Roland Rainer: Ein Architekt wird wiederentdeckt

Der 2004 verstorbene Roland Rainer war einer der wichtigsten österreichischen Architekten des 20. Jahrhunderts. Der Verein ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich versucht nun, das Werk des Architekten bekannter zu machen.

„Der Architekt darf nicht damit anfangen, Kunst zu wollen, sondern er muss nach den Aufgaben fragen, die zu lösen sind“, formulierte Roland Rainer (1910-2004) sein Credo. Und: „Ich will nichts Neues, sondern das Richtige. Das Neue wird morgen sowieso schon alt sein - unsere Häuser aber halten unter Umständen bis übermorgen.“

Roland Rainer wurde am 1. Mai 1910 in Klagenfurt geboren. Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Wien, wo er über die Gestaltung des Wiener Karlsplatzes dissertierte, wurde er Mitarbeiter der Deutschen Akademie für Städtebau in Berlin. 1945 übersiedelte Rainer zurück nach Österreich, 1953 folgte er einem Ruf an die Technische Hochschule Hannover.

Roland Rainer

APA/Roland Schlager

Roland Rainer (1910-2004)

Weitere Stationen waren eine Professur für Hochbau und Entwerfen an der Technischen Hochschule Graz und bis 1980 die Leitung einer Meisterklasse für Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Von 1958 bis 1963 war Rainer Stadtplaner der Bundeshauptstadt.

Kritiker von Bausünden und Umweltzerstörung

Als Architekt und Stadtplaner machte er sich international einen Namen, er war der Lehrer einer Generation erfolgreicher Architekten, Autor zahlreicher Bücher und unermüdlicher Kritiker von Bausünden und fortschreitender Umweltzerstörung.

In mehr als 50 Jahren bewältigte er Bauaufgaben unterschiedlicher Art und Größe: Bürogebäude, Schulen, Kindergärten, Bäder, Kirchen, Mehrzweckhallen, Fabriksgebäude, Hotels, Wohn- und Siedlungsbauten. Zu seinen Hauptwerken zählen die Wiener Stadthalle und das ORF-Zentrum in Wien-Hietzing.

Auf Rainers Spuren durch Niederösterreich

ORTE Architekturnnetzwerk Niederösterreich veranstaltet am 10. Juni 2017 eine Exkursion „Roland Rainer - Bauten in Niederösterreich“. Auf dieser Tour durch das Industrieviertel werden „ausgewählte Werke Roland Rainers abseits seiner bekannten Architekturikonen in Wien oder Linz-Puchenau besucht“, heißt es auf der Website des Vereins.

Dabei werde ein unmittelbarer Zugang nicht nur zum Werk ermöglicht, sondern auch zu seiner Person, denn an der Fahrt nimmt auch Rainers Tochter, die Architektin Johanna Rainer, teil, die gemeinsam mit ihrem Vater Bauten wie die Gartenstadt in St. Pölten schuf.

Reinhard Seiß, Stadtplaner, Filmemacher und Publizist, leitet die Exkursion: „Die Gelegenheit, langjährige Bewohnerinnen und Bewohner bzw. Kenner der jeweiligen Bauten zu treffen, wird an mehreren Orten geboten. So besuchen wir eine frühe Werkssiedlung in Mannersdorf, in der Roland Rainer bereits Anfang der 1950er Jahre seine Prinzipien eines flächensparenden, kostengünstigen, naturverbundenen und ökologischen Wohnbaus realisierte.“

Auf dem Exkursionsprogramm steht außerdem „eine inzwischen stark überformte Wohnanlage“ in Traiskirchen von Ende der 1960er Jahre. In Ternitz, wo „Rainer ab den 1950er Jahren einen ganzen Ort prägte“, werden Stadthalle, Hauptschule, Parkbad und eine Reihenhaussiedlung besichtigt, danach geht es ins Burgenland, zum „Haus in der pannonischen Landschaft“ (1969) in St. Margarethen sowie in Rainers privatem Sommerhaus (1957).

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