Lunacek wird Grüne Spitzenkandidatin

Die in Krems geborene Ulrike Lunacek wird die Grünen als Spitzenkandidatin in die Nationalratswahl führen. Wie der erweiterte Bundesvorstand einstimmig beschloss, soll Lunacek gemeinsam mit Ingrid Felipe eine Doppelspitze bilden.

Nach dem überraschenden Rücktritt von Eva Glawischnig werden die Grünen auf Bundesebene das Amt der Bundesparteiobfrau und die Spitzenkandidatur für die kommende Nationalratswahl trennen. Während die gebürtige Kremserin Ulrike Lunacek die Grünen als Spitzenkandidatin in die Wahl am 15. Oktober führen wird, soll die stellvertretende Tiroler Landeshauptfrau Ingrid Felipe Bundessprecherin der Grünen werden. Die engültige Entscheidung soll Ende Juni fallen, dann findet die Bundesversammlung der Grünen in Linz statt - mehr dazu in Zwei Frauen als neues Gesicht der Partei (news.ORF.at).

Ulrike Lunacek und Ingrid Felipe

APA/Barbara Gindl

Die Kremserin Ulrike Lunacek (li.) soll mit Ingrid Felipe (re.) bei den Grünen eine Doppelspitze bilden

Lunacek: „Stehe 150-prozentig zur Spitzenkandidatur“

Die Lösung sei, dass es in der Frage, ob nun Felipe und Lunacek von Glawischnig übernehme, kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als-auch gebe, erklärte Lunacek. Die gebürtige Niederösterreicherin betonte, die Übernahme der Spitzenkandidatur sei für sie kein leichter Entschluss gewesen. Sie stehe aber „150-prozentig“ dazu: „Ich freue mich auf einen spannenden Wahlkampf.“ EU-Mandatarin will sie vorläufig bleiben.

Lunacek sagte, es gehe um viel, denn vor allem die ÖVP, aber auch die SPÖ steuere nach rechts. „Wir Grünen sind die einzigen, die garantieren, dass es mit uns keine FPÖ in der Regierung gibt“, so die Grüne Spitzenkandidatin. Und: „Wir sind die einzigen, die hier links der Mitte stehen.“ Eine blaue Regierungsbeteiligung „wäre nicht nur für Österreich fatal, sondern auch für die EU“, so Lunacek: „Ich will kein Österreich, das Richtung Orbán abdriftet.“

Krismer mit Entscheidung zufrieden

Für Helga Krismer, die Landessprecherin der Grünen Niederösterreich, sei der Vorschlag des erweiterten Bundesvorstandes ein sehr guter. Dass mit Lunacek dem Bundeskongress eine Niederösterreicherin als Spitzenkandidatin für die kommende Nationalratswahl vorgeschlagen werde, freue Krismer. "Ulrike Lunacek weiß als EU-Abgeordnete, dass Rechtspopulisten in einer Regierung das Projekt EU sprengen wollen. Sie weiß, dass in Österreich drei Parteien – ÖVP, SPÖ und FPÖ – sehr nach rechts driften. Dem Rechtsruck wird sich Ulrike Lunacek bestimmt entgegenstellen. Sie steht für ein Miteinander, Respekt und ein starkes Europa,“ erklärte Krismer in einer Aussendung.

Darüber hinaus begrüßte Krismer, dass die Grünen mit einer Frau an der Spitze bei der Nationalratswahl antreten werden. Felipe sei als Stellvertreterin von Eva Glawischnig die logische Nachfolge als Bundessprecherin, so Krismer: „Sie hat schon bisher bewiesen, dass sie auch in schwierigen Situationen gemeinsam mit der Partei lösungsorientiert arbeitet.“

Felipe verweist auf Verpflichtungen in Tirol

Während Glawischnig eine Aufteilung der Aufgaben bei ihrer Abschiedspressekonferenz noch ablehnte, begründete Felipe die Entscheidung mit ihren Verpflichtungen in Tirol. Sie trage Verantwortung als alleinerziehende Mutter, aber auch gegenüber Tirol, wo die Regierungszusammenarbeit mit der ÖVP beispielhaft funktioniere. „Ich habe gesagt, ich kann als Parteisprecherin zur Verfügung stehen, nicht als Spitzenkandidatin“, so Felipe. Als Bundessprecherin werde Felipe Verantwortung für die Ausrichtung der Grünen, die Betreuung des Wahlkampfs und die Vernetzung innerhalb der Partei übernehmen, sollte sie am Bundeskongress gewählt werden.

Die in Krems geborene Lunacek ist seit Juli 2014 Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und wurde im Jänner des heurigen Jahres in dieser Funktion wiedergewählt. Lunacek war sowohl 2009 als auch 2014 Spitzenkandidatin der Grünen bei den jeweiligen Europawahlen. 1999 bis 2009 war sie Nationalratsabgeordnete. Außerdem war sie zuvor zwei Jahre lang Bundesgeschäftsführerin der Grünen. Ihre frühe Kindheit verbrachte Lunacek in Gföhl (Bezirk Krems) und Amstetten, bis ihre Familie nach Wien zog.