St. Pölten: Greenpeace ortet zu viele Parkplätze

In St. Pölten gibt es zu viele und zu günstige Parkplätze. Das kritisiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die alle Landeshauptstädte unter die Lupe genommen hat. Positiv wurden der Radverkehr und die Luftqualität beurteilt.

Was Autofahrer an St. Pölten schätzen, wird von Greenpeace scharf kritisiert. Im aktuellen Landeshauptstädte-Ranking, das die Umweltschutzorganisation am Montag veröffentlichte, wird vor allem auf Verbesserungsbedarf bei der Parkraumbewirtschaftung hingewiesen. Konkret kritisiert Greenpeace, dass es in St. Pölten zu viele kostenlose Parkplätze gäbe und die durchschnittliche Parkgebühr in der Kurzparkzone mit 1,00 Euro pro Stunde im Vergleich zum Einzelticket für den öffentlichen Verkehr (1,70 Euro) unverhältnismäßig niedrig sei. Das setze bei der Verkehrsmittelwahl falsche Anreize, heißt es.

Platz vier für St. Pölten im Hauptstadt-Ranking

Die Umweltschutzorganisation verglich die Verkehrskonzepte von allen neun Landeshauptstädten, um sie nach ihrer Klimafreundlichkeit zu beurteilen. Dabei wurden sieben Kategorien - Verkehrsmittelwahl, Luftqualität, Radverkehr, öffentlicher Verkehr, Parkraumbewirtschaftung, Fußgängerfreudlichkeit und alternativer Individualverkehr - miteinander verglichen. In Summe landete St. Pölten auf dem vierten Rang, nach Wien, Bregenz und Eisenstadt.

St. Pölten

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Bei der Luftqualität belegt St. Pölten den dritten Platz

In der Kategorie Luftqualität ist St. Pölten mit Platz drei ganz vorne dabei. Bei der Kategorie Radverkehr brachten die Citybikes, das gute Radwegnetz und die im Österreich-Vergleich wenigen Unfälle mit Radfahrern den zweiten Platz. Dennoch sieht Greenpeace, etwa bei der Größe des Radnetzes, noch Verbesserungsbedarf.

In puncto Verbesserungsbedarf ist St. Pölten aber nicht alleine. Laut Greenpeace sei in allen neun Landeshauptstädten noch „Luft nach oben“, wie Adam Pawloff, Klima- und Mobilitätssprecher von Greenpeace, sagt: „Das Ranking zeigt, dass in den Landeshauptstädten noch viel unternommen werden kann, um das Klima zu schützen.“

Greenpeace fordert mehr „Tempo 30“

Neben der Parkraumbewirtschaftung kritisiert Greenpeace in St. Pölten auch die zu geringe Fußgängerfreundlichkeit, bei der die Landeshauptstadt auf Rang sieben liegt. Hier fordert Greenpeace etwa den Ausbau der Tempo-30-Zonen. In St. Pölten seien laut der Umweltschutzorganisation nur 21 Prozent der Straßen Tempo-30-Zonen. Zum Vergleich: In Salzburg sind es 80 Prozent.

St. Pölten

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Beim Radverkehr liegt St. Pölten auf dem zweiten Rang

Das dürfte sich auch auf die Verkehrsmittelwahl auswirken, bei der St. Pölten ebenfalls eher schlecht abschnitt (Rang sieben). Grund ist der hohe Anteil des motorisierten Individualverkehrs, der bei 56 Prozent liegt. Nur 17 Prozent der Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, 16 Prozent zu Fuß und elf Prozent mit dem Rad zurückgelegt.

Laut St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) unterstreiche die Studie jene Dinge, an denen man bereits arbeite, und wo man wisse, dass man im Sinne der Umwelt besser werden müsse. Er freue sich besonders über die gute Positionierung beim Radverkehr, weil man da vor ein paar Jahren noch nicht so gut dabei gewesen sei, sowie über die Luftqualität, sagte Stadler. Letzteres sei für St. Pölten eine „Sensation“.

Stadler: „Man muss Überzeugungsarbeit leisten“

In puncto öffentlicher Verkehr verwies Stadler darauf, dass der Gemeinderat am Montagabend die Ausweitung des Stadtbusses „LUP“ beschließen werde. Die Stadtbusse werden damit künftig auch am Wochenende und am Feiertag mit drei Linien unterwegs sein. Im September sollen zwei neue Linien dazu kommen - mehr dazu in St. Pöltner Stadtbus fährt künftig auch sonntags (noe.ORF.at; 2.2.2017).

Stadler betonte, dass es wichtig sei die „Bevölkerung mitzunehmen“. „Es gibt zweifellos Zielsetzungen, die uns helfen würden, Pendlerverkehr und andere Dinge einzudämmen, das durchaus sinnvoll ist, aber auf diesem Weg muss man Überzeugungsarbeit leisten. Wenn man Kurzparkzonen ausweitet, wenn man Gebühren erhöht, dann ist das in der Politik immer eine heikle Sache. Aber es ist natürlich klar, dass man gewisse steuernde Elemente einsetzen muss“, so Stadler.

Auf die Forderung nach mehr Tempo-30-Zonen angesprochen, sagte Stadler, dass das ein Steuerungselement sei, aber nicht das Allerheilmittel. Mit der Verordnung alleine sei es nicht getan. Man müsse die Menschen auch dazu bringen, diese Geschwindigkeitsbeschränkung einzuhalten. Zu der Kritik, es gäbe zu viele, günstige Parkplätze, sagte Stadler, hier sei man der Innenstadtwirtschaft entgegen gekommen: „Da passt der Umweltgedanke mit den wirtschaftlichen Interessen - gebe ich zu - nicht ganz zusammen, aber man muss die Menschen und die Wirtschaft auf dem Weg mitnehmen und die Überzeugungsarbeit wird noch eine erhebliche sein. Davon bin ich überzeugt“, so Stadler.

Katharina Sunk, noe.ORF.at

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