SC Wr. Neustadt trennt sich von Reinisch

Hans Reinisch ist am Montag trotz einer erfolgreichen Herbstsaison als Präsident des Fußball-Erstligisten SC Wiener Neustadt abgewählt worden. Diese Entscheidung lässt Unstimmigkeiten auf mehreren Ebenen vermuten.

„Sei es wegen eines zu harten Konfrontationskurses mit der Stadt oder sei es das ambitionierte Stadionprojekt. Fakt ist, dass Hans Reinisch demokratisch abgewählt worden ist“, so die erste Reaktion von Klubmanager Alexander Gruber, der über die Entscheidung der stimmberechtigten Vereinsmitglieder überrascht war.

Reinisch wurde nach nur einem Jahr an der Spitze des Klubs wieder abgesetzt. „Ich sehe das als klare Verschwörung gegen mich. Als Präsident muss ich die Interessen des Klubs mit Härte vertreten. Auch deshalb steht der SC ja derzeit ordentlich da. Ein klarer Fall von Provinzposse“, ärgert sich Reinisch gegenüber noe.ORF.at

Hans Reinisch Günter Kreissl Rene Wagner

SC Wiener Neustadt

Ein Bild aus harmonischeren Zeiten (v.l.): Hans Reinisch, Trainer Rene Wagner und Sportmanager Günter Kreissl

Stadionprojekt zu ambitioniert?

Die Stadt plant auf dem bestehenden Stadiongelände in der Giltschwertgasse die Errichtung von Wohnungen. Reinisch nahm diese Entwicklung zum Anlass, das Projekt „Stadion neu“ in Angriff zu nehmen und Unterstützer zu finden. Bemühungen, die offenbar vor allem in der Stadt zuletzt erfolglos blieben.

Auch die Mitgliederversammlung könnten die ambitionierten Eckpunkte nachdenklich gemacht haben. Um etwa 40 Millionen Euro hätte Reinisch ein Areal aus dem Boden stampfen wollen, dass neben einem modernen Stadion auch Geschäftsflächen, ein Hotel und ein Leistungssportzentrum beherbergen hätte sollen - für Alexander Gruber eine Spur zu visionär: „Ich denke, bei Rapid oder bei der Austria hat man gesehen, wie schwierig es ist, große Stadionprojekte umzusetzen. Das geht nur mit Unterstützungserklärungen aus der Politik und mit einer gut vorhersehbaren Auslastung der Infrastruktur. Ob das in Wiener Neustadt funktioniert hätte, wage ich zu bezweifeln.“ Befürchtungen, die laut Hans Reinisch so nie an ihn herangetragen wurden. „Man hätte das Projekt auch so verkleinern können, dass es realistischer ist.“

An der Notwendigkeit einer neuen Spielstätte hat sich nichts geändert. „Ich befürworte ein bedarfsgerechtes kleineres Stadion, das alle Voraussetzungen für Erste Liga und Bundesliga erfüllt. Auch die Themen Kunstrasenplatz und Trainingseinrichtungen für Amateure und Nachwuchs liegen weiter am Tisch“, so Gruber.

Vorstand auf Minimum zusammengeschrumpft

Mit Ausnahme des Präsidenten wurde der gesamte SC-Vorstand von der Mitgliederversammlung bestätigt. Trotz Wiederwahl werden laut Reinisch aber einige Rücktritte folgen. Übrig bleiben sollen nur Thomas Puchegger und Katja Putzenlechner. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie man den Betrieb, auch im Hinblick auf die Lizenzvergabe, so weiterführt“, so Reinisch.

Alexander Gruber sieht den SC von einer „Chaos-Situation“ weit entfernt. „Der Verein ist schuldenfrei und der Herbst ist sportlich ideal verlaufen. Wir verstehen die Entscheidung als Rückenwind. Der Klub wird sich weiter positiv entwickeln“, ist Gruber überzeugt. „Wichtig wird sein, dass all jene, die sich gegen Hans Reinisch entschieden haben, dem verbliebenen Vorstand die Treue halten und uns weiter unterstützen.“

Ob ein neuer Präsident aus dem Vorstand hervorgehen wird oder ob man vorerst vielleicht gar ohne Präsident weitermacht, soll bei der nächsten Vorstandssitzung in den kommenden Tagen beratschlagt werden. "Wenn sie jemanden finden, der es besser macht als ich, dann zolle ich demjenigen jeglichen Respekt. Wenn nichts weitergeht, wird sich der SC Wiener Neustadt in drei Monaten in einer Amateurliga wiederfinden, und das wäre mehr als traurig“, befürchtet Reinisch.

Christoph Gregorites, noe.ORF.at

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