Wolfsthal: Zuzug sorgt für Neubelebung

Der Gemeinde Wolfsthal (Bezirk Bruck an der Leitha) drohte vor rund 15 Jahren ein langsames Sterben, es gab nur mehr 700 Einwohner. Ab 2005 änderte sich das aber. Mittlerweile sind 35 Prozent der Einwohner slowakische Staatsbürger.

„Die Grenzöffnung und das Inkrafttreten des Schengenraums haben uns geholfen, damit wir wieder mehr Einwohner in Wolfsthal bekommen haben“, erklärt Bürgermeister Gerhard Schödinger (ÖVP) die zwei wichtigsten Faktoren für die neuen Entwicklungen in Wolfsthal. „Natürlich musste anfangs sehr viel Überzeugungsarbeit bei der Bevölkerung geleistet werden, denn viele im Ort waren skeptisch“, erzählt er.

„Am Anfang war es nicht einfach, aber ich habe versucht, über mehrere Jahre hinweg unserer Bevölkerung zu erklären, wo wir eigentlich hinwollen, warum wir das machen und es war unbedingt notwendig irgendetwas zu unternehmen, um unsere Attraktivität zu steigern und unsere Gesellschaft zu verjüngen, das war eigentlich der Hauptgrund.“

Baugrund im Ortszentrum von Wolfsthal

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Zwei Hektar Baugründe direkt im Ortskern von Wolfsthal

Baugründe im Ortszentrum zur Verfügung gestellt

So wurden in der Gemeinde ab 2005 zwei Hektar Grund als Baugründe gewidmet. Und zwar nicht am Ortsrand, sondern mitten in der Gemeinde. Denn der Bürgermeister hat immer Durchmischung von angestammten Einwohnern und den Neuankömmlingen angestrebt. Besonders interessiert an den Baugründen zeigten sich slowakische Familien. „Der erste, der angefragt hat, war ein Einwohner unseres Nachbarstaates Slowakei, er wollte hier einen Baugrund kaufen. Ich habe daraufhin gesagt, natürlich ist er genauso herzlich willkommen und das war eigentlich der Start dafür, dass immer mehr Nachbarn zu uns gekommen sind und gefragt haben, ob sie hier einen Bauplatz erwerben können“, schildert Schödinger.

Diese Frage richtete auch Zuzanna Ondrisova mit ihrer Familie an die Gemeinde. Sie stammt aus Bratislava, hat aber mit ihrem Mann und den beiden Töchtern beschlossen, wegen der besseren Wohnqualität und der niedrigeren Grundstückspreise nach Niederösterreich in das sieben Kilometer entfernte Wolfsthal zu ziehen. Sie lebt aber nicht nur hier, sie ist mittlerweile auch Gemeinderätin der ÖVP.

Als EU-Bürgerin hat sie das Wahlrecht auf Gemeindeebene und darf daher auch mit einem slowakischen Pass Gemeinderätin in Niederösterreich werden. Ondrisova bemüht sich darum, die Kontakte im Ort zwischen Slowaken und Wolfsthalern zu vertiefen. In der Gemeinde ist sie zuständig für das Schulwesen und den Kindergarten. „Mittlerweile gibt es sehr gute Kontakte und Beziehungen zwischen Slowaken und den Österreichern, ich finde das funktioniert ganz gut und ich selbst bin mit meiner Familie sehr gut aufgenommen worden“, sagt die 39-Jährige.

Kindergarten in Wolfthal

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Der Kindergarten in Wolfthal ist wieder gut besucht

Sehr viele lernten und lernen im Ort Deutsch

In Wolfstahl sieht man den Zuzug großteils positiv, es habe sich gut entwickelt, wird gegenüber noe.orf.at versichert. „Von den Eltern her würde ich sagen, der Großteil lernt sehr wohl Deutsch im Ort, es sind auch sehr viele Zuzügler, die schon sehr gut Deutsch können. Englisch ist Standard bei ihnen, also die Kommunikation funktioniert ganz gut“, schildert Sabine Rieppl, sie ist selbstständige Unternehmerin und wohnt mit ihrer Familie in Wolfsthal. „Es gibt bei uns auch ein Dorffest, heuer waren schon sehr viele Slowaken mit ihren Kindern mit dabei“.

Im Ort gibt es viel Zustimmung für das Konzept des Bürgermeisters. Bei der letzten Gemeinderatswahl 2015 bekam er 69 Prozent der Stimmen. Und mittlerweile ist auch im Kindergarten keine Rede mehr von einer Schließung, 80 Kinder sind bereits wieder hier. Interessant ist auch das Zukunftskonzept für Wolfsthal. Derzeit leben hier 1.300 Einwohner, maximal 1.500 sollen es werden. „Die Gemeinde soll sich bei dieser Größe einpendeln und alle Einwohner sollen hier gut und gemeinschaftlich miteinander leben können“, sagt der Bürgermeister.

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