Knapp 80 Gemeinden unterstützen Pfandsystem

Die Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln) unternimmt erneut einen Anlauf für ein Pfandsystem für Plastikflaschen und Dosen. 78 Gemeinden in Niederösterreich unterstützen die Idee. Das Lebensministerium lehnte die Forderung bislang ab.

Bereits im Frühjahr sprach sich der Gemeinderat von Michelhausen für ein Pfandsystem aus - mehr dazu in Michelhausen will Pfand für Verpackungen (noe.ORF.at; 30.3.2017). Seit damals hätte sich am Müllproblem aber nichts geändert, klagt Bürgermeister Rudolf Friewald (ÖVP): „Es werden noch immer zu viele Becher und Dosen achtlos weggeworfen.“ Für Friewald ist das ein Beleg, dass das derzeitige Verpackungssystem gescheitert ist: „Es bietet keinen Anreiz zum Sammeln.“

Ein Pfandsystem - wie bereits in Deutschland eingeführt - soll dafür Abhilfe schaffen und für Fairness sorgen, weil nur jene zur Kassa gebeten werden, die ihren Müll nicht ordnungsgemäß entsorgen. Zudem müssten die Gemeinden und letztlich die Bürger geringere Müllkosten zahlen, wenn Dosen und Plastikflaschen laut Gesetz richtig getrennt und nicht einfach im Restmüll entsorgt werden.

Ministerium: „Nur ein Teil des Müllproblems“

Im Lebensministerium sieht man jedoch keinen Handlungsbedarf. Die Erfahrungen in Deutschland hätten gezeigt, dass der Anteil an Mehrwegbechern trotz Pfandsystem in den vergangenen Jahren um knapp 50 Prozent gesunken sei. Zudem seien Getränkeverpackungen nur ein Teil des Müllproblems. Um Abfallmengen zu reduzieren, will das Ministerium vielmehr das Bewusstsein der Bürger stärken.

Für mehr bewusstseinsbildende Maßnahmen spricht sich auch Gemeindebundpräsident Alfred Riedl (ÖVP) aus. Zwar bringe ein Pfandsystem auch Vorteile, allerdings müsse man sich für ein Verwertungssystem entscheiden: „Das derzeitige System funktioniert, und der Aufwand, das ganze System wieder umzustellen, wäre zu groß“, meint Riedl, vor allem für die Handelsbetriebe, die das System letztlich umsetzen müssten.

„Änderung der Verpackungsverordnung notwendig“

Dieser Meinung wird in Michelhausen heftig widersprochen. Friewald möchte deshalb nun alle Gemeinden in Österreich ins Boot holen und ihnen den Vorschlag unterbreiten. Die Unterstützung von bislang 78 Gemeinden in Niederösterreich ist für den Michelhausner Ortschef jedenfalls eine Bestätigung, dass eine Änderung der aktuellen Verpackungsverordnung notwendig ist.

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