Solidarische Landwirtschaften immer beliebter

Solidarische Landwirtschaften sind auch in Niederösterreich im Vormarsch. Dahinter steckt ein einfaches Prinzip: Landwirte und Konsumenten schließen sich zusammen. Die Kunden zahlen an den Bauern und erhalten dafür Lebensmittel.

Weltweit ist die Form der solidarischen Landwirtschaft als CSA bekannt, die Abkürzung steht für „Community Supported Agriculture“. Ursprünge dieser Idee finden sich in Japan und Deutschland. In Japan ist diese Form der Landwirtschaft besonders beliebt, etwa ein Viertel der Bevölkerung ist Teil von solidarischen Landwirtschaften.

Gänserndorf startete ersten CSA-Betrieb Österreichs

In Österreich war die Gemeinsame Landwirtschaft Ochsenherz in Gänserndorf der erste Betrieb dieser Art. Mittlerweile gibt es mehrere CSA-Betriebe. In Niederösterreich werden solidarische Landwirtschaften etwa in Kirchberg am Wagram (Bezirk Tulln), Herzogenburg (Bezirk St. Pölten), Plank am Kamp (Bezirk Krems) und in Krumbach (Bezirk Wiener Neustadt) geführt.

Das Prinzip dahinter: Landwirte und Konsumenten schließen sich in einem Bündnis zusammen. Die Konsumenten kaufen einen Ernteanteil und ermöglichen so die Existenz der Landwirtschaft. Im Gegenzug können sie sich wöchentlich die Ernte abholen.

Kooperative Landwirtschaft

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Rudolf Hoheneder führt seine Landwirtschaft, den Hawaruhof in Kirchberg am Wagram, seit vier Jahren auf diese Art und Weise. „Ich will nicht mehr anonymer Produzent sein, ich möchte die Leute kennen, für die ich produziere“, erklärt er. Früher hat er sein Gemüse auf dem Markt vertrieben. „Die Leute waren nicht bereit den Preis zu zahlen, den das Gemüse wert ist. Das ist auch jetzt schwierig, wenn jemand neu dazukommt, aber nach einer Zeit sieht er dann, dass das Gemüse den Preis wert ist“, so Hoheneder. Die Kosten für einen Ernteanteil liegen zwischen 50 und 100 Euro. Derzeit hat der Landwirt etwa 30 Ernteanteile vergeben.

Mit der Natur leben und essen

Hoheneder erntet jeden Freitag, verteilt wird das Gemüse noch am selben Abend. Einmal in der Woche gibt es die Verteilaktionen in Kirchberg am Wagram und in Krems. Welches Gemüse angeboten wird, ist abhängig von der Saison. Abnehmerin Getrude Täubler sagt: „So lernt man mit dem Kreislauf der Natur zu leben. Und irgendwas gibt es immer.“

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Landwirt Rudolf Hoheneder und Gertrude Täubler

Beim Verteilen wird das Gemüse in Kisten geschlichtet - weder gewaschen noch geschält oder von Grünzeug befreit. Manches Gemüse weist Dellen oder runzelige Stellen auf. „Bei uns wird auch das nicht so schöne Gemüse auf den Tisch gelegt. Es ist ja auch hier gewachsen. Wieso sollte ich es jetzt wegschmeißen?“, sagt der Landwirt.

Abnehmer vorrangig aus städtischem Bereich

Die Abnehmer können sich nach einem Ampelsystem bedienen: Gibt es von einer Sorte nur wenig, dann hat die Kiste eine rote Kennzeichnung und darf nicht in großen Mengen genommen werden. Wenn es eine große Menge von einer Sorte gibt, können die Konsumenten so viel nehmen, wie sie wollen. Zwei Drittel von Hoheneders Abnehmer kommen aus dem städtischen Bereich. „In der Stadt gibt es ein höheres Bewusstsein für regionale, saisonale und gesunde Ernährung“, erklärt der Landwirt, „am Land muss das erst wachsen, hier ist das Bewusstsein noch nicht so stark vorhanden.“

Das Interesse an solidarischen Landwirtschaften wächst jedenfalls weiter. Imker Matthias Pichler aus Ulrichskirchen (Bezirk Mistelbach) will durch Crowdfunding eine Landwirtschaft dieser Art starten. Er will die Honigbiene vermehren. So können Personen in ein Bienenvolk investieren und erhalten im Gegenzug den Honig.

Pia Seiser, noe.ORF.at

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