Jungunternehmer gründen „Amazon für Bienen“

Zittern heißt es jetzt für Imker. Wie viele von ihren Bienen den Winter überstehen, ist ungewiss. Ein Start-up-Unternehmen aus Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) will hier ansetzen und über die Plattform „Hektar Nektar“ Bienen vermitteln.

Imkern und vor allem Hobbyimkern sterben Schätzungen zufolge über den Winter zwischen 30 und 70 Prozent ihrer Bienenvölker. Allein im deutschsprachigen Raum würden jedes Frühjahr 600.000 Bienenvölker, die den Winter nicht überlebt haben, fehlen. Die Brüder Mark und Martin Poreda wollen mit ihrem Start-up-Unternehmen mit Sitz in Perchtoldsdorf Imker miteinander vernetzen. „Wir sind ein Marktplatz, der Züchter, die Bienen anzubieten haben, und Käufer, die Bienen kaufen wollen, zusammenbringt“, sagt Martin Poreda im Gespräch mit noe.ORF.at.

Hektar Nektar

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Jungunternehmer Martin Poreda im Büro, von wo die Plattform betrieben wird

Seit drei Monaten sind die Jungunternehmer im neuen Büro, von wo aus der Marktplatz im Internet betrieben wird. Eine riesige, aus Holz nachgebaute Bienenwabe an der Wand des Büros zeigt, dass sich hier alles um Bienen dreht. Sogar echte Bienen gibt es hier. „Wenn man aus unserem Fenster schaut, dann sind auf dem Flachdach 60.000 Bienen zu Hause. Sie halten jetzt gerade Winterschlaf“, so Poreda.

Bestäubungsleistungen für Bauern

Noch viel mehr Bienen finden sich dann auf der Plattform „Hektar Nektar“. Sie stellt eine Art Amazon für Bienen dar. „Es gibt für die Imker keinen Marktplatz, wo sie zum Beispiel nach Bienenrassen suchen können oder sich aussuchen können, ob sie die Bienen abholen können oder zugeschickt bekommen. Das gibt es für Imker nicht. Zudem ist es sehr schwierig, Bienen zu suchen, meist sind sie auch schon für die nächste Saison ausverkauft.“ Die Plattform soll diesen Problemen nun entgegenwirken.

Nach dem Prinzip von Amazon gibt es auch bei „Hektar Nektar“ für jede getätigte Vermittlung eine Provision für die beiden Betreiber. Auch Bauern, die Bienen für ihre blühenden Felder und Obstgärten benötigen, können über die Plattform buchen. „Wir vermitteln auch zwischen Landwirten, die Bestäubungsleistung durch Bienen für ihre Felder suchen, und Imkern, die sich auf Bestäubung spezialisiert haben“, so der Unternehmer.

Ein Bienenvolk kostet im Durchschnitt 170 Euro

Zudem werden Bienenpatenschaften für Privatpersonen und Unternehmen vermittelt. Die Brüder hatten die Idee, als ein Imker sie gebeten hatte, beim Aufbau seines Onlineshops zu helfen, erzählt Martin Poreda: „Wir haben ihn ein Jahr lang begleitet. Wir haben gesehen, dass es für Imker in der digitalen Welt noch viel zu tun gibt, und das wollen wir mit unserer Plattform umsetzen.“

Mit speziellen Transportboxen können schließlich tausende Bienen auf Reisen geschickt werden. Durchschnittlich kostet ein Bienenvolk etwa 170 Euro. Registrieren kann man sich bereits auf der Plattform, auch Bestellungen können abgeben werden. Der tatsächliche Start der Vermittlung beginnt dann mit dem ersten Bienenflug, der erfahrungsgemäß im März oder April stattfindet.

Martina Gerlitz, noe.ORF.at

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