Mehr Badeunfälle: Viele Kinder betroffen

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Badeunfälle in Niederösterreich angestiegen. Über 1.000 Mal rückte die Wasserrettung zu Erste-Hilfe-Einsätzen aus, dreimal zu Lebensrettungen. Besonders gefährdet sind Kinder.

Ein Blick auf die Unfallstatistik zeigt: Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Besonders gefährdet sind Kinder unter fünf Jahren. Markus Schimböck, Präsident der Österreichischen Wasserrettung - Landesverband Niederösterreich, sagt: „Das liegt vor allem daran, dass heutzutage viele Kinder nicht mehr schwimmen können. In der Schule wird der Sportunterricht gekürzt und die Kindern lernen nicht mehr schwimmen, und das merkt man auch bei den Badeunfällen.“

Schimböck: „Ertrinken erfolgt lautlos“

Für Eltern oder Begleitpersonen ist es beim Baden wichtig, das Kind nie aus den Augen zu lassen. „Es ist genau das Gegenteil der Fall, wie man es immer in den Filmen sieht: Ertrinken erfolgt lautlos. Man kriegt das eigentlich nicht mit“, erklärt Schimböck, „schon die kleinste Unachtsamkeit kann dazu führen, dass das Kind ertrinkt.“ Laut Wasserrettung sollten sich Eltern auch nicht auf Schwimmhilfen verlassen, da es dennoch schnell passieren kann, dass das Kind mit dem Kopf unter Wasser gelangt.

Wasserrettung Unfälle Schwimmkurse

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Asylwerber sind häufig betroffen

Häufig waren auch Badeunfälle bei Asylwerbern. So ist vergangenes Jahr beispielsweise ein 20-jähriger Asylwerber im Gemeindeteich in Heidenreichstein (Bezirk Gmünd) ertrunken. Um diese Unfälle zu vermeiden, boten Engagierte im Vorjahr Schwimmkurse an. „Im Bereich der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge wurden im Vorjahr elf großangelegte Schwimmkurse von den Quartierbetreibern durchgeführt. Heuer werden etwa zehn Kurse angeboten", so der für das Asylwesen zuständige Landesrat Maurice Androsch (SPÖ).

„Grundsätzlich ist festzuhalten, dass viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zwischenzeitlich schwimmen können. Zudem sehen es auch ehrenamtliche Helfer als ihre Aufgabe, Einzelnen das Schwimmen zu lernen“, so Androsch weiter. Schwimmkurse für Flüchtlinge müssen aus dem Freizeitgeld, das sind zehn Euro pro Monat, finanziert werden. Dieses Geld stellt das Land Niederösterreich Asylwerbern für Freizeitaktivitäten zur Verfügung. Landesmittel sind für Schwimmkurse für Flüchtlinge nicht budgetiert.

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Die Österreichische Wasserrettung bietet ganzjährig Schwimmkurse an, aber nicht speziell für Asylwerber. Schwimmkurse seien für alle Kinder wichtig, um Badeunfälle zu minimieren, so Schimböck. Das Rote Kreuz hat noch keine konkreten Kurse geplant, würde aber gerne Schwimmkurse im Großraum von Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) und Tulln abhalten. Der Samariterbund bietet heuer aufgrund von mangelnden Kapazitäten keine Schwimmkurse an.

Mehr als 1.000 Erste-Hilfe-Einsätze

2016 rückte die Wasserrettung in Niederösterreich zu mehr als 1.000 Erste-Hilfe-Leistungen aus. „Die häufigsten Fälle am See sind Bienenstiche, allergische Reaktionen und Überschätzung vom eigenen Können im Wasser“, so Schimböck, „die Leute unterschätzen die Gefahren im Wasser immer noch.“

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Vor allem zu Beginn der Saison ist es wichtig, langsam zu starten. „Man sollte nicht sofort die große Runde schwimmen, sondern sich langsam herantasten“, so Schimböck. „Der Körper sollte entsprechend trainiert sein. Es empfiehlt sich ein ganzjähriges Training und im Winter ins Hallenbad zu gehen.“

Baderegeln vor dem Schwimmen

Direkt vor dem Baden ist auch einiges zu beachten, erklärt Martin Scherwitzl von der Wasserrettung: „Bevor man ins Wasser geht, keinen Alkohol trinken, nicht massiv viel essen und man soll sich auf jeden Fall abkühlen, um einen Hitzeschlag zu vermeiden.“ In fließenden Gewässern ist es zusätzlich wichtig darauf zu achten, nicht bei starker Strömung ins Wasser zu gehen.

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Vor dem Schwimmen sollte man sich abkühlen

Sollte man als Badegast eine Person in Notlage im Wasser entdecken, kann jeder helfen. „Das Wichtigste ist aber der Eigenschutz, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen“, so Schimböck, „man sucht sich zuerst ein Rettungsgerät, eine Luftmatratze, einen Ball, ein Seil, irgendetwas, das man dem Ertrinkungsopfer zuwerfen kann, und parallel dazu ist natürlich das Wichtigste, sofort die Einsatzkräfte über die Notrufnummer 144 zu alarmieren.“

Pia Seiser, noe.ORF.at

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