Nach Anfeindungen: Flüchtlinge verlassen Gars

17 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die bis dato im „Georg Danzer Haus“ in Gars am Kamp (Bezirk Horn) gelebt haben, übersiedeln nach Stockerau (Bezirk Korneuburg). Mit ein Grund dafür sind laufende Anfeindungen gegen sie.

In den vergangenen Monaten sollen immer wieder Briefe mit Anfeindungen im Postkasten des Flüchtlingsheimes gelandet sein. Auf diesen stand etwa „Schleicht euch“ oder „Asylanten nicht willkommen“. Einzelne Bewohner des Ortes sollen auch Flugblätter verteilt haben, um gegen die Flüchtlinge Stimmung zu machen. In einem Fall wurde bewusst ein Koran zerrissen und vor dem Heim auf der Straße verteilt, erzählt die Obfrau des Vereins „Fluchtweg“, Iris Borgmann.

Die Flüchtlinge hätten laut Borgmann keine Probleme gemacht, es habe nie einen Polizeieinsatz gegeben. Dennoch seien die Anfeindungen so weit gegangen, dass man den Jugendlichen sogar davon abgeraten habe, bei Festen im Ort dabei zu sein. Dass die Flüchtlinge nun nach Stockerau (Bezirk Korneuburg) ziehen, habe laut der Obfrau aber nicht nur mit den Anfeindungen zu tun. Grund sei auch die Nähe zu Wien und, dass sie dort mehr Kontakt zu ihren Freunden hätten.

Landesamt für Verfassungsschutz ermittelt

Teilweise sollen sich die jugendlichen Flüchtlinge auch bedroht gefühlt haben, erzählt Michael Bonvalot, der für den Verein „Fluchtweg“ arbeitet und als Journalist auch selbst die Vorfälle in Gars am Kamp recherchiert hat. Er berichtet etwa von einem Bewohner, der die Flüchtlinge mit Hunden einschüchtern soll, und ortet bei den Anfeindungen Verbindungen in die rechte Szene.

Das Flüchtlingsheim in Gars am Kamp beschäftigt derzeit auch die Polizei. Wie diese bestätigt, ermittelt das Landesamt für Verfassungsschutz gegen drei Personen. Grund ist ein Flugblatt, das bereits Ende September bei einer Willkommensveranstaltung in Gars am Kamp verteilt wurde. In dem Schreiben wurde den Flüchtlingen unter anderem unterstellt, führend im Drogenhandel zu sein und Bombenterror zu importieren.

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