Lange Wartelisten für Schrebergärten

Wer keinen eigenen Garten besitzt, kann ein Stück Grün pachten. Der Landesverband der Kleingärtner hat mehr als 4.700 Mitglieder. Wegen der großen Nachfrage gibt es lange Wartelisten.

Die Nachfrage und der Wunsch nach einem Garten sind besonders bei Wohnungsbesitzern groß, heißt es beim Landesverband der Kleingärtner in Niederösterreich. Zudem sind es immer mehr junge Menschen, die einen Kleingarten pachten wollen. „Diese Tatsache ist sehr überraschend. Denn vor zehn Jahren war die Nachfrage nicht so intensiv. Es wird jetzt bedeutend mehr, dass junge Familien in den Garten wollen“, so Franz Riederer vom Landesverband der Kleingärtner im Gespräch mit noe.ORF.at.

Riederer führt den Trend vor allem auf das steigende Umweltbewusstsein zurück. Wegen der großen Nachfrage werden die freien Gartenplätze allerdings zur Rarität. „Es ist ein steigender Trend, es gibt also mehr Nachfragen als freie Plätze vorhanden sind“, so Riederer.

Neue Bewerber werden auf eine Warteliste gesetzt. Es kann zwischen Wochen und Jahren dauern, bis eine Parzelle - also ein abgemessenes Gartenstück - frei wird. Hinzu kommt, dass Schrebergärten oft seit Jahrzehnten im Familienbesitz sind und über Generationen hinweg auf diese Weise weitergegeben werden.

Auf der Suche nach neuen Grünflächen

Der Verband ist nach eigenen Angaben bemüht, dem Bedarf nachzukommen, indem Gespräche mit Gemeinden und Großgrundbesitzern gesucht werden. Das größte Problem stellt dabei die Suche nach neuen Flächen dar. „Es ist speziell in den Zentren sehr schwierig, neue Flächen für Kleingärten zu finden. St. Pölten ist in einer glücklichen Lage, weil wir sehr viele Grünflächen haben und wir da noch etwas machen können“, erklärt Riederer.

In anderen Gemeinden sei der Grund „sehr eng“, so Riederer, „speziell in den Umlandgemeinden südlich von Wien und nördlich Richtung Klosterneuburg und Korneuburg. Dort ist es ganz anders, weil die Besiedelung dicht ist und Flächen für solche Sachen nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Ist eine freie Fläche gefunden, würden bürokratische Hürden wie etwa das Umwidmungsverfahren oder die Zustimmung vom Land oft die Umsetzung erschweren.

Schrebergärten sind landesweit nicht erfasst

Einen Überblick, wie viele Schrebergärten es gibt und wie viele davon frei stehen, gibt es laut Riederer nicht. Denn neben dem Landesverband gehören viele Grünflächen den ÖBB, sind privat oder über die Gemeinden vergeben. Beim Landesverband gibt es derzeit 4.773 Parzellen, die belegt sind.

Wilbert Leitgeb, ebenfalls vom Landesverband, schätzt, dass es rund 3.000 weitere Parzellen geben könnte, die neben dem Verband existieren, unter anderem in Langenlois (Bezirk Krems). Dort gibt es mehr als 60 Schrebergärten, die über die Gemeinde vergeben werden. Auch hier ist die Warteliste bereits lang, etwa 30 Personen meldeten sich für ein Stück Grün an. Die Gemeinde ist nun auf der Suche nach neuem Areal, bestätigte Bürgermeister Hubert Meisl (ÖVP) gegenüber noe.ORF.at.

Ein Großprojekt wickelt der Landesverband in Wilhelmsburg (Bezirk St. Pölten) ab. „Es geht jetzt um ein Umwidmungsverfahren, dort könnte man neue Kleingärten schaffen“, so Wilbert Leitgeb. Bereits vor drei Jahren wurde das erste Gespräch mit der Gemeinde geführt. Weitere drei bis fünf Jahre soll es nun dauern, bis die ersten neuen Pächter ihre Blumen und Kräuter ansetzen könnten.

Gärten als Residenz für Sommermonate

Neben der allgemeinen Nachfrage nach Gartenflächen liegen vor allem Gärten mit moderner Infrastruktur, also mit Strom- und Wasseranschluss, im Trend. Eine dieser Weiterentwicklungen des ursprünglichen Schrebergartens findet sich beispielsweise in St.Pölten-Ratzersdorf. Diese Gartenanlage gleicht einer kleinen Wohnhaussiedlung im Grünen, auf jeder Parzelle steht auch ein kleines Wohnhaus. „Dieser kleine Wohnraum wird von den Kleingärtnern sehr gerne angenommen. Sie sind meist von Frühjahr bis Herbst dort und haben einen Zweitwohnsitz und verbringen die Sommerzeit im Garten“, so Leitgeb.

Martina Gerlitz, noe.ORF.at

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