Tschechische Privatbahn will Wien-Prag ansteuern

Ab Dezember will die tschechische Privatbahn RegioJet gemeinsam mit der Graz-Köflacher Bahn Fahrten von Prag nach Wien anbieten. Damit bekommen die ÖBB und die Tschechische Staatsbahn Konkurrenz.

Der Bahnverkehr zwischen Wien und der tschechischen Hauptstadt Prag kommt in Schwung: Geplant sind ab dem nächsten Fahrplanwechsel am 10. Dezember täglich vier Fahrten von Prag nach Wien und retour. Die Passagiere sollen in vier Klassen reisen können, die Angebote reichen von sehr günstigen Restplätzen bis hin zu hochpreisigeren Business-Class-Tickets. Als Züge stehen alte ÖBB-Garnituren zur Verfügung, welche die Österreichischen Bundesbahnen durch die Umrüstung auf Railjets vor einigen Jahren ausgemustert und an RegioJet verkauft hatten.

Das Ziel sind neue Zielgruppen

Wie auch die Tageszeitung „Der Standard“ berichtete, wolle man keine Passagiere abwerben: „Ziel der neuen tschechisch-österreichischen Partnerschaft ist es, Passagiere von den Fernbussen zu attraktiven Preisen auf die Schiene zurückzubringen. Der Mobilitätsbedarf zwischen großen Städten wächst, an diesem Zukunftsmarkt will die Graz-Köflacher Bahn partizipieren“, heißt es in einer Aussendung der Graz-Köflacher Bahn (GKB). Der Bahnverkehr sei zuverlässiger und schneller, wird betont.

Zug der tschechischen Privatbahn "Regiojet"

Regiojet

Eine Garnitur der tschechischen Priavtbahn RegioJet

Außerdem hofft man bei der GKB darauf, durch diesen Schritt neue Zielgruppen zu erreichen. Bisher war das im Eigentum der Republik Österreich stehende Unternehmen international mit Gütertransporten unterwegs. Durch den Zusammenschluss mit dem tschechischen Anbieter will man nun auch den Personenfernverkehr international ausbauen und dadurch neue Geschäftsfelder erschließen. Umgekehrt ging das private tschechische Eisenbahnverkehrsunternehmen RegioJet die Kooperation mit der Graz-Köflacher Bahn ein, weil so die nötigen Konzessionen und Trassen in Österreich schneller beantragt werden können.

Derzeit ist das aber alles nur Theorie, so der Pressesprecher der Graz-Köflacher Bahn, Ernst Suppan, gegenüber noe.ORF.at. Zwischen der GKB und der tschechischen Privatbahn RegioJet ist ein Kooperationsvertrag geplant, an Details werde allerdings noch gearbeitet. Für die Strecke von Prag über Brünn und den tschechischen Grenzbahnhof Breclav und auf österreichischer Seite über die Nordbahntrasse und Gänserndorf nach Wien sei ein Ansuchen in Arbeit. Zwischenhalte in Niederösterreich sind übrigens derzeit keine geplant.

ÖBB: „Wir haben ein überzeugendes Angebot“

Bei den ÖBB sieht man dem möglichen Zusatzangebot selbstbewusst entgegen. Es stehe jedem anderen Unternehmen frei, auch Zugverkehr anzubieten. Man sei jedoch sicher, ein überzeugendes Angebot zu haben und jeder Konkurrenz standhalten zu können, so ÖBB-Pressesprecher Bernhard Rieder gegenüber noe.ORF.at. Seit dem Einsatz von Railjet-Garnituren auf dieser Strecke vor knapp zweieinhalb Jahren habe das Unternehmen ein Passagierplus von 40 Prozent verzeichnet, so Rieder.

Die ÖBB fahren derzeit sieben Mal täglich von Wien nach Prag und retour. Natürlich wolle man diese Strecke auch weiterhin bedienen, es gebe auch erste Verbesserungsideen. Welche genau das sind, wollte das Unternehmen vorerst aber nicht bekanntgeben.

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