Pflegeregress: Nachfrage nach Heimplätzen steigt

Nach der Abschaffung des Pflegeregresses mit Jahresbeginn ist die Nachfrage nach Pflegeheimplätzen im Steigen. Der große Ansturm sei aber ausgeblieben, hieß es am Dienstag, die Wartelisten seien „sehr kurz“.

Kosten für Pflegeheime

Informationen zu der Höhe der Heimkosten und zum Entfall des Pflegeregresses finden Sie auf help.gv.at.

Derzeit verzeichne man 370 Neuanträge, die nun geprüft werden - vor einem Jahr waren es 215, so Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP). Seit Jahresbeginn habe es 230 Heimaufnahmen bzw. -zuweisungen gegeben. Die Warteliste sei um 30 Personen länger als Ende Dezember. „Niederösterreich ist gut vorbereitet, und jeder, der einen Platz braucht, bekommt ihn auch“, so Schwarz, die von „sehr kurzen Wartelisten“ sprach. In ganz dringenden Fällen gebe es innerhalb von zwei Wochen einen Pflegeheimplatz. Nach dem Wegfall des Pflegeregresses haben zudem 955 der bisher 1.100 Selbstzahler in Heimen Anträge auf Sozialhilfe gestellt.

„Bedarf steigt weniger als angenommen“

Die Landesrätin bezifferte den Einkommensausfall für das Land durch die Abschaffung des Pflegeregresses mit 22 Millionen Euro, und die Summe durch die Übernahme der Kosten der bisherigen Selbstzahler mit 26 Millionen. Dazu kämen Aufwendungen aufgrund einer Nachfragesteigerung sowie für einen eventuell nötigen Ausbau. Bezüglich der Übernahme von Kosten sei man „in intensiven Gesprächen mit dem Bund“, sagte Schwarz. Die zugesagte Abgeltung von 100 Millionen Euro an die Bundesländer sei „mit Sicherheit zu wenig“.

Zusätzliche Nachfrage könnte man etwa durch bisherige Selbstzahler oder Kurzzeitpflegebetten abdecken. „Der Bedarf steigt weniger rasant als angenommen“, meinte Schwarz. Als Vergleich nannte die Soziallandesrätin eine Steigerung von 30 Prozent nach der Abschaffung des Kinder-/Angehörigen-Regresses Anfang 2008. Weitere Ausbaumaßnahmen in den Pflegeeinrichtungen könnten erst durch die Erfahrungswerte des ersten Halbjahres prognostiziert werden.

Unangekündigte Kontrollen in Heimen

Seit der im April 2017 eingeführten Kontrollaufgabe der NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft wurden 300 Gespräche mit Pflegepersonal oder Führungskräften und 450 mit Angehörigen oder Pflegebedürftigen geführt. 50 Pflege- bzw. Betreuungszentren wurden besucht, davon zehn Prozent unangekündigt, sagte NÖ Patientenanwalt Gerald Bachinger. Zehn der Einrichtungen wurden wegen Meldungen oder Beschwerden aufgesucht. Insgesamt gab es 61 Meldungen, davon elf vertraulich. Sechsmal wurden pflegefachliche Beratungen und Auskünfte erteilt.

Pflege in Niederösterreich

11.000 Personen sind derzeit in 110 Pflege- und Betreuungszentren in Niederösterreich untergebracht, davon 5.800 in 48 Landespflegeheimen. 16.500 Haushalte nehmen ambulante Hilfe in Anspruch, 6.600 Haushalte 24-Stunden-Betreuung. Im „Betreuten Wohnen“ gibt es 6.000 Wohnungen.

Insgesamt habe sich ein „stimmiges Bild mit hoher Qualität und mit hohem Engagement des Pflegepersonals“ in den Heimen ergeben, so Bachinger. Verbesserungspotenziale wurden in der Kommunikation, in der Führungskultur und im Bereich Ernährung (etwa bedürfnisorientierte Essenszeiten) ausgemacht.

Alltagsbegleiter als neues Angebot

Als neues Angebot werden Alltagsbegleiter installiert, derzeit läuft laut der Landesrätin die erste Ausbildungsrunde mit 20 Teilnehmern. Das Land fördert 20 der 29 Euro an Kosten pro Stunde. Bachinger rechnet damit, dass durch das Inkrafttreten des Erwachsenenschutzgesetzes mit Juli sehr viele Sachwalterschaften wegfallen werden, diese Lücke könne durch Alltagsbegleiter geschlossen werden.

Schwarz plädierte außerdem dafür, auch für Menschen mit Behinderung in stationären Einrichtungen den Regress abzuschaffen. Betroffen seien in Niederösterreich 5.000 Personen, die Mehrkosten betragen laut der Landesrätin 4,5 Millionen Euro. Das Land Niederösterreich gehe hier in Vorleistung, „ich erwarte mir vom Bund sehr bald eine Klarstellung“, so Schwarz.

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