Internet treibt Drogenhandel nach oben

Das Internet stellt die Polizei beim Drogenhandel vor immer größere Herausforderungen. Denn wurde damit früher ausschließlich auf der Straße und in Großstädten gehandelt, entwickelte sich zuletzt parallel dazu auch ein großer Markt im Internet.

Cobra-Beamte stürmten in der Vorwoche ein Wohnhaus in Natschbach-Loipersbach (Bezirk Neunkirchen) und nahmen drei Männer fest. Über das Internet sollen sie laut Polizei Drogen eingekauft und weitervertrieben haben - mehr dazu in Cobra-Einsatz gegen Darknet-Dealer (noe.ORF.at; 6.3.2018). Für die Polizei sind solche Einsätze - auch am Land - keine Einzelfälle mehr.

Drogen Internet Polizei LKA Darknet

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Der Grund dafür ist das Internet. Denn während der Straßenverkauf - begonnen vor etwa zehn Jahren - stetig zurückgegangen ist und seither konstant bleibt, treibt der Internethandel die Zahl der Anzeigen wieder stark nach oben. Im Jahr 2016 gab es in Niederösterreich 4.188 Anzeigen nach dem Suchtgiftmittelgesetz.

Anonymität und Bequemlichkeit

„Früher musste man dazu in die Stadt fahren und einen Dealer finden, um Drogen einzukaufen“, erklärte Omar Haijawi-Pirchner, Leiter des Landeskriminalamtes, „heute kann man das einfach anonym im Internet bestellen.“ Denn dort, wo die Nähe zur Stadt nicht gegeben ist, „liefert die Post natürlich ebenfalls und ist es auch am Land einfach an Drogen zu kommen“, hielt Haijawi-Pirchner fest.

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Die Verkäufer sitzen meist im Ausland und versenden die Drogen per Post

Die Verkäufer sitzen meist im Ausland. Zugestellt werden die Drogen über Post- und Paketschnelldienst, die meist als normale Einkäufe, wie CDs, getarnt werden. Um anonym zu bleiben nutzen sowohl Käufer als auch Verkäufer besonders gern das sogenannte Darknet - das an sich nicht illegal ist. Denn dort wird nicht gespeichert, wer sich mit wem unterhält und nach was genau gesucht wird.

Stille Post ohne Informationsverlust

Außerdem erfolgt der Datenverkehr über mehrere Mittelsmänner, in diesem Fall oft mehrere hundert Computer - wie Stille Post, nur dass dabei keine Informationen verloren gehen. Beobachter von außen - wie die Polizei - wissen also nicht sofort, wer was an wen sendet, sondern müssen sich in der Stille-Post-Kette erst mühsam vom Empfänger zum Sender zurück arbeiten. Bezahlt wird zudem meist in Bitcoins - eine anonyme Kryptowährung, die laut Polizei nur schwer nachzuforschen sei.

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Bei der Suche nach Drogen kooperiert die Polizei mit Post- und Paketzustellern

Für die einzelnen Landeskrimimalämter bedeute das einen unverhältnismäßig hohen Aufwand. Die Ermittlungen laufen deshalb in enger Abstimmung mit dem Bundeskriminalamt (BKA), erklärt Haijawi-Pirchner: „Man informiert sich, auch auf europäischen Gebiet, weil wir oft Informationen an Nachbarstaaten weitergeben und von ihnen bekommen.“ Zudem habe das BKA mit seiner technischen Ausrüstung mehr Möglichkeiten, die Täter auszuforschen.

Flughafen als Drehscheibe

Gleichzeitig kooperiert die Polizei verstärkt mit Post- und Paketzustellern, „um Pakete, in denen verdächtige Substanzen enthalten sind, abzufangen, mit dem Zoll entsprechend zu öffnen und sicherzustellen“, gab Haijawi-Pirchner offen zu. Die Gepäckskontrollen am Flughafen Schwechat wurden wiederum verstärkt. Schließlich nutzen immer mehr Händler den Airport als Drehscheibe für den weiteren Vertrieb.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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