Vergessener Flugplatz in Deutsch-Wagram

Zwischen Deutsch-Wagram, Strasshof und Markgrafneusiedl (alle Bezirk Gänserndorf) befand sich einst ein militärischer Flugplatz. Im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht errichtet, verschwindet er mittlerweile langsam.

Das Flugfeld zwischen Strasshof, Deutsch-Wagram und Markgrafneusiedl war einst mehrere Kilometer lang. Deshalb gab es das Gerücht, dass vom streng geheimen Flugfeld der Nationalsozialisten Düsenflugzeuge starten sollten. Die heute bekannten Fakten sagen aber anderes. „Das Flugfeld wurde 1940/41 angelegt und diente ursprünglich als Schulungsflughafen. Es war eine Außenstelle des Flughafens Tulln, hier wurden Ausbildungsflüge vom Fliegerkorps absolviert“, so Heimatforscher Manfred Gross.

Flughafen Deutsch Wagram

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Das Flugfeld war ursprünglich für Schulungen vorgesehen

2.500 russische Soldaten am Flugplatz

Zu Kriegsende zerstörten die Nationalsozialisten die Piste und die Gebäude, die Sowjetarmee richtete das Flugfeld und die Baracken allerdings wieder her. 2.500 russische Soldaten sollen sich hier aufgehalten haben. „Das war Sperrgebiet, es wurde peinlich genau bewacht. Es hat eine ganze Kompanie Soldaten gegeben, die nur für die Bewachung zuständig war“, erinnert sich Zeitzeuge Werner Wach.

Wach war in den 1950er Jahren ein unternehmungslustiger Jugendlicher und das verwaiste ehemalige Flugfeld ein gefährlicher Abenteuerspielplatz. „Wie die Russen weg waren, war das für uns Buben ein Eldorado. Wir haben natürlich dort herumgestöbert und irgendetwas haben wir immer gefunden.“

Flughafen Deutsch Wagram

Manfred Gross

Russische Soldaten hatten den Flughafen bewacht

Tief im Wald bei Deutsch-Wagram gibt es auch noch verbliebene Gebäudeteile. Die Mauerreste deuten darauf hin, dass hier eine Schießanlage war. „Es gibt aber auch eine andere These, dass hier Flugzeuge eingestellt worden sind, dass es eigentlich Flugzeughangars waren. Ein Dach war deswegen nicht vorhanden, weil sie nur mit Tarnnetzen abgedeckt waren“, erklärt Manfred Gross.

1956 begann man mit den Überlegungen, den Flugplatz für die Zivilluftfahrt herzurichten, um Schwechat zu entlasten, doch der Widerstand der Anrainer war groß. Man entschied sich schließlich dafür, Schwechat auszubauen, das Flugfeld bei Deutsch-Wagram geriet in Vergessenheit.

Flughafen Deutsch Wagram

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Die Mauerreste könnten Teile eines Flugzeughangars gewesen sein

In den 1970er Jahren wurden hier stattdessen Autostunts veranstaltet, eine Forschungsgesellschaft wollte Raketen starten lassen, Generationen von Fahrschülern benutzten die Rollbahn für Übungsfahrten. Heute entsteht auf dem Areal ein ausgedehntes Gewerbegebiet. Mit der geplante Marchfeld-Schnellstraße werden zudem die letzten Spuren der Piste wohl verschwinden.