Annaberg schafft die Trendwende

In Annaberg (Bezirk Lilienfeld) gab es im Jahr 2011 die österreichweit zweithöchste Abwanderung. Nun gelang der Gemeinde die Trendumkehr. Nach zwei Jahrzehnten wächst die Zahl der Einwohner wieder an.

Dick eingepackt in eine Schneedecke liegt Annaberg jetzt da, ein Bild, das sich so schon einige Jahre nicht mehr geboten hat, und das man gern in einem Wintersportort sieht. Ähnlich erfreulich ist die Trendumkehr bei den Einwohnerzahlen. Viele Maßnahmen seien dafür gesetzt worden, sagt Bürgermeisterin Petra Zeh (ÖVP).

Die Schule wurde erhalten, der Kindergarten in eine Tagesbetreuungsstätte umgewandelt, jetzt wird sogar überlegt, den Kindergarten als solchen wieder aufzusperren. Auch Baugründe wurden geschaffen, so Zeh: „Und es ist gelungen, dass wir wieder einen Bevölkerungszuwachs haben. Sehr wenig, nur im minimalen Prozentbereich, aber wir konnten es stoppen und es geht leicht bergauf.“

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Das Land Niederösterreich trug einiges zur Konsolidierung auch der Finanzen bei, unter anderem wurde die defizitäre Liftgesellschaft übernommen. Deren Zentrum bildet nun das Reidl-Gebiet, das ausgebaut und modernisiert wurde.

Jahr eins nach Pfarrboden-Aus

Der Pfarrboden dagegen - jahrzehntelang eine der bekanntesten Rennstrecken in Niederösterreich – wurde im Sommer stillgelegt, die Lifte abgebaut. Womit auch die direkte Verbindung des Skigebietes mit dem Ort verloren ging. Die Bürgermeisterin bezeichnet das als „schmerzliche Erfahrung“. Allerdings sei man dem Land dankbar für die Übernahme der Bergbahnen und sie sehe ein, dass der Fokus auch für den Sommerbetrieb auf die Reidl-Lifte gelegt worden sei.

Das erste Jahr ohne Pfarrboden sei ein Lernjahr, sagt Bürgermeisterin Zeh. Das Skigebiet und der Ort werden nun durch einen Shuttlebus verbunden, der Skifahrer auch zu den Restaurants und Gasthöfen im Ort bringen kann.

Erfolgreiches Hotelprojekt

Am Reidl wurde ein JUFA-Hotel gebaut, eines von 56 in Österreich, das vierte in Niederösterreich. Im ersten Betriebsjahr wurden 32.000 Nächtigungen gezählt, jeweils 16.000 in der Winter- und in der Sommersaison, bestätigt Volker Höferl, Pressesprecher der JUFA-Hotelgruppe. Man sei sehr zufrieden mit der Auslastung.

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„JUFA geht schon in der Projektierung den Weg, dass sehr eng mit der Region zusammengearbeitet wird und dort erhoben wird, welche Möglichkeiten bestehen. Erst dann wird ein solches Hotel gebaut.“ Genau genommen wurde das Hotel vom Land Niederösterreich errichtet, JUFA betreibt es.

Sommertourismus legt zu

Mit der Landesausstellung „Ötscherreich“ im Jahr 2015 wurde dem Tourismus in Annaberg noch einmal ein Schub verabreicht. War früher der Sommertourismus in Annaberg dominierend, so übernahm später der Wintersport das „Kommando“, spätestens mit der Eröffnung der Reidl-Lifte im Jahr 1967. Jetzt aber kommt der Sommertourismus wieder auf Touren, derzeit halten sich Sommer und Winter die Waage.

Für eine noch bessere Auslastung ist geplant, einen Sessellift auf dem Reidl auch im Sommer für Wanderer einzuschalten. Und in der Ötscherbasis, wo jetzt Winterruhe herrscht, werden dann wieder Tausende ihre Tour in die Ötschergräben beginnen. Annaberg ist heuer 800 Jahre alt. Ein Jubiläum, das mit neuem Selbstbewusstsein gefeiert werden kann.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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