Klosterneuburger forschen an HIV-Impfstoff

Seit Jahrzehnten forschen Wissenschafter an einem HIV-Impfstoff, der der unheilbaren Krankheit AIDS Einhalt gebieten soll. Ein Klosterneuburger Unternehmen ist an einer EU-weiten Initiative zur Entwicklung des Impfstoffes beteiligt.

Allein im Vorjahr hätten in Österreich 447 Neuinfektionen mit dem HI-Virus verhindert werden können, 32 davon in Niederösterreich. Und während in Österreich die Zahlen relativ stabil sind, gab es laut WHO europaweit eine Steigerung der Neuerkrankungen von sieben Prozent und damit den höchsten Wert seit den 1980er-Jahren.

23 Millionen Euro Förderung

Die EU-Kommission fördert das Forschungsprojekt zur Entwicklung eines Impfstoffes deshalb mit 23 Millionen Euro. Unter britischer Leitung arbeiten 22 Institutionen an der Entwicklung neuer Impfstoffe - unter anderem auch in Klosterneuburg (Bezirk Tulln).

HIV-Impfstoff Forschung in Klosterneuburg

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HI-Virus fordert hoch effizienten Impfstoff

Die HI-Viren machen es den Wissenschaftlern besonders schwer, da sie sich sehr schnell ins Erbgut integrieren und von dort kaum zu entfernen sind, sagt der Biotechnologe und Geschäftsführer der Firma Polymun, Dietmar Katinger: „Es bleibt nur ein kleines Zeitfenster, in dem das Immunsystem reagieren kann. Der Impfstoff muss also noch viel effizienter sein, als es bei normalen Viren der Fall ist. Das ist eine Herausforderung. Zusätzlich sind die HI-Viren sehr anpassungsfähig, sie weisen zumindest oberflächlich viele Unterschiede auf. Das macht es für das Immunsystem noch schwieriger, sie zu erkennen.“

Geschäftsführer der Firma Polymun, Dietmar Katinger

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Dietmar Katinger, Geschäftsführer der Firma Polymun

Die Wissenschafter in Klosterneuburg entwickeln Bestandteile von Viren-Hüllen, die den HI-Viren ähnlich sind. Auf diese künstlich geschaffenen Virenhüllen soll der Körper durch die Impfung reagieren lernen und im Fall einer echten Infektion gewappnet sein. Das alles geht nur durch die Zusammenarbeit mit Projektpartnern. „Die einen entwickeln die Baupläne für das Hüllprotein des Virus, wie es genau ausschauen soll und welche Eigenschaften man nachher testen muss, um zu beweisen, dass es auch wirklich gelungen ist. Diese Baupläne werden zu uns gebracht und wir setzen das um in ein Produktionsverfahren und auch in analytische Verfahren“, sagt Katinger.

Erste klinische Studie beginnt 2018

Da es zahlreiche Formen von HI-Viren gibt, versucht man die Eigenschaften der Viren zu bündeln, um mit einer Impfung möglichst alle Virenstämme abzudecken, so der Experte: „Die Virenstämme haben sich sehr auseinander entwickelt und schauen sehr unterschiedlich aus, zumindest für ein Immunsystem. Die nächste Generation, die wir gerade in Arbeit haben, beschäftigt sich damit, dass wir ein Mosaik zusammenzubauen, um es so zu präsentieren, dass das Immunsystem in diesen Bausteinen alle Virenstämme erkennen kann und eine möglichst breite Immunantwort bilden kann.“

HIV-Impfstoff Forschung in Klosterneuburg

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Demnächst wird mittels Bluttests erhoben, wie gut das Immunsystem auf den Impfstoff aus Klosterneuburg reagiert, die erste klinische Studie beginnt 2018 in Großbritannien.

Manuela Matl, noe.ORF.at

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