„Wachau in Echtzeit“ hat sich etabliert

Mit einer Handvoll Veranstaltungen startete das Festival „Wachau in Echtzeit“ vor fünf Jahren. Heuer waren es bereits 14 Spielorte. Das kleine Festival hat sich ein Stammpublikum erspielt und sich im Kulturkalender des Landes etabliert.

Wenn der bekannte Film- und Burgschauspieler Philipp Hochmair im Rittersaal der Burgruine Aggstein Schiller-Balladen zu Schlagzeug-Klängen „rockt“ oder der russische Schauspieler Jevgenij Sitochin im intimen Rahmen des Kellerschlössels der Domäne Wachau in Dürnstein groteske Texte von Daniil Charms vorträgt, so ist das die gestalterische Handschrift von Ursula Strauss, der künstlerischen Leiterin des Festivals „Wachau in Echtzeit“.

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Ursula Strauss bei „Wachau in Echtzeit“

Wenn Ursula Strauss ein Text liest, dann kostet sie ihn aus, wie bei Hugo Wieners Liedtext „Der Novak lässt mich nicht verkommen“

Mit den 14 Spielorten und Programmpunkten erzielte die diesjährige Ausgabe des Festivals eine Auslastung von mehr als 90 Prozent. Die meisten Besucher seien schon Stammgäste, die bereits im Frühjahr für die Veranstaltungsreihe im Herbst zu buchen beginnt, sagt die Geschäftsführerin . Denn manche der ausgesuchten Spielorte verfügen über kaum mehr als 60 Sitzplätze. Der größte Spielort ist der stimmungsvolle Klangraum in der Minoritenkirche in Krems/Stein.

„Alles Liebe“ von Ursula Strauss

Zum Abschluss am Sonntag gestaltete Ursula Strauss selbst einen Abend unter dem Motto „Alles Liebe“ in der Minoritenkirche. Bei der Uraurfführung mit Texten zur Liebe begleitete sie das kongeniale Duo „BartholomayBittmann“ mit Vioncello, Mandola und Geige.

noe.ORF.at: Frau Strauss, Sie singen in dem Programm „Alles Liebe“. Das ist typisch für das Konzept des Festivals „Wachau in Echtzeit“, das bekannte Schauspieler auch einmal von anderen Seiten zeigt. Welchen Stellenwert genießt das Singen in Ihrem künstlerischen Werdegang?

Ursula Strauss: Für mich ist das Singen viel schlimmer als das Theaterspielen. Im Schauspiel habe ich mich immer schon zu Hause gefühlt. Da herrscht eine gewisse Geborgenheit, wenn man in eine Rolle eintaucht. Das Singen ist ein größerer Seelenstrip und ich traue mich das auch noch nicht sehr lange. Ich habe aber immer gerne gesungen und Gesangsunterricht genommen. Ich habe das aber während des Schauspielstudiums wieder aufgegeben, weil ich andere Prioritäten setzen musste. Ich bin keine Sängerin, sondern eine Schauspielerin, die gerne singt. An so einem Abend macht es Spaß, alles zu kombinieren.

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Ursula Strauss singt Grönemeyer

Herbert Grönemeyers Song „Mehr geht leider nicht“ als Teil von Ursula Strauss’ Programm „Alles Liebe “

noe.ORF.at: Mit Matthias Bartholomey am Cello und Klemes Bittmann haben Sie natürlich zwei kongeniale Partner auf der Bühne. Wie ist da die Zusammenarbeit?

Ursula Strauss: Die beiden sind der absolute Wahnsinn. Wir drei haben einander vor drei Jahren gefunden. Es hat von Anfang gut geklappt, das ist einfach ein ‚perfect match‘. Ihre Kompositionen sind großartig, genauso wie ihre Virtuosität und was mir vor allem gefällt, dass sie mit Geige und Cello richtig gut rocken. Sie haben keine Scheu vor Stilbrüchen. Wenn sie zu einem Song, den ich singe möchte einen Bezug haben, dann tigern sie sich mit voller Kreativität hinein.

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Duo „BartholomeyBittmann“ im Groove

Mit Rhythmus und Lust am Erforschen neuer Klänge bestechen die beiden Virtuosen Matthias Bartholomey und Klemes Bittmann

noe.ORF.at: Ich nehme an, das Zusammenstellen des Programms „Alles Liebe“ hat großen Spaß gemacht. Das gilt wohl insgesamt für das Festivalprogramm von „Wachau in Echtzeit“?

Ursula Strauss: Absolut. Es macht mir jedes Jahr ein großes Vergnügen. Ich habe auch schon Pläne für das nächste Jahr, die ich jetzt noch nicht verraten möchte. Es ist faszinierend, wie schnell dieses Festival gewachsen ist.

noe.ORF.at: Sie sind für mich, sage ich jetzt etwas salopp, der Rudolf Buchbinder der Wachau. Sie entführen Ihre Schauspielerkollegen und Freunde in die Wachau.

Ursula Strauss: Das is ja auch einer der schönsten Orte, wohin man Freunde entführen kann. Ich nutze meine Begegnungen bei Film- oder Theaterproduktionen. Ich habe zur Zeit sehr arbeitsreiche Jahre. Ich hätte sonst auch gar nicht die Möglichkeit, viel herumzufahren und mir Produktionen anzusehen. Man lernt sich ja bei gemeinsamen Projekten kennen. Dann frage ich immer, ob sie auch auf andere Sachen Lust haben, ob sie kleine Programme haben, oder Spaß daran hätten, neue Programme zu entwickeln. Bei den meisten Kollegen ist es so, dass man eh schon in ein volles Sackerl hineingreifen darf, weil Schauspieler und Schauspielerinnen ihren Beruf ja lieben und gerne arbeiten und sich gerne neu ausdrücken. Und dementsprechend kann ich mir dann aus dem Sackerl etwas herauspicken und etwas Passendes für die wunderbaren Spielorte in der Wachau entwickeln.

Das Gespräch mit Ursula Strauss führte Hannes Steindl, noe.ORF.at

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