Wochenende der tanzenden Männer

Der Londoner Starchoreograf Sidi Larbi Cherkaoui eröffnet am kommenden Wochenende mit der Kreation „Fractus V“ das Tanzjahr 2017 im Festspielhaus St. Pölten. Das Ensemble besteht nur aus Männern, Cherkaoui wird selbst mittanzen.

Was verbindet einen Zirkus-Akrobaten, einen Lindy-Hopper (Lindy-Hop ist ein Swing-Tanzstil der 1930er Jahre), einen Flamenco-Tänzer und einen B-Boy des Genres Breakdance? Sie sind Mitglieder der Tanztruppe des flämisch-marokkanischen Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui, dem Star der Londoner Tanzszene. Entsprechend überraschend und fantasievoll sind die Bewegungsansätze und das Tanzverständnis in dieser aktuellen Choreografie.

Cherkaouis Tanztruppe auf der Bühne

Filip Van Roe

Aussschnitt aus „Fractus V“

Tanz nach Noam Chomsky

In der Österreich-Premiere von „Fractus V“ am Freitag, dem 20. und Samstag, dem 21. Jänner 2017 steht der Publikumsliebling auch erstmals wieder selbst auf der Bühne des Festspielhauses Sankt Pölten. Cherkaoui bezieht in dieser Choreografie auch politisch Position: Er gestaltet ein tänzerisch-furioses Plädoyer für weniger Beschallung, Politpropaganda und für mehr Freiheit im Kopf.

Seine Arbeit ist dabei von Texten des amerikanischen Linguisten Noam Chomsky über Meinungsfreiheit beeinflusst. Wie objektiv sind unsere Gedanken tatsächlich bei all der Bilder- und Nachrichtenflut, die Tag für Tag unser Denken beeinflusst? Und wann beginnt eigentlich die persönliche Verantwortung für Ungerechtigkeit, Gewalt und Terror in der Gesellschaft?

Cherkaouis Tanztruppe auf der Bühne

Filip Van Roe

Erfolgreiches „Babel“-Projekt im Februar zu Gast

Ursprünglich war „Fractus V“ als Trio konzipiert und anlässlich „40 Jahre Tanztheater Wuppertal Pina Bausch“ erarbeitet worden. In Sankt Pölten stehen in einer erweiterten Fassung fünf Tänzer auf der Bühne. Vier Live-Musiker begleiten die Performance mit Klängen und Musikstücken japanischer, indischer und koreanischer Musiktradition.

Einen Monat später kehrt ein Welterfolg zurück nach St. Pölten. Am Samstag, dem 25. Februar gastiert mit der Festspielhaus-Koproduktion „Babel (words)“ Cherkaouis erfolgreiche Choreografie rund um den Turmbau zu Babel und dem menschlichen Streben nach Göttlichkeit erstmals seit 2010 wieder an der Traisen. Die „kosmisch-komische“ Performance ist gleichermaßen eine von Cherkaouis humorvollsten und herausragendsten Kreationen.

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