Blinde Autorin will Betroffenen Mut machen

Seit ihrer Geburt leidet Heidemarie Feucht an einer schweren Netzhauterkrankung und ist so gut wie blind. Mit einem Buch über ihr Leben will die Maiersdorferin (Bezirk Wiener Neustadt) anderen Betroffenen Mut machen.

„Ich nehme die Situation mit Humor. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder werde ich eine verbitterte Alte oder eine glückliche, ältere Person. Ich habe mich für das Zweite entschieden“, sagt Heidemarie Feucht. Sie versuche ihren Alltag deshalb so normal wie möglich zu gestalten, sie koche gerne und verbringe viel Zeit in ihrem Garten. In ihrem idyllischen Haus und Obstgarten bewegt sie sich so sicher, dass man es fast nicht merken würde, dass sie kaum etwas sieht.

Heidemarie Feucht mit ihrem Buch

ORF / Sunk

„Ich sehe hell und dunkel, Umrisse von Personen, wobei ich nicht sagen kann, wer das genau ist“, erzählt die 54-Jährige. „Wenn das Wetter schön ist, geht es mir natürlich sehtechnisch auch besser. Bei Schlechtwetter, Nebel, Regen oder Schnee bleibe ich am besten zuhause oder lasse mich auf jeden Fall begleiten.“

Mit ihrem Buch „Sehbehindert - na und?“ wolle sie anderen Mut machen, erzählt die Neo-Autorin. „Ich möchte ihnen Mut zusprechen, Zuversicht geben und auch die Kraft, viele Hürden zu schaffen.“ In Augenambulanzen habe sie nämlich viele Menschen getroffen, die verzweifelt waren oder keine Lösung wussten. „Diese habe ich immer getröstet oder ihnen Tipps gegeben. Irgendwann ist in mir der Wunsch gereift, ein Buch darüber zu schreiben und vielleicht mehr Menschen Hilfestellung geben zu können.“

„Lebe jeden Tag so glücklich du kannst“

Heidemarie Feucht kam 1963 als Frühgeburt auf die Welt und leidet seit damals an „Retrolentaler Fibroplasie“, einer Netzhauterkrankung. Bis heute musste sie zig Operationen absolvieren. Trotzdem ist sie so gut wie blind. Verzweifelt sei sie aber nur einmal gewesen, als man ihr ein Auge entfernt habe, erzählt sie. Heute nimmt sie ihre Situation mit Humor und kann selbst dann lachen, wenn sie im Garten über den eigenen Gartenschlauch fällt - eine von vielen Geschichten aus ihrem Alltag, die sie niederschrieb. „Ich spreche auch von vielen Hoppalas, die mir passiert sind, gebe Tipps, wie ich das meistere, und verrate auch Tricks, auf die ich selbst drauf gekommen bin“, erzählt sie über ihr Buch. Manchmal sei es wirklich lustig, wenn sie mit dem Vorlesegerät lese und ihre eigenen Hoppalas höre, sagt sie.

Das Vorlesegerät hilft ihr beim Lesen von Büchern oder Zeitschriften. Damit kann sie Seiten einscannen oder sich den Text von dem Gerät vorlesen lassen. Das klappt allerdings nur mit gedrucktem Text, weswegen ihr Mann ihr beim Verfassen ihres eigenen Buches helfen musste. Ihre Geschichte habe sie zunächst mit der Hand aufgeschrieben, ihr Mann musste es dann in den Computer tippen. Eine „mühselige“ Arbeit, die fast ein Jahr dauerte. Bevor das Buch schließlich veröffentlicht wurde, zögerte sie noch einmal, man gebe schließlich sein „ganzes Seelenleben“ preis, sagt Feucht. Irgendwann habe sie sich aber doch getraut. Ihr Botschaft an andere Betroffene? „Lebe jeden Tag so glücklich du kannst!“

Link: