Causa Pflegeheim: Warten auf Gutachten
Bis zum Vorliegen der Expertisen werden laut Leopold Bien, Sprecher der Anklagebehörde, „mehrere Wochen“ vergehen. Er bestätigte am Montag, dass eine dritte Exhumierung geplant gewesen wäre, die Leiche jedoch verbrannt worden sei. „Akkurat“, sagte er am Montag auf Anfrage.
Der Sprecher fügte hinzu, dass er über mögliche weitere Ermittlungsschritte derzeit keine Auskünfte geben wolle. Ermittelt wird in dem Fall nach den Paragrafen 92 (Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen), 205 (Sexueller Missbrauch einer wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Person) und 83 (Körperverletzung).
Exhumierung soll „Abklärung“ bringen
Obduziert wurden Leichen früherer Heimbewohner. Laut „Kronen Zeitung“ vom Sonntag soll es sich um zwei Frauen handeln, die 2015 und 2016 starben - mehr dazu in Causa Pflegeheim: Zwei Leichen exhumiert (noe.ORF.at; 26.11.2017). Geklärt werden soll, ob es Hinweise auf Medikation gibt. „Diese beiden Patientinnen sind in dem Zeitraum, in dem sich die Misshandlungsvorwürfe ereignet haben sollen, ebenfalls im Pflegeheim Kirchstetten verstorben. Im Wege der Exhumierung und Obduktion wird versucht, eine Abklärung vorzunehmen“, so Bien.
Er spricht hinsichtlich der Exhumierung von „einer weiteren Maßnahme, um den Sachverhalt weiter aufzuklären“. Auf die Frage, warum gerade jetzt die beiden Leichen exhumiert wurden, sagte er zum ORF-Radio: „Die Ermittlungen wurden Schritt für Schritt vorgenommen. Es hat ja seit einem Jahr laufende Ermittlungen in unterschiedlichster Natur gegeben. Jetzt wird auf Grundlage von Ermittlungsergebnissen diese Maßnahme vorgenommen“.
Laut Gutachten kein Hinweis auf Misshandlung
Die Erhebungen richten sich gegen fünf ehemalige Pflegekräfte des Heims. Die Causa war im Oktober 2016 angezeigt worden, die Verdächtigen leugneten die Vorwürfe. Ende September dieses Jahres wurde bekannt, dass zwei von ihnen in der Folge in einer Einrichtung in Wien gearbeitet haben. Die beiden wurden festgenommen und einen Tag später enthaftet - gegen das Gelöbnis, bis zum Ende des Verfahrens nicht mehr im Pflegebereich tätig zu sein. Diskutiert wurde über die rechtlichen Möglichkeiten eines vorläufigen Berufsverbots.
Seit diesem Monat liegt außerdem ein von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebenes medizinisches Gutachten vor. Dieses sollte die Fragen klären, ob es körperliche Folgen von Übergriffen auf Patienten gab und ob die Pfleger eigenmächtig nicht verschriebene Medikamente verabreicht haben. Beides konnte der Sachverständige „nicht objektivieren“, hieß es von der Staatsanwaltschaft - mehr dazu in Pflegeskandal: Kein Hinweis auf Misshandlung (noe.ORF.at; 17.11.2017).
Links:
- Berufsverbot für Pfleger wäre möglich gewesen (noe.ORF.at; 8.10.2017)
- Pflegeskandal: Beschuldigte nicht geständig (noe.ORF.at; 26.9.2017)