Iran als schwieriger Hoffnungsmarkt

Seit die EU vor einem Jahr die Sanktionen aufgehoben hat, gilt der Iran auch in Niederösterreich als Hoffnungsmarkt. Das Exportvolumen soll in den nächsten fünf Jahren verdoppelt werden. Noch brauchen die Exporteure aber Geduld.

Die iranische Wirtschaft hat Nachholbedarf, an Geschäften mit dem Westen ist das Land mit seinen 80 Millionen Einwohnern interessiert. Davon konnte sich im April 2016 auch eine Wirtschaftsdelegation aus Niederösterreich überzeugen.

Für das Unternehmen Compact Milling Systems aus Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya) war es der erste Besuch im Iran. Das Unternehmen hat sich auf den Verkauf von kompakten Getreidemühlen spezialisiert, die so klein sind, dass sie in einen Container passen und mehrere Getreidesorten gleichzeitig verarbeiten können.

Getreidemühle Compact Milling Systems Raabs

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Die Mühlen von Compact Milling Systems passen in einen 20-Fuß-Container

„Wir sehen dort (im Iran; Anm.) eindeutig ein großes Marktpotential für uns“, sagt Lisa Dyk, Geschäftsführerin von Compact Milling Systems. „Dort gibt es Nachholbedarf, es wäre Platz für viele Mühlen und es werden Mühlen gebraucht. Und vorteilhaft ist auch, dass die Leute über das finanzielle Vermögen verfügen. Sie können sich diese Mühlen leisten.“

Probleme im Zahlungsverkehr

Das Waldviertler Unternehmen steht derzeit unmittelbar vor dem Abschluss eines Geschäftes. Die Iraner seien jedoch zähe Verhandlungspartner, erzählt Dyk. Darüber hinaus würde es Probleme im Zahlungsverkehr geben, der im Iran noch nicht den internationalen Standards entspreche. „Es ist nach wie vor eine Herausforderung, insbesondere was die Finanzierung und den ganzen Geldtransfer betrifft. Nur eine Bank in Österreich tätigt derzeit Geschäfte mit dem Iran, wo Letter of Credits abgeschlossen werden können“, sagt Dyk.

Das Land Niederösterreich setzt auf Dialog. Im Jänner soll eine Wirtschaftsdelegation aus der iranischen 500.000-Einwohner-Stadt Arak empfangen werden, im Frühjahr eine weitere Delegation aus der Hauptstadt Teheran. Einen Exportmarkt, der so lange Zeit isoliert war, müsse man langsam aufbauen, sagt Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP). Man sei aber am richtigen Weg.

Exportvolumen soll auf 100 Mio. wachsen

„Wir in Niederösterreich haben uns vorgenommen, von derzeit etwa 43 Millionen Exportvolumen in den nächsten fünf Jahren auf etwa 100 Millionen zu gehen. Das bedeutet durchaus eine langsame und fundierte Entwicklung, die dann aber auch nachhaltig halten soll“, so Bohuslav. 80 Millionen Einwohner im Iran würden einen Markt so groß wie Deutschland bedeuten.

Iran Baukran Rohbauten

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Vor einem Jahr - am 16. Jänner 2016 - hat die EU ihre Sanktionen gegen den Iran aufgehoben, seitdem gilt das Land als Hoffnungsmarkt

Helmut Forstner hat mit forstner glass+ das erste große Geschäft im Iran bereits abgeschlossen. Das Unternehmen hat sich auf die Planung von komplizierten Glasfassaden mit einem neuen Montagesystem spezialisiert. Ein Shoppingcenter in Ardabil wurde bereits fertig damit ausgestattet, demnächst soll ein Hotel inklusive Restaurant und Shopping-Center in Teheran folgen.

Forstner: „Situation nach wie vor schwierig“

Kontakte mit dem Iran hatte das Unternehmen auch schon während der EU-Sanktionen, viel habe sich deshalb nicht geändert, sagt Geschäftsführer Helmut Forstner: „Für uns ist es natürlich etwas leichter geworden, wenn Abläufe nicht sanktioniert sind. Das heißt, wenn der Papierkram leichter wird, die Reisebestimmungen vereinfacht werden und natürlich die Zahlungsflüsse vereinfacht werden. Das sind Dinge, bei denen wir hoffen, dass das auch so bleibt“, sagt Forstner.

Die Situation sei aber nach wie vor schwierig, weil viele Dinge nicht so schnell funktionieren würden, wie man sich das vor einem Jahr gewünscht hätte, sagt Forstner. Er sieht jedoch so wie viele andere Betriebe aus Niederösterreich großes Marktpotential im Iran.

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