„Stadtschriftsteller“ mit Liebe zum Land

Heimito von Doderer wird häufig als „Stadtschriftsteller“ bezeichnet, weil Wien eine große Rolle in seinem Werk spielt. Darin taucht aber auch das Land, vor allem Prein an der Rax (Bezirk Neunkirchen), immer wieder auf.

Heimito von Doderer gilt als einer der größten österreichischen Dichter. Geboren wurde er am 5. September 1986 in Hadersdorf-Weidlingau, damals eine eigenständige Gemeinde, heute ein Teil des 14. Wiener Gemeindebezirkes. Mit seiner Familie verbrachte er viele Sommermonate in Prein an der Rax im südlichen Niederösterreich.

Heimito von Doderer

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Der „Riegelhof“ in Prein an der Rax

Der „Riegelhof“ über den Dächern von Prein war der Sommersitz der Familie. „Sein Vater hat den Hof 1902 gekauft, ursprünglich war es ein Bauernhaus“, sagt Heimatforscher Norbert Toplitsch. „Er hat ihn von Max von Ferstel, dem Sohn des berühmten Ringstraßenarchitekten Heinrich von Ferstel, zu einem Landhaus umbauen lassen. Hier hat der Dichter mit seinen fünf Geschwistern unbeschwerte Kindheitstage erlebt.“

Literarisches Denkmal für Lieblingswirtshaus

Am „Riegelhof“, heute nach wie vor im Privatbesitz, fand der Dichter Zeit und Ruhe, um zu schreiben. Schauplätze aus der Gegend rund um Prein an der Rax tauchen immer wieder in seinem Werk auf: Dem „Riegelhof“, der von dort aus sichtbaren Preinerwand und seinem Lieblingswirtshaus, dem „Oberen Eggl“, setzte er in seinem Roman „Die Strudlhofstiege“ ein literarisches Denkmal.

Heimito von Doderer

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Doderers Lieblingswirtshaus, den „Oberen Eggl“, gibt es noch heute

„Hier roch es in der weiträumigen, sauberen Küche nach gutem Essen, das Bier war frisch wie die Salzstangerl. Der Wein bewies den Wirtsverstand, der Kaffee duftete morgens und nachmittags human durchs Haus und insbesondere die große Glasveranda“, schrieb Doderer über das Gasthaus in dem Werk, das von 1941 bis 1948 entstanden ist und nach der Strudlhofstiege im 9. Wiener Gemeindebezirk benannt ist.

Seniorwirt Otto Leistentritt hatte Doderer noch persönlich gekannt. „Er war ein netter, freundlicher Herr, ein eher introvertierter Mann. Wenn er die anderen Gäste nicht sehen wollte, hat er sich in der Glasveranda so gesetzt, dass er sie nicht sehen musste. Mit seiner Schwester und seinem Schwager ist er täglich zum Essen gekommen.“ Die Lieblingsgerichte des Dichters: „Gekochtes Rindfleisch mit Gemüse, Kalbsbraten oder ein Kalbsnaturschnitzerl“, erzählt Leistentritt. Doderer starb am 23. Dezember 1966 im Rudolfinerhaus in Döbling (19. Wiener Gemeindebezirk).

Heimito von Doderer

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Das Doderer-Denkmal in Prein: „Das wirkliche Behagen bemerkt man nur nebenbei. Es ist keine separate Speise an der Tafel des Lebens, sondern ein Beigeschmack, den gewisse Gerichte haben. Aufs Behagen kann man den Blick nicht einstellen.“

Gewichtiges Betondenkmal für Doderer

Gleich in der Nähe des „Riegelhofes“ wurde dem Dichter selbst ein Denkmal gesetzt. „Es geht auf die Aktivitäten des Kulturvereins Reichenau zurück, der in den Jahren 1982-83 gegründet wurde“, sagt Heimatforscher Norbert Toplitsch. „Auf Initiative des Obmannes Peter Loidolt, der heute der sehr erfolgreiche Intendant der Reichenauer Festspiele ist, konnte der Künstler Kurt Ingerl gewonnen werden, der in einer damals ganz neuen Technik - der Betonscheibentechnik - dieses Denkmal geschaffen hat“, sagt Toplitsch.

Die Enthüllung des Denkmals fand am 4. September 1983 statt. „Ingerl hat erzählt, er ist sich wie ein Zwerg vorgekommen, als er im Betonwerk in Wiener Neustadt mit dem Presslufthammer dieses Denkmal aus der Form gelöst hat“, so Toplitsch.