Kampf gegen Karies beginnt im Babyalter

Zahnpflege-Beratungen bereits im Kleinkindalter zeigen offenbar Wirkung: 85 Prozent der Kinder, deren Eltern sich beraten ließen, sind als Sechsjährige kariesfrei. Bei jenen ohne Beratung sind es nur 67 Prozent.

Die Zahnpflege-Beratung für Säuglinge wurde erstmals im Herbst 2010 als Pilotprojekt in den Mutter-Eltern-Beratungsstellen durchgeführt. Sechs Jahre danach wurde bei den heute Sechsjährigen die erste Evaluierung vorgenommen. Dabei zeigte sich, dass Kinder, deren Eltern sich beraten ließen, weniger anfällig für Karies sind und bei ihnen somit weniger Behandlungsbedarf wegen Karies besteht: 11,4 Prozent der Kinder mit Beratung benötigen eine Behandlung, während es bei den Kindern ohne Beratung 26,3 Prozent sind.

Zahnpflege auf dem Stundenplan

Eine frühe Beratung der Eltern führt demnach zu einem signifikant besseren Zahnzustand der Kinder, zeigten sich Gesundheitslandesrat Maurice Androsch (SPÖ), der Generaldirektor der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse, Jan Pazourek, sowie Engelbert Wagner vom Verein „Arbeitskreis für zahnärztliche Vorsorgemedizin“ (AKS-ZAVOMED) bei einem Pressegespräch am Mittwoch in St. Pölten überzeugt. Dabei wurde die jährliche Zwischenbilanz zum Projekt „Apollonia“ - benannt nach der Schutzpatronin der Zahnärzte - gezogen.

Im Zuge dieses Projekts besuchen 35 Zahngesundheitserzieherinnen - 34 weibliche und ein männlicher - zwei Mal im Jahr jeden Kindergarten sowie jede Volks- und Sonderschule im Bundesland, um den Kindern die richtige Zahnpflege beizubringen. Neben theoretischen Inhalten zu Ernährung, Zucker und Karies stehen praktische Übungen zum Zähneputzen auf dem Programm. Alle zwei Jahre werden die Kinder zudem im Kindergarten von einem „Patenzahnarzt“ untersucht, in den Volksschulen jährlich in der 1. und 4. Schulstufe. Dabei handelt es sich um eine reine Untersuchung, die in gemütlicher Atmosphäre die Angst vor dem Zahnarzt nehmen soll, die Eltern erhalten eine Mitteilung mit möglichen Behandlungsempfehlungen. Die Behandlung selbst findet danach beim Zahnarzt der eigenen Wahl statt.

Jedes zweite sechsjährige Kind ist kariesfrei

Die Auswertung der Untersuchungen bei den „Patenzahnärzten“ im Schuljahr 2015/16 zeigt, dass 54,2 Prozent der untersuchten Sechsjährigen in Niederösterreich kariesfrei sind, im Vorjahr waren es 53,4 Prozent. Dass die Steigerung nur gering ausgefallen ist, liegt zum Teil auch an den starken Flüchtlingsbewegungen im Vorjahr, so Gesundheitslandesrat Androsch.

Erstmals wurde heuer in der Statistik erfasst, ob die Kinder in Österreich oder im Ausland geboren wurden, wobei sich ein deutlicher Unterschied zeigte: 64 Prozent der in Österreich geborenen Sechsjährigen sind heute kariesfrei und nur 37 Prozent der im Ausland geborenen Kinder. Mit Projekten wie etwa der „Babycouch“ in Wiener Neustadt wird versucht, der Gruppe der Migranten die Wichtigkeit von Zahnhygiene für Kinder näherzubringen.

Mädchen haben bessere Zähne als Burschen

Auffälligkeiten gibt es allerdings auch aufgrund anderer demographischer Merkmale: So zeigt die Auswertung des Projektes im Schuljahr 2015/16 erneut, dass Mädchen bessere Zähne als Burschen haben, Kinder am Land bessere als jene aus der Stadt und Kinder im östlichen Niederösterreich weniger stark von Karies betroffen sind als Kinder im westlichen Niederösterreich.

Mit dem Projekt „Apollonia“ wollen das Land Niederösterreich und die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse das von der Weltgesundheitsorganisation vorgegebene Ziel erreichen, dass bis zum Jahr 2020 80 Prozent der Sechsjährig en kariesfrei sind. „Im vergangenen Schuljahr wurden in Niederösterreich rund 120.000 Kinder beraten“, sagt Gesundheitslandesrat Maurice Androsch. „Jeder eingesetzte Euro macht sich hier um ein Vielfaches bezahlt.“ 1,7 Millionen Euro werden pro Schuljahr in die Zahngesundheit der Kinder investiert.

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