chorleiter arbeiten mit kleineren Chören, Yutaka Sado probt in weiterer Folge mit 250 Sängern auf einmal, um ihnen sein Konzept zu vermitteln.

Österreich-Block im Stadion in Japan

Demnächst werden die niederösterreichischen Sänger auch das Original erleben. Frank Druschel freut sich auf das Konzert: „Wir werden im Stadion als ein Österreich-Block stehen, erkenntlich an einem roten Band.“

Auch die Chorsänger sind gespannt auf dieses japanische Erlebnis. Michaela Troll sagt: „Ich reise zum ersten Mal nach Japan. Ich freue mich mit 10.000 Menschen am anderen Ende der Welt zu singen. Das ist noch unvorstellbar für mich.“ Chorist Karl Fuchs war schon beim ersten Konzert in Grafenegg dabei: „Ich erwarte mir, dass es ein ähnliches Erlebnis wird wie Grafenegg. Ich weiß nur nicht, ob man den Eindruck noch steigern kann. Das erste Mal ist halt immer das Schönste!“

Herausforderung: Auswendig singen

Eine Herausforderung mehr gibt es in Japan, denn dort müssen die Sängerinnen und Sänger die Auflage auswendig singen. „Ich kann die ,Ode an die Freude’ jetzt schon auswendig. Mir gefällt das sehr gut, dadurch bekommt der Gesang eine größere Intensität, weil man sich ganz auf den Dirigenten konzentrieren kann“, sagt Troll.

Österreicherinnen und Österreicher beim Riesen-Event in Osaka - das sei gerade in der heutigen Zeit, wo weltweit so viele Unruhen herrschen, eine wichtige Botschaft, sagt Geschäftsführer Druschel: „Beethovens 9. Symphonie steht für Freiheit, Gemeinschaft und Verbindung. Wenn wir als Gäste eingeladen werden ist das ein Brückenschlag zwischen den Ländern, zwischen den Kontinenten." Dirigent Yutaka Sado teilt die Ansicht: „Was für eine tolle Botschaft ist nur allein der Satz: ‚Alle Menschen werden Brüder!‘" Deswegen war es den Veranstaltern auch wichtig Beethoven an allen Residenzen zu wiederholen. 2018 wird das Konzert daher im Musikverein in Wien aufgeführt.

Karina Fibich, noe.ORF.at

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