EPU: Viele Branchen, viele Rezepte

65.000 Unternehmer in Niederösterreich sind zugleich Chef und einziger Mitarbeiter. 1.500 dieser Ein-Personen-Unternehmer haben den „EPU-Erfolgstag“ der Wirtschaftskammer besucht. Klar ist: Ein einziges Erfolgsrezept für alle gibt es nicht.

Sein eigener Chef zu sein ist in Niederösterreich mehr Regel als Ausnahme. Zwei von drei Unternehmern leiten hierzulande ein sogenanntes Ein-Personen-Unternehmen, kurz EPU. Damit ist der EPU-Anteil an der gesamten Wirtschaft in Niederösterreich höher als in jedem anderen Bundesland.

Doch von einer einheitlichen Gruppe kann hier keine Rede sein - zu unterschiedlich sind die Unternehmerinnen und Unternehmer in Bezug auf Branchen, Einkommen, Kundenkontakt und mehr. So waren am sogenannten EPU-Erfolgstag der Wirtschaftskammer Niederösterreich in der Pyramide Vösendorf (Bezirk Mödling) Unternehmensberater, Buchhalter, Werbe-Profis und IT-Fachleute genauso vertreten wie Fitnesstrainer, Fotografen und Astrologen.

EPU Erfolgstag WKNÖ

ORF

Der „EPU-Erfolgstag“ der Wirtschaftskammer soll Teilnehmern in Vorträgen und Seminaren Tipps und Denkanstößen für den Berufsalltag geben

„Als EPU musst du ein ‚All-in-One‘ sein“, erklärte Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich, im Gespräch mit noe.ORF.at. „Du musst ein gutes Produkt haben, du musst ein toller Geschäftsmann sein, du musst gut verkaufen können und sollst auch in der Abrechnung und im Steuerrecht gut sein.“ Leicht sei das jedenfalls nicht - daher entfalle auch der bei weitem größte Teil der Beratungstätigkeit der Kammer auf diesen Bereich.

Kaum einheitliche Antworten

Ob es in den vergangenen Jahren auf dem eigenen Markt schwieriger geworden ist, darüber gab es beim Unternehmertreffen in Vösendorf fast genauso viele Antworten wie Teilnehmer. „Für mich nicht“, sagte etwa Brigitte Strobl, Bilanzbuchhalterin aus Amstetten. Am Anfang habe sie es zwar schwer gehabt, „aber inzwischen werde ich weiterempfohlen.“ „Eher besser geworden“ ist es auch für Gerhard Naller aus Laxenburg (Bezirk Mödling), der unter anderem in den Bereichen IT, Sanitär und Klimatechnik tätig ist.

„Man muss ein bisschen findiger sein und viel mehr netzwerken als früher“, meinte dagegen Unternehmensberaterin und Trainerin Monika Bock aus Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling). „Das Feld ist viel breiter geworden. Wenn du nicht ein großes Netzwerk hast, wo du dich immer wieder austauschst, wird es einfach immer schwieriger.“

Zunehmend schwierig werde es auch in der Fitnessbranche, sagte Josef Hödl, der in Berndorf (Bezirk Baden) ein Fitnesscenter besitzt. Auf der einen Seite arbeite er immer noch in einer boomenden Branche, auf der anderen sei es „teilweise härter geworden, weil auch Mitbewerber aus dem Boden gewachsen sind.“ Vor allem Billigstudios würden hier eine starke Konkurrenz darstellen.

Digitalisierung als Herausforderung und Chance

Trotz aller Unterschiede und Eigenheiten gibt es auch vereinzelte gemeinsame Herausforderungen und Chancen. Wirtschaftskammer-Präsidentin Zwazl formulierte etwa konkrete Wünsche an die nächste Bundesregierung. So sollen etwa die Steuererklärungen für EPU vereinfacht werden, die soziale Absicherung bei Arbeitsunfähigkeit verbessert und die steuerlichen Vergünstigungen ausgebaut werden.

Die wichtigste gemeinsame Herausforderung und Chance ist aber wohl die Digitalisierung. Zwazl plädierte in diesem Feld für einen „goldenen Mittelweg“: „Auf der einen Seite kann man sich dem Zug der Zeit nicht entziehen. Die Digitalisierung ist nicht etwas, was auf uns zukommt - wir sind mittendrin.“ Gleichzeitig dürfe aber der reale Kontakt mit Menschen nicht zu kurz kommen und man dürfe sich nicht „von der Technik auffressen“ lassen.

EPU Erfolgstag WKNÖ

ORF

Sonja Zwazl (l.) und Johanna Mikl-Leitner beim Festakt der Wirtschaftskammer Niederösterreich in der Pyramide Vösendorf

Digitalisierung, Deregulierung, Dezentralisierung

Für einen optimistischen und zukunftsorientierten Umgang mit der Digitalisierung sprach sich unterdessen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) aus. Denn die Digitalisierung stelle zusammen mit der Deregulierung und der Dezentralisierung die drei wichtigsten Themen dar, „die mich auch intensiv mit Frau Zwazl und der Kammer verbinden“, so Mikl-Leitner in Vösendorf.

Ziel müsse sein, mithilfe der Digitalisierung vor allem die ländliche Region zu beleben. Die Landeshauptfrau sieht diesbezüglich eine Chance, „dass sich dort neue Betriebe ansiedeln, neue Arbeitsplätze entstehen und dass es vor allem mehr Lebensqualität für alle geben wird.“

Links: