Küng sorgt sich um „verschlafenes Christentum“

Der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng fordert im Interview mit noe.ORF.at weltweite Solidarität. Angesichts der mehrheitlich muslimischen Zuwanderung äußert er wörtlich „Sorge wegen des verschlafenen Christentums.“

Von einer „echten Bedrohung“ spricht der St. Pöltner Diözesanbischof Küng in Zusammenhang mit den Terroranschlägen. Im großen Interview mit noe.ORF.at sagt der 76-Jährige, dass die vielen Auswanderer zum einen auch im eigenen Land fehlen. Zum anderen könne die geringe Kinderzahl in Österreich nicht nur durch Zuwanderung erhöht werden.

noe.ORF.at: Herr Diözesanbischof, angesichts der vielen Terroranschläge, die wir erleben müssen, gehören Sie da zu denen, die auch sagen, das macht mir Angst oder überwiegt bei Ihnen auch die christliche Zuversicht?

Bischof Klaus Küng: Das ist schon eine echte Bedrohung, die meines Erachtens wirklich unsere Solidarität erfordert. Das kann uns nicht kalt lassen. Ich denke da auch an die koptischen Christen, die da beten und es explodiert eine Bombe. Gleichzeitig ist für uns Christen tatsächlich irgendwo das Osterfest, die Hoffnung und dann auch vor allem auch der Karfreitag.

Interview mit Diözesanbischof Klaus Küng

ORF NÖ

ORF NÖ Chefredakteur Robert Ziegler im Gespräch mit Diözesanbischof Klaus Küng

noe.ORF.at: Papst Franziskus hält auch daran fest, dass man gegenüber den Flüchtlingen und gegen jenen, die einwandern und zuwandern, ein Willkommens-Zeichen setzen soll. In der Politik gibt es größtenteils andere Signale. Wie gehen Sie damit um, wie sehen Sie das?

Küng: Ich glaube es ist richtig, dass man versucht europaweit gemeinsam vorzugehen. Es kann auch nicht sein, dass ein Land oder zwei Länder alles zu tragen haben. Das ist auch nicht verkraftbar, da kann man auch nicht helfen. Es braucht diese Gemeinsamkeit. Wenn die Leute überhaupt nichts zu essen haben und sie sehen im Fernsehen, wie gut es uns in Europa geht, dann kommen sie hierher. Das kann auch nicht die Lösung sein, sondern wir müssen ihnen dort helfen.

noe.ORF.at: Wie ist es aus Ihrer Sicht möglich, dass in unserer Gesellschaft, die auch sehr von christlichen Werten und Wurzeln geprägt ist, Flüchtlinge integriert werden?

Küng: Ich sehe da große Unterschiede und wage mir auch kein Allgemeinurteil zu. Ich erlebe schon auch Familien, die wirklich die Sprache lernen, die auch bemüht sind, sich hier zu integrieren. Ein anderes Problem ist, dass die Menschen oft im eigenen Land abgehen.

noe.ORF.at: Aber denken Sie, dass sich unsere Gesellschaft und damit auch die christlichen Wurzeln, auf denen unsere Gesellschaft ruht, dann noch drastisch verändern werden? Etwa wenn andere Kulturen, zum Beispiel die muslimische Kultur, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch mehr an Bedeutung bei uns gewinnen?

Küng: Ich glaube, das ist eine große Herausforderung, aber auch eine gewisse Chance. Mir macht es schon große Sorge, das verschlafene Christentum. Wir müssen ein bisschen aufwachen. Ich meine das jetzt nicht aggressiv, sondern im Sinne der Vitalität.

noe.ORF.at: Sie feiern jetzt das zweite Osterfest, nachdem Sie im Herbst 2015 Ihren Rücktritt eingereicht haben. Denken Sie, es wird das letzte Osterfest als Diözesanbischof von St. Pölten sein?

Küng: Das kann durchaus sein. Eigentlich rechne ich damit, dass im Laufe dieses Jahres der Wechsel stattfinden wird. Ich arbeite ganz ruhig weiter und bin Gott sei Dank eigentlich gesund.

noe.ORF.at: Sie sind jetzt bald 13 Jahre Diözesanbischof von St. Pölten. Wenn Sie zurückblicken, wie fällt denn - kurz zusammengefasst - Ihre Bilanz aus?

Küng: Ich bin dankbar, dass es gelungen ist einen Frieden herzustellen und auch zu erreichen, dass manche wieder miteinander reden können, was sie vielleicht vorher nicht mehr konnten. Zudem auch, dass eigentlich doch auch zahlreiche Heilungsprozesse passiert sind.

Das Gespräch führte ORF NÖ Chefredakteur Robert Ziegler, noe.ORF.at

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